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Stadt Landau gedenkt der Opfer der Reichspogromnacht am 9. November 1938

Am Synagogenmahnmal in der Friedrich-Ebert-Straße gedachte die Stadt Landau am 9. November der Opfer der Reichspogromnacht im Jahr 1938. Foto: ld [1]

Am Synagogenmahnmal in der Friedrich-Ebert-Straße gedachte die Stadt Landau am 9. November der Opfer der Reichspogromnacht im Jahr 1938.
Foto: ld

Landau. „Es geht nicht darum, unseren jungen Generationen Schuld einzureden oder weiterzugeben; es geht darum, für die Zukunft Schuld zu vermeiden.“

Diese eindringlichen Worte richtete Oberbürgermeister Thomas Hirsch an die Menschen, die zur Gedenkveranstaltung der Stadt Landau anlässlich des 79. Jahrestags der Reichspogromnacht gekommen waren. Auch in Landau brannte in jener Nacht im Jahr 1938 die Synagoge, wurden Wohnungen zerstört und jüdische Mitbürger brutal drangsaliert.

Bis zum heutigen Tag bedürfe es der offensiven Auseinandersetzung mit den Gräueltaten des Nationalsozialismus, so der Stadtchef; und weiter: „Vielleicht war es in den zurückliegenden Jahren selten wichtiger als heute, dass wir am 9. November am Platz, in dessen unmittelbarer Nähe einst die Landauer Synagoge stand, zusammenkommen.

Vielleicht war es selten wichtiger zu betonen, dass wir weiterhin der Aufarbeitung und Auseinandersetzung mit der damaligen Zeit bedürfen. Dass wir uns immer den geschichtlichen Tatsachen stellen müssen. Damit Opfer Opfer und Täter Täter bleiben.“

In seiner Ansprache erinnerte der OB aber auch an die große Geste der Versöhnung vor 30 Jahren, als auf Einladung des damaligen Oberbürgermeisters Dr. Christof Wolff rund 70 frühere Landauer jüdischen Glaubens zur Einweihung des Frank-Loebschen Hauses in ihre Heimatstadt zurückkehrten. Diese bewegenden Tage der Begegnung hätten einer Aussöhnung den Weg bereitet, so Hirsch.

Die Dekane Volker Janke und Axel Brecht baten danach zum gemeinsamen Gebet. Unter anderem verlasen sie einen Psalm aus dem Alten Testament: „Hilf doch, o Herr, die Frommen schwinden dahin / Unter den Menschen gibt es keine Treue mehr“. Millionen im Nationalsozialismus verfolgter Juden hätten Psalmen wie diese, der Hoffnung und der Verzweiflung, im Herzen und auf den Lippen gehabt, erinnerten die beiden Dekane.

Die musikalische Begleitung der Gedenkveranstaltung übernahm auch in diesem Jahr Peter Damm am Saxofon.

Schüler des Max-Slevogt-Gymnasiums gaben den Landauer Opfern des Nationalsozialismus schließlich ein Gesicht: Sie lasen die Biografien von fünf jüdischen Schülerinnen vor, die in den 1930er Jahren die Vorgängerschule des MSG, die Städtische Höhere Mädchenschule, besucht hatten.

Für diese fünf sowie 20 weitere Schülerinnen waren am Vormittag vor den Toren des MSG so genannte „Stolpersteine“ verlegt worden.

Sein Dank gelte Raja Grassmann, Begüm Gül, Nils Häger, Leonie Heider, Lucca Ißle, Anne Kollmar, Walter Orlov, Elias Rumpf und Sophie Sinn, die die Biografien der früheren Schülerinnen mit viel Engagement und persönlichem Einsatz recherchiert und den Besuchern der Gedenkveranstaltung nahegebracht hätten, betonte OB Hirsch.

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