Pfalz. Die Queichwiesenbewässerung in der Pfalz ist gemeinsam mit weiteren traditionellen Bewässerungssystemen in die internationale Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen worden.
Das hat die Unesco in Kasane (Botswana) beschlossen. Bei der Queichwiesenbewässerung zwischen Landau und Germersheim handelt es sich mit rund 450 Hektar Fläche um das größte zusammenhängende Wiesenbewässerungssystem Deutschlands. Sie war bereits 2018 in das Bundesweite Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe aufgenommen worden.
„Rheinland-Pfalz ist nicht nur reich an historischen Schätzen aus Stein und Gold, sondern auch an einzigartigen Kulturtechniken, die die Jahrhunderte überdauert haben. Die Queichwiesenbewässerung ist ein Musterbeispiel menschlicher Kooperation, denn sie erfordert eine ausgeklügelte Organisation, enge Zusammenarbeit und umfangreiches Know-how zur sinnvollen Nutzung der immer knapper werdenden Ressource Wasser. Die Anerkennung der traditionellen Bewässerung in Europa als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit ist Ausdruck der Bedeutung dieser außergewöhnlichen Tradition“, sagte Innenminister Michael Ebling (SPD). Er gratulierte den Antragsstellern herzlich zur Auszeichnung.
Die Queich, ein fast 52 Kilometer langer Nebenfluss des Rheins, beschert der Pfalz ein bemerkenswertes Naturparadies mit unzähligen schützenswerten Tieren und Pflanzen. Um die nährstoffarmen Uferwiesen landwirtschaftlich nutzen zu können und auch in trockenen Jahren eine erträgliche Heuernte einzufahren, entwickelten die Bewohnerinnen und Bewohner bereits vor 500 Jahren ein raffiniertes Bewässerungs- und Stauungssystem aus Gräben und Wehren.
Mit dem Kulturerbe-Titel ausgezeichnet wurden nun nicht die Queichwiesen selbst oder bestimmte Bauwerke, sondern die landwirtschaftlichen Techniken, die auf einem über Jahrhunderte von Generation zu Generation weitergegebenen Wissen beruhen.
Um die Wiesenbewässerung zu erhalten und teilweise auch zu reaktivieren, bildete sich vor 27 Jahren die „Interessengemeinschaft Queichwiesen“. Menschen aus Kommunalverwaltungen, Naturschutz, Landwirtschaft und der Bürgerschaft engagieren sich seitdem dort gemeinschaftlich.
„Der nationale und europäische Erfahrungsaustausch der Trägerschaften der Wiesenbewässerung untereinander ist für den Erhalt der Tradition immens wichtig. Die Eintragung dieser Kulturform in die Unesco-Liste des Immateriellen Kulturerbes durch sieben Staaten ist auch eine Anerkennung der europäischen Zusammenarbeit und fördert europaweit die Tradierung von Wissen in diesem Bereich an künftige Generationen“, sagte Dr. Heike Otto, Generaldirektorin Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz.
Die Queichwiesen sind Bestandteil eines europaweiten Netzwerks, dessen Gruppierungen es sich zum Ziel gesetzt haben, die Wiesenbewässerung in ihrer Region zu erhalten und, sofern möglich, zu reaktivieren und als Immaterielles Kulturerbe anerkennen zu lassen. An dem von Österreich koordinierten Antrag zur Aufnahme in die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit der Unesco waren neben Deutschland auch Belgien, Italien, Luxemburg, die Niederlande und die Schweiz beteiligt.