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Kreis Germersheim: Die Powerfrau soll´s machen: Nicole Zor offiziell Landratskandidatin der SPD

Nicole Zor am Dienstag beim SPD-Ortsverein Kandel mit Jörg Krüger (li.), stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat, und dem SPD-Ortsvereinsvorsitzendem Günther Tielebörger (Bürgermeister). Foto: Pfalz-Express/Licht [1]

Nicole Zor am Dienstag beim SPD-Ortsverein Kandel mit Jörg Krüger (li.), stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat, und dem SPD-Ortsvereinsvorsitzendem Günther Tielebörger (Bürgermeister).
Foto: Pfalz-Express/Licht

Kreis Germersheim – Seit etwa vier Wochen war für die SPD klar: Nicole Zor soll den amtierenden Landrat Dr. Fritz Brechtel (CDU) im Kreishaus ablösen.

Seit gestern ist Zor nun auch offiziell SPD-Landratskandidatin im Kreis Germersheim. Auf der Nominierungskonferenz in Jockgrim (Mittwoch) haben die Delegierten die Unternehmerin aus Neuburg mit 92 von 95 abgegebenen Stimmen ins Rennen geschickt.

„Es geht immer um die Menschen“

Am Abend zuvor hatte die Kandidatin beim Ortsverein Kandel ebenfalls einstimmige Unterstützung bekommen. Zor – zierlich, freundlich, aber mit eisernem Siegeswillen – punktete bei den Mitgliedern mit konkreten Vorschlägen, wie sie den Landkreis gestalten wolle.

Letztendlich ziele jegliches Tun darauf ab, das Leben der Menschen zu verbessern: „Es geht immer um die Menschen“, sagte Zor.

Dazu präsentierte sie einen Strauß an Maßnahmen und zitierte Willy Brandt: „Wer Zukunft voraussagen will, muss sie gestalten“, hatte die SPD-Legende einst geäußert. Das sei auch der Grund für ihre Kandidatur.

Die Hauptziele für den Landkreis sieht sie sowohl in der wirtschaftlich-finanziellen als auch in der sozialen Komponente. „Hochwertige Arbeit mit guten Löhnen“, das müsse sein, sagt Zor und lässt keinen Zweifel, dass sie die Richtige sei, dies auch umzusetzen. Zor beruft sich auf ihre Erfahrung als Unternehmerin. Als Referatsleiterin beim Medizinischen Dienst habe sie 80 Mitarbeiter geführt. „Klare Ziele, Haushaltsdisziplin und Stärke, „ohne das kommt kein Unternehmen aus. Und das gilt auch für den Landkreis.“

Kosten unter die Lupe nehmen

Man sitze auf einem Schuldenberg von 143 Millionen Euro, sagte Zor, „und bauen noch oben drauf.“ Sie könne keine wahrnehmbaren Sparbemühungen erkennen. „Was, wenn wir mal wirtschaftsschwache Jahre haben?“ Investitionen müssten kritisch hinterfragt, Schwachstellen aufgedeckt werden. Mit einem Screening könnten die Prozesse unter die Lupe genommen und Effizienzpotenziale herausgearbeitet werden.

Fragen müsse man sich: Sind manche Projekte lediglich dem Prestige geschuldet oder nützt es den Menschen wirklich? „Man kann überall Kosten reduzieren“, so Nicole Zor. Sie selbst habe ihre Firma komplett umstrukturiert und am Ende 40 Prozent der Kosten eingespart: „Nur so kommen wir langfristig wieder aus den Schulden heraus, das sind wir den künftigen Generationen schuldig.“ Gerade an Familien müsse man denken, für die gebe es ebenfalls noch viel zu tun im Landkreis.

Zor plant im Fall eines Wahlsiegs, eine breitere Wirtschaftsförderung mit einem Unternehmernetzwerk und institutionellen Partnern wie der Arbeitsagentur auszubauen. So sollen auch Jugendliche mit schlechten Startbedingungen eine Ausbildung erhalten und als Fachkräfte fit für den Arbeitsmarkt gemacht werden.

„Fachkräftemangel mit Kreativität begegnen“

In ihrer Firma EPOS in Wörth wird das schon praktiziert. Dort arbeiten unter anderem problematische Jugendliche, Menschen mit Migrationshintergrund und Flüchtlinge Hand in Hand. Das sei manchmal ein Kraftakt, gibt Zor zu, aber es lohne sich: „Es gibt kaum Nachwuchs, deshalb müssen wir kreativ sein.“

Auch die Schülerbeförderung im Landkreis müsse man endlich in den Griff bekommen. Busse nähmen falsche Routen, Schüler kämen zu spät oder würden gar in Containern unterrichtet: „Das alles ist verantwortungslos. Nicht nur Kindern und Eltern gegenüber, sondern auch mit Blick auf die Finanzen. Es sind explodierende Kosten. Das ist keine kluge Art zu wirtschaften.“

Jugendliche für Politik und Gesellschaft zu interessieren? Ganz wichtig, findet Zor und schlägt vor, ähnlich wie in Wörth von Bürgermeister Dr. Dennis Nitsche praktiziert, Treffs mit den jeweiligen Bürgermeistern zu organisieren: „Die Jugend ist unsere Zukunft.“

Aber auch das Alter habe Zukunft. Senioren müssten aktiv am Leben teilnehmen können, dafür brauche man neue Wohnkonzepte, sagte Nicole Zor und nannte als Beispiel den Neuburger Bürgerverein [2]. Die Gemeindeschwester puls will sie forcieren, ebenso die bessere ärztliche Versorgung – ebenfalls mit kreativen Ideen. Als weitere dringliche Themen nannte sie den Breitbandausbau im Kreis und die zweite Rheinbrücke.

Nicole Zor wäre jedoch keine überzeugte Sozialdemokratin, wenn nicht auch „Toleranz und der Vielfaltsgedanke“ eine wichtige Rolle einnähmen. „Es muss selbstverständlich sein, diese Werte nach außen zu vertreten, auch wenn man dafür angefeindet wird.“

Zu „Platzhirsch“ (Rheinpfalz) Fritz Brechtel meint die Landratskandidatin: „Hirsche können nur in der Brunftzeit ihr Revier verteidigen. Die ist aber von September bis Oktober (die Landratswahl findet am 14. Mai statt, Anm.d.Red.). Powerfrauen sind hingegen das gesamte Jahr von Motivation geprägt.“

Während ihrer Wahlkampagnewill Nicole Zor den gesamten Landkreis „abjoggen“, von Gemeinde zu Gemeinde. Es soll auch Info-Punkte geben, von wo aus sich Bürger der Laufroute anschließen und mitjoggen können.

Die Unterstützung der gesamten SPD-Spitze und -Basis ist ihr jedenfalls gewiss: Alexander Schweitzer (Abgeordneter für den Kreis SÜW und Kandel und Fraktionschef im Landtag) und Barbara Schleicher-Rothmund (SPD-Landtagsabgeordnete Kreis Germersheim und Landtags-Vizepräsidentin) ließen gleich nach der Nominierung verlauten: „Wir werden Seite an Seite mit Nicole für den Wahlsieg rackern!“ (cli)

Foto: v. privat [3]

Foto: v. privat

Zur Person

Zor ist Chefin der EPOS GmbH, ein Unternehmen für Elektro- und Sicherheitstechnik. Den mittelständischen Familienbetrieb mit 30 Mitarbeitern führt sie mit ihrem Mann Orkun zusammen. Nicole Zor leitet die Bereiche Finanzen, Personal, Qualitätsmanagement, Marketing und ist für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig.

Zor ist gelernte Fachkrankenschwester für Anästhesie und Intensivmedizin und war später Leiterin des Medizinischer Diensts der Krankenversicherung Baden (Management,Organisation und Verwaltung).

Die 40-jährige gebürtige Erfurterin und ihr Mann haben einen 14-jährigen Sohn und leben zusammen in Neuburg.

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