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Kreis Germersheim: Brunnenbesitzer ärgern sich über Nitratbelastung

Milan Toups (Mitarbeiter im Bundesfreiwilligendienst) und Projektleiter Harald Gülzow untersuchen Brunnenwasserproben im Labormobil.
Fotos über VRS Gewässerschutz

Kreis Germersheim – Der VSR-Gewässerschutz e.V musste unlängst den Germersheimer Bürgern mitteilen, dass ihr Brunnenwasser zu viel Nitrat enthält.

Viele Menschen kamen in der Hoffnung, dass ihr Brunnenwasser nicht von den Nitratbelastungen betroffen ist, an den Informationsstand am 3. Juli in Germersheim. Jeder vierte Brunnenbesitzer wurde enttäuscht und erfuhr, dass der Grenzwert der deutschen Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter in seinem Brunnen überschritten ist.

Insgesamt wurde das Wasser von 54 privat genutzten Brunnen aus dem Raum Lustadt – Lingenfeld und Erlenbach im Süden des Landkreises analysiert.

„Ein Grund für die hohen Belastungen ist die intensive Landwirtschaft. Die bisherigen Düngeverordnungen ermöglichten der Agrarindustrie zu wachsen und ihre landwirtschaftlichen Flächen auf Kosten der Umwelt zu überdüngen“, so Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende im VSR-Gewässerschutz.

Die umweltverträgliche Form der Landwirtschaft, zu der viele bäuerlichen Betriebe zählten, verschwänden dagegen immer mehr. Die Gewässerschutzorganisation rät Bürgern, „bei ihrem Einkauf bewusst darauf zu achten, dass die Produkte von Landwirten stammen, die die Nitratbelastungen und die Sorgen der Menschen in der Region ernst nehmen.“

Dipl. Physiker Harald Gülzow, Projektleiter im VSR-Gewässerschutz, und Milan Toups fanden bei den Untersuchungen 253 Milligramm Nitrat pro Liter in einem privat genutzten Brunnen in Freimersheim. Weitere mit Nitraten stark verschmutzte Brunnen stellten die Umweltschützer in Lustadt mit 180 Milligramm pro Liter (mg/l), Lingenfeld mit 85 mg/l und in Erlenbach mit 83 mg/l fest.

Am Informationsstand und auch bei der telefonischen Beratung zeigten viele Brunnenbesitzer, dass sie über die Nitratbelastungen der Region wütend sind. Sie möchten es nicht mehr hinnehmen, dass ihr Brunnenwasser nur eingeschränkt nutzbar ist. Ärgerlich für viele ist insbesondere, dass das Wasser nicht zum Befüllen von Gartenteichen geeignet ist. Es besteht die Gefahr, dass es zur Massenvermehrung von Algen kommt. Abgestorbene Pflanzen können anschließend zu Fischsterben führen.

Auch beim Gießen des selbst angebauten Gemüses sollte das Brunnenwasser nicht zu einer Nitratanreicherung führen. Der einzelne Brunnenbesitzer kann eine Anreicherung vermeiden, wenn er die Nitratbelastung des Brunnenwassers in die Düngeberechnung einbezieht. Dafür ist es allerdings dringend nötig, die Nitratkonzentration im Brunnenwasser zu kennen.

Wer den Termin am Labormobil verpasst hat, kann eine Wasserprobe auch mit der Post an die Geschäftsstelle senden. Die gemeinnützige Umweltschutzorganisation hat auf ihrer Homepage https://www.vsr-gewässerschutz.de/ [1] viele Tipps rund um das Thema Brunnenwasser zusammengestellt. Dort findet man auch Informationen, wie man den zugeführten Stickstoff durch das Gießwasser ausrechnet.

Die erneut anstehende Novellierung der Düngeverordnung zeige, dass etwas „mächtig schief gelaufen ist“, so so Susanne Bareiß-Gülzow. „Die Nitratbelastung im Grundwasser blieb aufgrund von zu laschen Düngeverordnungen unverändert hoch. Die Agrarlobby sorgte über Jahrzehnte dafür, dass so gedüngt werden durfte, dass auf den Feldern die höchst möglichen Erträge erzielt werden können und die Gülleentsorgung der Massentierhaltungen möglichst geringe Kosten verursacht.“ So würden auch im Raum Germersheim zu hohe Düngemengen aufgebracht.

„Durch die Entwicklung in der Landwirtschaft zu immer größeren Betrieben, in denen Investoren die Vorgaben machen, kam ein extremer Preisdruck auf die bäuerliche Landwirtschaft zu. Teilweise versuchte diese mit den großen Betrieben mitzuhalten und genau so günstig zu produzieren. Leider kam es dadurch ebenfalls zu starken Grundwasserbelastungen“, so Bareiß-Gülzow.

Eine regionale Vermarktung stelle nun für diese Betriebe eine gute Chance dar, wieder stärker die Lebensmittelqualität und eine umweltverträgliche Landwirtschaft in den Vordergrund zu stellen. (red)

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