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Klimawandel-Coaching für Kommunen: Kreis Germersheim rüstet sich

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Bei der Vorstellung des Projektes „KlimawandelAnpassungsCOACH RLP“: (v.re.) Christian Kotremba (KlimawandelAnpassungsCOACH), Dr. Ulrich Matthes (Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen), Hans-Joachim Ritter (Vorsitzender der Stiftung für Ökologie und Demokratie e.V. und Projektleiter), Landrat Dr. Fritz Brechtel (Landkreis Germersheim) und Bürgermeister Marcus Schaile (Stadt Germersheim).
Quelle: Stadtberatung Dr. Sven Fries

Kreis Germersheim – Ein neues Projekt der Stiftung für Ökologie und Demokratie e.V. „KlimawandelAnpassungsCOACH RLP“ möchte Kommunen und Landkreise in Rheinland-Pfalz bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels und bei der Einbindung des Themas in Verwaltungsabläufe beraten und unterstützen. Der Landkreis Germersheim ist eine der Modellkommunen. 

In den letzten Jahren fallen wieder unwetterartige Starkniederschläge, zahlreiche Kommunen und Privatpersonen erleiden in nur wenigen Stunden immense Schäden. Andererseits folgen Hitzeperioden mit hohen Temperaturen und wenig Niederschlag in den Sommermonaten, die in vielen Regionen zu extremer Dürre im Land führen.

Dr. Ulrich Matthes vom Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen: „In Rheinland-Pfalz war der Zeitraum von April bis August 2018 mit 17,4 Grad Celsius der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881.“ Die Folgen sind ein deutlicher Anstieg der Waldbrandgefahr, Pflanzen zeigen Schäden, Gewässer kippen um, Flüsse versiegen, der Borkenkäfer breitet sich im Wald vermehrt aus.

20 Tropennächte im Sommer 2018

Eine besondere Belastung für die menschliche Gesundheit sind Tropennächte. Weil in solchen Nächten die Temperatur auch nachts nicht unter 20 Grad Celsius fällt, kann sich der menschliche Organismus nicht ausreichend regenerieren. „An der Klimastation Bad Bergzabern gab es in diesem Jahr fast 20 Tropennächte“, so Matthes. All dies seien klare Indizien für den menschengemachten Klimawandel.

Deshalb sei eine frühzeitige Anpassung an den Klimawandel „immens wichtig“, betont Projektleiter Hans-Joachim Ritter, der Vorsitzende der Stiftung für Ökologie und Demokratie. In den nächsten drei Jahren betreut sein Projekt bis zu 14 Pilot-Kommunen und -Landkreise in Rheinland-Pfalz.

KlimawandelAnpassungsCOACH Christian Kotremba ist eng vernetzt mit dem Kooperationspartner „Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen“ in Trippstadt. In einer ersten Coachingphase vermittelt er Hintergrundwissen zum Thema Klimawandel und hilft den Kommunen bei der klimatischen Ersterfassung. Im Dialog werden Handlungsfelder herausgearbeitet und konkrete Anpassungsmaßnahmen auf die Kommunen zugeschnitten.

Ein wichtiger Bestandteil ist die Überführung dieser Maßnahmen in die Praxis: Die Ergebnisse sollen in die Fläche übertragen werden, damit auch andere Kommunen im Land profitieren und Wege zur Klimaanpassung in ihre Verwaltungsabläufe einbinden können.

„Der Landkreis Germersheim ist bereits seit Jahren aktiv im Klimaschutz“, so Landrat Dr. Fritz Brechtel: „Wir sind uns dessen bewusst, dass die Auswirkungen des Klimawandels auch im Landkreis Germersheim zu spüren sind. Deshalb ist es wichtig darauf zu reagieren und Anpassungsmaßnahmen zu entwickeln, aber auch gleichzeitig den Ausstoß der Treibhausgase zu reduzieren.“

Zurzeit nehme der Landkreis Germersheim die Hilfe des KlimawandelAnpassungsCOACH Rheinland-Pfalz in Anspruch, um Anpassungsmaßnahmen zu entwickeln und die Akteure in der Kreisverwaltung für das Thema Klimawandelanpassung zu sensibilisieren. Gleichzeitig beschäftige der Kreis Germersheim einen Klimaschutzmanager, der dabei helfe, den Ausstoß der Treibhausgase zu reduzieren, so Brechtel.

Im August hat Coach Kotremba mit Mitarbeitern der Verwaltung Fachworkshops durchgeführt. Aus den Ergebnissen dieser Workshops sollen nun Maßnahmen entwickelt werden. Die Themenbereiche waren menschliche Gesundheit, Bauen, Bevölkerungs- und Katastrophenschutz und Landwirtschaft.

Die Ergebnisse der Workshops werden derzeit ausgewertet. Konkret soll beispielsweise ein Dachflächenbegrünungskataster aufgebaut werden, in dem man nachschauen kann, welche Dachflächen für eine Begrünung besonders geeignet wären. „Nun sind wir froh, dass wir das Thema Klimawandel mit Unterstützung des KlimawandelAnpassungsCOACHs als eine der Modellkommunen verstärkt angehen können“, so Brechtel.

Germersheims Bürgermeister Marcus Schaile (CDU) sagte: „Mit Unterstützung der Experten können wir passgenaue Konzepte der Klimawandelanpassung entwickeln, damit wir für die Zukunft gerüstet sind.“

In einem ersten Arbeitsgespräch wurden ganz konkrete Ansätze für die Stadt Germersheim herausgearbeitet, berichtete der Stadtchef. So sollen beispielsweise in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wetterdienst Profil-Messfahrten zur Ermittlung des Temperaturniveaus im Stadtbereich und im Umland durchgeführt werden. Geplant sind dabei drei Messfahrten, um Hitze-Hot-Spots zu ermitteln und kaltluftproduzierende Flächen und Kaltluftbahnen sowie deren Auswirkungen auf die Umgebung festzustellen.

Angedacht ist außerdem, eine Liste mit Baum-Arten-Empfehlungen für Stadtbäume entwickeln zu lassen, die besser mit Trockenstress oder Hitze zurechtkommen und weniger anfällig für Schädlinge sind.

Auch eine Auflistung von Festsetzungsmöglichkeiten der Klimaanpassung in der Bauleitplanung der Stadt Germersheim, die Unterstützung bei der weiteren Entwicklung des innerstädtischen Radwegekonzepts und die Aufstellung eines Grünflächenkatasters sind weitere geplante Maßnahmen.

Das Projekt wird gefördert durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit.

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