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Kleine Bühne Landau spielt „Unsere kleine Stadt“ von Wilder – Interview mit Regisseurin Ela Sommer

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Regisseurin Ela Sommer (links) und Darsteller  bei der Probe .
Fotos: Ahme

Landau. Die Kleine Bühne Landau spielt „Unsere kleine Stadt“ von Thornton Wilder.

Es ist eine zu Herzen gehende, fast zarte Bühnenerzählung über das Leben, die Liebe, den Alltag und das Sterben. Sie rührt an, macht nachdenklich, lässt schmunzeln und zeigt, was wirklich wichtig sein sollte.

„Wir haben mit der Auswahl unseres diesjährigen Stückes Neuland betreten, sind vom Krimi- und Komödiengenre, das die Zuschauer von uns gewöhnt sind, abgekommen“, sagt Regisseurin Ela Sommer.

Ela Sommer, Schauspielerin und Regisseurin (www.ela-sommer.de [2]) hat schon einige Theatergruppen im Amateurbereich begleitet. Von der Kleinen Bühne ist sie total begeistert, was auch im Interview deutlich wird.

PEX: Frau Sommer, was ist denn das Besondere für Sie in der Arbeit mit der Kleinen Bühne?

Das Besondere in der Theatertradition der Kleinen Bühne ist, dass zum ersten Mal ein Stück gespielt wird, dass keine Komödie ist. Wir haben hier kein Boulevardtheater, keine Liebeskomödie, sondern ein episches Theater gemäß Wilder. Wir haben es individualisiert, damit die Schauspieler mehr Individualität in die Rolle hinein bekommen.

Besonders ist auch der Generationswechsel, der hier stattfindet. Es sind viele Jugendliche dabei; Zwei Jugendliche spielen auch die Hauptrolle.

Und als Drittes: Es ist eine Theatergruppe, die ganz fantastisch aufgestellt ist. Man kann mit ihnen fast wie im Profitheater arbeiten. Für eine leidgeplagte Regisseurin eine äußerst angenehme Arbeitsatmosphäre. Die Gruppe ist sehr fleißig, intelligent- ich liebe sie einfach. Ich freue mich auf die weiteren Proben. Es gibt auch Gruppen, die einem zum Wahnsinn treiben.

PEX: Was ist die Absicht des Stückes?

Das Stück beinhaltet sehr emotionale Geschichten, die vom Leben und der Liebe handeln. Es handelt vom Sterben um den Wert des Lebens ermessen zu können. Wenn man aus dem Theater  kommt, soll man das, was man hat, schätzen lernen. Wichtige Ereignisse wie familiäre Bindungen oder auch der Tod sind die prägenden Geschichten, die unser Leben leiten.

PEX: Wie kommt es, dass Sie das Stück in eine andere Zeitschiene versetzt haben?

Wir haben das Stück in den selben Zeitabstand versetzt, den Wilder genommen hat. Er läßt das Stück 1901 beginnen, wir fangen 1971 an. Wir wollten das Stück näher zu uns holen. 1917 hört Wilder mit dem Stück auf, 1984 wir.

Für die Figuren ist das sehr lustvoll, weil wir mit Frisuren und Kostümen arbeiten können. Es gibt sogar eine Rückblende in die sechziger Jahre.

PEX: Warum haben Sie das Stück nicht noch mehr in unsere Zeit versetzt?

Das wird sicherlich auch das Publikum fragen. In unserer Generation lösen sich die Strukturen auf. Dann müsste man eine völlig andere Inszenierung machen.
Wir wollen zeigen, was Bindung bedeutet. Wilder zeigt auf, was passiert, wenn Bindung durch den Tod kaputt geht. Wir sollten zufriedener sein, mit dem was wir haben. Wir sind unzufrieden, weil wir nicht das schickste Handy haben, oder ein paar Kilo zu viel wiegen. Statt dass wir wertschätzen, was uns als Menschen ausmacht.

PEX: Was ist die Quintessenz „Unserer Kleinen Stadt“?

„Man muss das Leben lieben um es zu leben und man muss das Leben leben um es zu lieben“, wie Wilder seine Figuren sagen lässt.
Das ist die Lebensweisheit, die philosophische Betrachtungsweise. Wenn man das Schicksal der Figuren erfährt, kann man das nachempfinden.

PEX: Wurde noch etwas außer der Zeit transferiert?

Wir haben auch die Ereignisse aktualisiert. Wenn Wilder über Kriege spricht, geht es bei uns um den Vietnamkrieg. Dazu gibt es Musik aus der Zeit von 68 bis 84, wie „Sound of silence“ oder  „Yesterday“.

PEX: Ihr Schlusssatz?

Ich glaube ganz bestimmt, dass sich das Getragensein des Stückes durch das  Ensemble, auf das Publikum übertragen wird. (desa)

 

(www.kleinebuehnelandau.de [3])

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