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Kandel: Verrotteter Spielplatz „Am Höhenweg“: Stadt sichert schnelle Neugestaltung zu

 

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Luca und Fabian am zugeschütteten Wasserplatz: „Man kann hier nicht mehr spielen.“
Fotos: Licht/Nauerth

Kandel – Verwaist und abgewirtschaftet, das Spielgerät teilweise verrottet, teilweise abgebaut: So präsentiert sich der vor fünf Jahren angelegte Spielplatz inmitten des Neubaugebiets „Am Höhenweg“. Die etwa 70.000 Euro Investitionskosten wurden sprichwörtlich in den Sand gesetzt.

Pannen und Fehlplanungen gab es schon von Beginn an. Konzipiert als „Wasser – und Naturspielplatz“, musste wenige Wochen nach Fertigstellung eine Grube mit einer Wasser-Spiralpumpe aufwändig umgebaut werden: Das etwa 1,50 Meter tiefe Loch mit steilen Wänden war zu gefährlich. Klassische Spielgeräte wie eine Schaukel oder Rutsche waren gar nicht erst eingeplant. Statt dessen sollte das durch ein Rohr verbundene Wasserauffangbecken neben dem Spielplatz, in das auch abgeleitetes Regenwasser von Hausdächern floss, zum „Matschen“ einladen. Eine Spielelandschaft also, die im besten Fall für größere Kinder taugte.

Der Spielplatz sei vom TÜV so abgenommen worden, argumentierte das verantwortliche Kandeler Planungsbüro, das sich bereits in der Bauphase an einem Informationsabend der Kritik der Anwohner stellen musste.

Für kleinere Kinder war ursprünglich ein Spielplatz am Rand des Neubaugebiets geplant. An dieser Stelle entstand jedoch ein Einkaufsmarkt – und der Kleinkind-Spielplatz geriet schlichtweg in Vergessenheit. Erst zwei Jahre später, nachdem die Anwohner dies eingefordert hatten, wurde das Projekt realisiert.

Und so wurde umgeplant, umgebaut, umgeschoben und nachjustiert – genützt hat es nicht viel. Die Metallspirale, die Wasser auf einen Spieltisch pumpen sollte, versagte gleich zu Anfang den Dienst, ein Pumpschwengel, der das Wasser weiterbefördern sollte, wurde gar nicht erst installiert.

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V.re.: Sandra Beck, Elke Hügel, Sylvett und Melina Nauerth bei die Spielplatzbegehung.

Wenig später sammelte sich Brackwasser und Schmutz in den Gruben, die Holzgeräte verloren Farbe und splitterten auf, ein  „Vogelnest“ aus Seilen wurde wieder abgebaut und auch das einzige Sonnensegel verschwand im Niemandsland. Disteln und Unkraut breiten sich aus, die ehemals durch Blumenrabatte verschönerten Wegränder sind überwuchert und nicht mehr zu erkennen.

Am 18. September trafen sich Eltern und Kinder auf dem Spielplatz, um die Lage zu besprechen. Denn mit der Situation abfinden wollen sich die Anwohner, die selbst einen ordentlichen Erschließungsanteil  – laut Planer ca. 400.000 Euro – bezahlt hatten, nicht.

„Hier ist es so langweilig geworden“, sagt der siebenjährige Luca. „Wir wissen gar nicht, was wir hier spielen sollen. Deswegen fahren wir fast nur mit dem Fahrrad um den Spielplatz herum.“ So klein er auch ist, er wollte aktiv etwas dafür tun, dass der einzige Spielplatz in diesem Gebiet wieder zu einem beliebten Treffpunkt für Klein und Groß werden kann. Und so setzte sich der Zweitklässler hin und schrieb einen Brief an Stadtbürgermeister Günther Tielebörger.

[3]„Lieber Bürgermeister, kannst du vielleicht den Spielplatz im Neubaugebiet wieder so machen wie er vorher war? Mein Bruder und ich würden gerne wieder dort spielen“, lautet der Inhalt des Briefs. Auch Fabian, 8, und Melina, 12, haben keine Lust mehr, sich dort aufzuhalten. „Das Rohr zum durchkrabbeln ist verschlossen, unser Holzbieber weg“, klagen die Beiden.

Wo einmal die beliebte Bieberfigur aus Holz stand, ragt nun eine spitze, rostige Schraube aus dem Erdreich – fast unsichtbar im hohen Gras. Ein Schattenplätzchen für heiße Tage – Fehlanzeige.

Beginn der Umbauarbeiten schon im Oktober

Die Eltern des kleinen Luca, Sandra und Michael Beck, machen sich zusammen mit anderen Eltern für eine Lösung stark. Nun scheint Bewegung in die Sache zu kommen. Auf Anfrage des Pfalz-Express bei Stadtbürgermeister Günther Tielebörger erklärte dieser, dass mit der Sanierung des Spielplatzes schon im Oktober begonnen werde.

Man habe alle Spielplätze in Kandel und Minderslachen kontrollieren lassen, alle seien soweit in Ordnung, außer eben jener im Neubaugebiet „Am Höhenweg“ und die Skaterbahn am Stadion, die ebenfalls repariert werden müsse, so Tielebörger. Bei der Stadtratssitzung am 26. September soll der Beschluss dann offiziell durchgewunken werden.

In einem Antwortschreiben an Luca Beck versprach der Stadtchef ein zügiges Angehen und ermunterte den Jungen, weitere Vorschläge für Spielgeräte einzubringen. Tielebörger bedauert den Verfall des Spielplatzes: „Offenbar wurde kein gutes Holz verwendet. Das Material hat gearbeitet, Risse und Splitter gebildet. Das ist definitiv zu gefährlich“, räumt Tielebörger ein. Nun sollen Metallgeräte angeschafft werden, auch wenn dafür die Landesregierung keine Zuschüsse gewährt. „Die gibt es nur für ´naturnahe´ Spielplätze“, so Tielebörger. Für die Neuausrichtung des Spielplatzes müssen ca. 17.000 Euro von der Stadt bereitgestellt werden.

Spielgeräte werden noch ausgesucht

Welche Spielgeräte genau angeschafft werden sollen, stehe noch nicht fest, sagte Kerstin Brenzke-Daum vom Fachbereich Bauen der Kandeler Verwaltung. Man befinde sich noch in der Entscheidungsphase und müsse verschiedene Angebote einholen. Dazu soll auch eine Abstimmung mit dem Zweiten Beigeordneten Norbert Rapp erfolgen.

Bereits definitiv beschlossen ist jedoch ein Karussell. Das Thema „Balancieren und Klettern“ wird weiterhin eine große Rolle spielen auf dem Höhenweg-Spielplatz, auch das überdachte Häuschen bleibt bestehen. „Schadhafte Geräte werden aber auf alle Fälle demontiert“, so Brenzke-Daum. Was die Kinder mit am meisten freuen dürfte: Es wird eine neue Wasserpumpe installiert – dieses Mal soll sie einwandfrei funktionieren. (cli)

Spielplatz „Am Höhenweg“ heute…

…und vor fünf Jahren

 

 

 

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