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Kandel: Stolpersteine in der Rheinstraße werden wieder verlegt

Stolpersteine erinnern an Mitglieder der Familie Haas.

Kandel. Für die in der früheren Rheinstraße 16 lebenden Mitglieder der jüdischen Familie Haas waren 2012, anlässlich der 75-Jahr Feier der Stadt, Stolpersteine durch den Künstler Gunter Demnig verlegt worden.

Vorangegangen war ein einstimmiger Beschluss im Stadtrat und die Finanzierung der Stolpersteine durch die Fraktionen. Infolge der Rheinstraßensanierung wurden die Steine vorübergehend ausgebaut und sollen nun am Freitag, 8. November um 11 Uhr erneut verlegt werden.

Fünf Gedenksteine wurden verlegt für Ida und ihren Bruder Oskar Haas, dessen Ehefrau Bertha und deren Kinder Otto Julius und Paul Richard. In ihrem Haus in der Rheinstraße betrieben sie einen Handel mit Futtermitteln und landwirtschaftlichem Bedarf.

Am 9. November 1938 wurde ihr Geschäfts- und Wohnhaus in der Rheinstraße komplett verwüstet, die Fenster und Türen eingeschlagen, das Mobiliar und die Verkaufsware auf die Straße geworfen, Kleidung und Hausrat zerstört.

Danach flüchtete die Familie nach Karlsruhe, nur Vater Oskar kam für 6 Wochen in Schutzhaft nach Dachau. Die Täter von damals waren namentlich bekannt. Nur ein einziger Mann, Franz Göltz, ein Nachbar, stand Familie Haas gegen den Mob bei. ‚Zum Dank’ dafür wurde er am 21. November 1938 „wegen Vergehen gegen das Heimtücke-Gesetz festgenommen und für 2 oder 3 Tage eingesperrt.

Ida Haas starb Anfang 1941 in Gurs, Frankreich, wohin alle badischen und pfälzischen Juden am 22. Oktober 1940 deportiert wurden. Ihr Bruder Oskar Haas starb 6 Wochen nach der Ankunft in Südfrankreich. Seiner Frau Bertha, geb. Vollmer und Sohn Otto Julius gelang es 1942 zu Sohn und Bruder Paul Richard in die USA auszuwandern. Paul Richard wanderte bereits 1939 dorthin aus.

Die Gedenkfeier wird durch Schüler der Realschule plus und der Integrierten Gesamtschule Kandel sowie Pfarrer der beiden großen Religionsgemeinschaften gestaltet. Umrahmt werden die Feierlichkeiten durch die Musikschule Kandel. Im Rahmen dieser Feierlichkeiten wird auch der anderen jüdischen Bewohner Kandels gedacht.

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