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Pilotprojekt in Kandel angelaufen: Startschuss für Tempo 30-Zone in der Rheinstraße ist gefallen

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Es ist soweit. In der Rheinstraße heißt es jetzt: Langam fahren.
V..li.: Dr. Thomas Gebhart, Volker Poß, Dr. Tobias Lindner, Günter Kern, Jutta Blatzheim-Roegler, Christian Vedder, Alexander Schweitzer, Günther Tielebörger und Barbara Schleicher-Rothmund.
Fotos: pfalz-express.de / Licht
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Kandel – Was lange währt: Nach jahrelangem Ringen um die Einrichtung einer Tempo 30-Zone in der Kandeler Rheinstraße fiel am 1. März der Startschuss für ein siebenmonatiges Pilotprojekt.

Nun gilt für alle Verkehrsteilnehmer eine Beschränkung der Fahrgeschwindigkeit auf 30 km/h.

Der Pilotversuch erstreckt sich bis 31. Oktober 2014 und wird in enger Abstimmung mit dem Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur des Landes Rheinland-Pfalz und dem Landesbetrieb Mobilität durchgeführt. Die Ergebnisse und gewonnenen Erkenntnisse sollen als Blaupause für weitere Tempo 30 Anliegen in ganz Rheinland-Pfalz dienen.

Die Bürgerinitiatve Kandel Tempo 30 hatte das Projekt unter Federführung von Christian Vedder angestoßen. Mit Veranstaltungen, Diskussionen, Gesprächen mit Abgeordneten und der Verwaltung, Schreiben und Eingaben kämpften die Anwohner gegen Lärm, zu hohen Durchgangsverkehr und gegen die Abgasbelastung.

Poß: „Rechtssicherheit braucht Zeit“

Abgase und Lärm würden bei einer Fahrgeschwindigkeit von 30 km/h und einem gleichmäßigen Verkehrsfluss deutlich reduziert, sagte Bürgermeister Volker Poß bei der offiziellen „Einweihung“.

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Tempo 30 enthüllt.

Das Interesse war groß, bei Bürgern und Politik gleichermaßen: Gekommen waren Sozialminister Alexander Schweitzer, Innenstaatssekretär Günter Kern, die Bundestagsabgeordneten Dr. Thomas Gebhart (CDU) und Tobias Lindner (Grüne), die Landtagsabgeordneten Barbara Schleicher-Rothmund (SPD) und Jutta Blatzheim-Roegler (Grüne), die bereits im Vorfeld mit dem Begehren der Bürgerinitiative intensiv befasst war, Vertreter der Stadt – und natürlich die Hauptakteure: Bürgerinitiative und Anwohner.

„Gut Ding will Weile haben“, zitierte Poß und verwies damit auf die lange Bearbeitungszeit, die ein solches Vorhaben mit sich brächte. Im Interesse einer rechtssicheren Anordnung sei eine ausreichende Vorbereitungszeit wichtig gewesen.

Wohl wissend, dass man damit einigen Unmut hervorgerufen habe, sei nichtsdestotrotz ein schnelleres Vorgehen nicht möglich gewesen. Der Landesbetrieb Mobilität sei dabei hilfreich zur Seite gestanden. Poß lobte die Hartnäckigkeit der Bürgerinitaitive, die letztendlich zum erfolgreichen Start des Projekts geführt habe.

„Pragmatischer Umgang mit Richtlinien“

Staatssekretär Günter Kern, der ebenso wie Blatzheim-Roegler eine über zweistündige Anreise in Kauf genommen hatte, wies auf die unterschieldichen Vorstellungen über Lärmschutz hin, für die es einen Einklang zu den bestehenden Gesetzen zu finden gelte. Klar sei jedoch: Diejenigen, die Lärm ausgesetzt seien, wären schwer betroffen. Man müsse einen pragmatischen Umgang mit Richtlinien, Regeln und Ausnahmeregeln gerade im Umgang mit den Kommunen ausarbeiten, was je nach individueller Lage nicht einfach sei.

Auch dazu soll das Kandeler Projekt beitragen, die Ergebnisse in anderen Entscheidungsfindungsprozessen mit einfließen. Beobachtet wird im kommenden halben Jahr auch speziell der LKW-Durchgangsverkehr – ebenfalls ein ungeliebtes, heißes Eisen in der Rheinstraße.

Weitere anstehende Entscheidungen, wie beispielsweise die Lkw-Sperrungen oder Geschwindigkeitsbeschränkungen in anderen Straßen, hängen nun vom Ausgang des Pilotversuches ab.

Zusätzliche Planungen, wie etwa die bereits vorgesehene Erneuerung der Fahrbahndecke, könnten in den Zusammenhang mit der Lärmaktionsplanung gestellt werden, so Kern.

 

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Die Streiter der Bürgerinitiative Kandel Tempo 30.

Mit Geschwindigkeitskontrollen, Fahrzeugzählungen und Befragungen der Verkehrsteilnehmer muss nun während der gesamten Zeitdauer des Pilotversuchs gerechnet werden.

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Der nächste Kandidat: T-Shirt-Werbung für Tempo 30 in der Saarstraße.

Die Nachweise führt der Umweltcampus Birkenfeld der Hochschule Trier durch. Kern appellierte an das Verständnis der Autofahrer: „Bitte rechnen Sie auch einmal damit, dass Sie gestoppt und befragt werden. Wir erwarten uns davon wertvolle Hinweise für die Zukunft“, so der Staatssekretär.

BI Tempo 30-Sprecher Christian Vedder freut sich über den Start des Politprojekts, rechnet aber mit einigen Akzeptanzproblemen bei Verkehrsbefragungen zu Tempo 30: “Ein Verzicht auf schnelleres Fahren erfordert zunächst ein Umdenken.“

Ganz gleich, welche Ergebnisse das Projekt bringt – die Sache ist „am Laufen“, die Anwohner können testen, inwieweit die neue Verkehrsregelung Entlastung bringt.  (cli)

 

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