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Kandel: DRK-Rettungssanitäter leiten rechtliche Schritte gegen „Demosanitäter“ ein: „Es kann nicht sein, dass man uns so hinstellt“

Symbolbild: pfalz-express.de

Kandel – Bei den Kundgebungen in Kandel am 6. Oktober [1] kam es zu einem Vorfall, bei dem ein Kundgebungsteilnehmer des sogenannten linken Spektrums von einem Polizeihund gebissen wurde.

Nach Polizeiangaben durchbrachen zwei Personen die Polizeiabsperrung, Polizeibeamten wollten sie daran hindern. Im Lauf des Geschehens kam es dann zum Biss des Hundes.

Wie die Polizei auf Anfrage des Pfalz-Express´miteilte, versuchte eine der Personen, den Hund zuerst zu treten und ihn dann in den „Schwitzkasten“ zu nehmen. Das habe sich der Hund nicht gefallen lassen, so der Polizeisprecher, und habe zugebissen. 

Die Polizei hatte mehrere Hunde im Einsatz.
Foto: Pfalz-Express

Den Auftrag für die medizinische Notfallversorgung während der Kundgebungen hat die Kreisverwaltung Germersheim der DRK-Ortsgruppe Kandel erteilt. Der Verletzte wurde am Samstag dann auch von Sanitätern der Kandeler Ortsgruppe behandelt, die ehrenamtlich mit 15 Mann im Einsatz war.

Währenddessen tauchte ein Mann auf, der sich als „Demosanitäter“ vorstellte und die Behandlung des Verletzten übernehmen wollte.

Die DRK-Sanitäter wiesen das Ansinnen zurück, sagte der DRK-Ortsgruppenleiter Kandel, Walter Oßwald, dem Pfalz-Express. Man habe in dieser Situation nicht nachprüfen können, ob der Mann tatsächlich eine Sanitäterausbildung gehabt habe.

Schwere Vorwürfe gegen DRK

Im Nachgang der Ereignisse erhob der Demosanitäter auf der Webseite [2] der Organisation schwere Vorwürfe gegen die DRK-Leute. Er sei nach seinem Eintreffen „sofort“ von den vor Ort befindlichen Polizisten und vom Team des Krankenwagens „massiv verbal angegangen“ worden.

„Dabei wurde nicht nur unser grundlegender Auftrag angezweifelt, die Versorgung von Verletzten DemonstrantInnen wurde auch als Spiel bezeichnet, dass man nicht mehr mit mache. Dabei verhielt sich die Besatzung des Krankenwagens in keiner Weise kollegial, sondern schien den Patienten eher als ihr Eigentum zu begreifen“, schreibt der Demosanitäter. Weiter sei ihm mit einer Anzeige wegen einer angeblichen Amtsanmaßung und mit einer Gewahrsamnahme gedroht worden, „wenn ich die Örtlichkeit nicht verlasse.“

Währenddessen habe er sehen können, wie sich der „Patient im Krankenwagen weiter vor Schmerzen krümmte und seine Fesseln trotzdem nicht gelöst wurden.“

Er sei dann von der Polizei des Platzes verwiesen worden, obwohl er “mutmaßlich die höchst ausgebildete Sanitätskraft vor Ort war und der Patient ausdrücklich eine Behandlung durch mich wünschte“, heißt es unter anderem. Die Art und Weise der medizinische Behandlung des DRK zweifelt der Mann als inkompetent an.

Der Verletzte habe dem Demosanitäter erzählt, dass „ihm jegliches Vertrauen in das Team des Krankenwagens gefehlt habe, nachdem sie sich über ihn und seine Verletzungen lustig gemacht hätten“, steht auf der Webseite der Demosanitäter.

DRK: „Es kann nicht sein, dass man uns so hinstellt“

Der Patient selbst hatte sich in der Zwischenzeit selbst entlassen, wie auch Oßwald dem PEX bestätigte. Man habe ihm jedoch geraten, sich zur Weiterversogung der Bisswunden in ärztliche Behandlung zu begeben.

Walter Oßwald und seine Kollegen sind empört über die Aussagen des Demosanitäters und sprechen ihnen jeglichen Wahrheitsgehalt ab.

„Das stimmt einfach nicht“, betonte Oßwald. „Unsere Leute geben ihr Bestes und haben ihr Bestes gegeben, sind ehrenamtlich unterwegs und absolut neutral. Für uns zählt immer nur der Mensch. Uns interessiert nicht, wer verletzt ist.“ Das sei einer der eisernen Grundsätze des DRK.

Auch habe man keine Hilfe von Unbekannten nötig gehabt: „Die Kollegen sind kompetent und hatten alles im Griff.“

Die DRK-Ortsgruppe – und nicht nur sie – ist enttäuscht und verärgert, gewissermaßen als „Handlager einer angeblich bösen Polizei“ im Netz verunglimpft zu werden, sagte ein DRK-Mitglied dem PEX. Das DRK Kandel hat nun rechtliche Schritte eingeleitet: „Es kann nicht sein, dass man uns so hinstellt“, sagte Oßwald.

Das DRK ist bei den Kandel-Demonstrationen regelmäßig je nach Größe der Kundgebungen mit 10 bis 20 Sanitätern im Einsatz – ehrenamtlich. (cli/aktualisiert)

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