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Julia Saturnina in Tabernae: Begeisternder vhs-Vortrag über Medizin bei den Römern

Dr. Anette Argo, alias Julia Saturnia, im intensiven Nachgespräch mit Besuchern. Foto: Beil [1]

Dr. Anette Argo, alias Julia Saturnia, im intensiven Nachgespräch mit Besuchern.
Foto: Beil

Rheinzabern –  Kaum hatte Julia Saturnina mit „Salvete omnes!“ die die große Besucherschar im Kleinen Kulturzentrum des Römerdorfes begrüßt, ging sie auch schon in medias res und fesselte mehr als eine Stunde lang das Publikum mit einer spannenden Reise durch die Medizin bei den Römern.

Medica Julia Saturnina, im bürgerlichen Leben Dr. Anette Argo, ist von Beruf Ärztin und mit ihrer Familia Romana ständig unterwegs in Sachen Römer.

Julia Saturnina schlug einen Bogen von der Vier-Säfte-Lehre des Hippokrates, dem „Vater der griechischen Medizin“, bis zur Rolle des Weines als Arznei.

Erstaunlich, was vor fast 2500 Jahren schon an Kenntnissen und Methoden vorhanden war, die auch heute zum Handwerkszeug des Arztes gehören. Zunächst gab es bei den Römern Hausmediziner, zumeist griechische Sklaven oder Freigelassene.

Als ein früh bekannter Arzt gilt Asklepiades, der Wassertherapie einsetzte und als „Kneipp der Antike“ gilt. Für tüchtige Sklaven richtete man Valetudinarien ein, um gute, willige und eingearbeitete Sklaven zu erhalten.

Zur Zeit des Kaisers Augustus wurde die Militärmedizin forciert. Erstmals gab es etwa 20 bis 30 Sanitäter (capsarius) pro Legion. An Legionsstandorten wurden Lazarette eingerichtet, um die Kampfkraft der Truppen zu erhalten.

Außerhalb von Kämpfen waren die Soldaten unter anderem im Straßenbau, in Steinbrüchen oder etwa in Ziegeleien eingesetzt.

Zur Behandlung von Krankheiten wurde die heilende Wirkung von Kräutern aller Art genutzt. Bei Dioskurides (100 n.Chr.) findet man mehr als 1000 verschiedene Heilpflanzen.

Aus der Weidenrinde gewann man zum Beispiel das Salicil, ein Kernbestandteil des heutigen Aspirin. Auch die Bedeutung von Weihrauch und Myrrhe, von Terpentin-, Thymian- oder Nelkenöl war groß.

Kupferverbindungen wurden vielfach zur Therapie eingesetzt, etwa gegen das Trachom, die Ägyptische Augenkrankheit. Beim Schminken der Augenlider aus Schönheitsgründen gelangten stets Partikel in die Augen und entfalteten so eine ungeahnte positive Nebenwirkung.

Chirurgische Eingriffe wie etwa Starstich bei Augenleiden oder Entfernen von Blasensteinen mittels einer Schlinge waren möglich.

Operationen im Bauchraum waren nicht möglich, wohl aber das Vernähen von Wunden mit Katgut aus Schafsdarm, was bis ins 20. Jahrhundert gängig war.

Dass Cäsar mit einem Kaiserschnitt geboren worden sein solle, hielt Dr. Argo für eher unwahrscheinlich. Dies hätten weder Mutter noch Kind überlebt. Völlige Narkose war unmöglich, denn es gab keine künstliche Beatmung.

Römische Soldaten tranken nie pures Wasser, sondern versetzten es mit Wein oder Essig, was der Desinfektion diente.

Wenn deshalb der Soldat am Kreuze Christi einen Schwamm tränkte, um ihn dem dürstenden Jesus zu reichen, dann war dies, so Dr. Argo, wohl Posca, ein beliebtes Erfrischungsgetränk aus Wasser und Essig, und kein purer Essig, wie es in der Schrift heißt.

Posca hatte jeder Soldat bei sich. Und wenn auch Wein antibakteriell wirkt, dann ist es nicht der Alkohol, sondern es sind die Polyphenole.

Langer Beifall war anerkennender Dank für einen lebendigen und anschaulichen Vortrag, der sich noch einige Zeit im Kleingruppengespräch an den chirurgischen Werkzeugen fortsetzte.

Wer mehr über „Julia Saturnina“ und ihr Hobby wissen möchte, kann sich auf www.familia-romana.de [2] informieren. (Gerhard Beil)

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