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Jubiläumstheater der VR Bank Südpfalz: Mitarbeiter lassen 150 Jahre Bankgeschichte Revue passieren

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Die Gründungsväter des Genossenschaftswesens betreten die Bühne der Landauer Jugendstil-Festhalle und lassen die letzten 150 Jahre der VR Bank Südpfalz Revue passieren (von links): Friedrich Wilhelm Raiffeisen (Clifford Jordan) und seine Tochter Amalie Raiffeisen (Annette Arand), der Theaterdirektor (Christoph Ochs), Hermann Schulze-Delitzsch (Frank Ebersoldt) und seine Frau Berta Schulze (Regina Pfirrmann) sowie die Historikerin (Silke Weber).
Fotos: vr bank südpfalz

Landau. „Theater, Theater, der Vorgang geht auf…“ stimmte der 23-köpfige Chor aus Mitarbeitern der VR Bank Südpfalz auf der Empore der Landauer Jugendstil-Festhalle an und kurz darauf rennt ein sichtlich aufgeregter Theaterdirektor über die Bühne.

„Frau Schreiberling, Sie haben alles getan, dass die Geschichte der VR Bank Südpfalz in wenigen Minuten ihre Bühnenpremiere erleben wird! Glauben Sie, unser Spektakel wird den Leuten gefallen?“, so der Theaterdirektor, gespielt vom Vorstandsvorsitzenden der VR Bank Südpfalz Christoph Ochs, zur Autorin des Stücks, die von Silke Weber dargestellt wurde.

Und das tat es! Rund 700 Besucher, überwiegend Mitglieder der Genossenschaftsbank, waren anlässlich des 150-jährigen Bestehens ihrer Bank zu einer 90-minütigen historischen Revue gekommen und zeigten ihre Begeisterung am Ende der Darbietung mit Standing Ovations.

Präsentiert wurden in sieben Szenen Meilensteine der 150-jährigen Geschichte der VR Bank Südpfalz. Alles unter den Augen der Gründungsväter Hermann Schulze-Delitzsch (gespielt von Frank Ebersoldt) und Friedrich Wilhelm Raiffeisen (Clifford Jordan), die als Ehrengäste gemeinsam mit Ehefrau Bertha Schulze (Regina Pfirrmann) beziehungsweise Tochter Amalie Raiffeisen (Annette Arand) in der Loge Platz nahmen und die Zeitreise begleiteten. Grün waren sich die Herren anfangs nicht, da der liberal-politische Berliner Schulze-Delitzsch gerne für sich in Anspruch genommen hätte, Ideengeber des Genossenschaftswesens zu sein.

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In einem Edenkobener Wirtshaus gründen der Dorfbüttel (Fabio Bär), der Tischler Christian Niederhöfer (Marco Eck), Pfarrer Georg Hieronimus Hofer (Wolfgang Lembach), Weinhändler August Kuby (Klaus Dönig) und der Bierbrauer Meyer im Jahr 1865 den ältesten Vorschussverein der VR Bank Südpfalz.

Die Zeitreise begann mit der Gründung des Vorschussvereins Edenkoben am 24. April 1865 auf Initiative des Weinhändlers August Kuby, des Tischlers Christian Niederhöfer, des Pfarrers Georg Hieronimus Hofer und des Bierbrauers Meyer nach den Statuten von Schulze-Delitzsch. Erste Kreditanträge über 2.000 Gulden wurden direkt ausbezahlt. „Sehen Sie Raiffeisen. Geht alles auf meine Initiative zurück“, polterte Schulze-Delitzsch. Doch auch der bescheidene Raiffeisen konnte bereits Jahre später den ersten Darlehenskassenverein nach seiner Philosophie vorweisen und so betrat im Jahr 1893 Zigarrenfabrikant Karl Moekel aus Rülzheim die Bühne und überreichte Raiffeisen das Gründungsdokument des Rülzheimer Darlehenskassenvereins.

„Deutsche Wirtschaft am Boden“, „Reparationszahlungen destabilisieren den Reichhaushalt“, „Dramatischer Kursverfall an der Frankfurter Devisenbörse“ – eine negative Schlagzeile jagte die nächste Anfang der 20er Jahre. „Inflation erreicht neuen Höchststand. Ein Laib Brot kostet 18 Millionen Reichsmark“, schreit eine Zeitungsfrau. In der Volksbank Edenkoben bildet sich eine Schlange von Kundinnen, die mit dem Handkarren Geld abholen, um ihre Kinder zu ernähren. Kriegsgefangene kehren heim und verkörpern Hoffnung und Verzweiflung zugleich.

Die Zeiten bis 1923 waren hart und entbehrungsreich für die Pfälzer. „Verursacht durch Maßlosigkeit und Selbstüberschätzung“, stellte Raiffeisen fest und hob den schwarzen Freitag und die Bankenkrise hervor. „Das war der eigentliche Dolchstoß für die junge Demokratie der Weimarer Republik“.

Mit dem Lied „Dieser Weg“ von Xavier Naidoo leitete der Chor in die Fusionswelle der 80er Jahre über, bei der die Wege auch nicht immer leicht zu seien schienen. Bildhaft dargestellt wurde dies durch die Fusionspartner vor dem Standesbeamten: „So frage ich dich, Raiffeisenbank Landau, möchtest du die hier anwesende Südpfälzer Volksbank Germersheim-Kandel-Landau, lieben, achten und beschützen und ihr die ewige Treuer schwören?“. Alle Paare wurden vermählt, doch nicht selten über Name, Wohnsitz oder auch Kompetenzen diskutiert. „Auch dieser Weg wird kein leichter sein“, so der Standesbeamte.

In Pose brachten sich Hermann Schulze-Delitzsch und Friedrich Wilhelm Raiffeisen für die Gesellschaftsreporterin Babette Schimmerlos um den Jahrtausendwechsel. Schimmerlos‘ Spezialgebiet waren Skandale und davon konnte sie den Herren einige schildern. Angefangen mit Livebildern vom Hochwasser im Tresorraum in Edenkoben, über die Weltuntergangsprophezeihung im Zuge der Umstellung auf die Jahreszahl 2000 bis hin zur Euro-Einführung. „Ich würde sagen, die neue Zeit braucht unsere genossenschaftliche Idee viel dringender als zuvor!“, so Raiffeisen zu Schulze-Delitzsch, die sich mittlerweile immer besser verstanden.

Ein Knall ertönte und die Tagesschausprecherin meldet den Börsencrash und Zusammenbruch der Lehman Brothers Bank. „Dieser Knall wird die Welt verändern“, so der Vorstand einer Genossenschaftsbank zu Raiffeisen und Schulze-Delitzsch, die mit großen Augen erstmals Börsenkurse auf einem Computer verfolgten. Während Raiffeisen vergeblich nach den Waren suchte, glaubt Schulze-Delitzsch, dass Geld keinen realen Gegenwert mehr hat: “ Es ist zum Spekulationsobjekt verkommen.“ Eine Servicemitarbeiterin beruhigt einen Kunden, dass seine Spareinlagen bei der Genossenschaftsbank sicher sind.

Stolz blättert der Theaterdirektor in der letzten Szene in der frisch gedruckten Bankenchronik: „150 Jahre, die die Welt verändert haben.“ Raiffeisen und Schulze-Delitzsch, die mittlerweile sichtlich Gefallen aneinander gefunden haben, stimmen zu. „Das Ergebnis war jede Mühe wert“, so Raiffeisen. Der Theaterdirektor strahlt und richtet sich ans Publikum: „Und sei es eine Aufführung mit Menschen, von denen die meisten vorher noch nie auf einer Bühne gestanden haben. Sie alle haben das schier Unmögliche möglich gemacht. Getreu unserem Motto: Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele.“

Das Drehbuch für dieses Projekt hat die Theaterwissenschaftlerin und Regisseurin Dr. Claudia Borowy von der Agentur inszenio aus Stuttgart geschrieben. Alles, was sonst noch zum Theaterstück gehörte, haben die Mitarbeiter der VR Bank Südpfalz mit großem Engagement selbst in die Hand genommen. Über 90 Mitarbeiter waren aktiv in verschiedenen Arbeitsgruppen – von Schauspielern, Sängern, und Souffleusen bis hin zu den Backstage-Tätigkeiten wie Regie, Bühnentechnik, Bühnenbild & Requisite, Kostüme & Maske – um dieses Theaterstück zu präsentieren.

„Wir wollten kein Theaterstück von der Stange“, erklärt Christoph Ochs, Vorsitzender des Vorstandes der VR Bank Südpfalz. „Es sollte ein individuelles Stück sein, das die Geschichte der Bank widerspiegelt. Mit klassischen Szenen, aber auch humorvollen Anekdoten, wertschätzend und mit liebevollem Augenzwinkern serviert.

Den Eintrittspreis in Höhe von 10 Euro pro Person spendet die VR Bank Südpfalz in vollem Umfang an soziale Projekte. Unterstützt werden die Ökumenische Sozialstation Hagenbach-Kandel-Wörth, das Hospiz Landau-SÜW, der Verein „Mobil mit Behinderung“ Jockgrim, die Germersheimer Tafel und der Umbau eines Gebäudes für Asylsuchende in Edesheim.

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Über 90 Mitarbeiter waren aktiv – von Schauspielern, Sängern, und Souffleusen bis hin zu den Backstage-Tätigkeiten wie Regie, Bühnentechnik, Bühnenbild & Requisite, Kostüme & Maske – um dieses Theaterstück zu präsentieren.

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