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Jockgrim: Schicksal eines Flüchtlings – „Integration kann funktionieren“

Aus Rücksicht wird Name und Herkunft der Flüchtlinge auf dem Foto nicht genannt:  vorne v. li.: Der  neunjährige Sohn, Annelie Metz, hinten v. li.: Nesibe Dogan (Flüchtlingssozialarbeit in der Verbandsgemeinde Jockgrim), Dr. Saleh Barmo (Beirat für Migration und Integration der Verbandsgemeinde Jockgrim), Bürgermeister Uwe Schwind, Claudia Leitmann (Café Bunt), Flüchtling aus Syrien.  Foto: VG Jockgrim [1]

Aus Rücksicht wird Name und Herkunft der Flüchtlinge auf dem Foto nicht genannt:
vorne v. li.: Der neunjährige Sohn, Annelie Metz, hinten v. li.: Nesibe Dogan (Flüchtlingssozialarbeit in der Verbandsgemeinde Jockgrim), Dr. Saleh Barmo (Beirat für Migration und Integration der Verbandsgemeinde Jockgrim), Bürgermeister Uwe Schwind, Claudia Leitmann (Café Bunt), Flüchtling aus Syrien.
Foto: VG Jockgrim

Jockgrim – Wie sieht das Leben der Flüchtlinge in der neuen Heimat Deutschland aus? Das wollte Verbandsbürgermeister Uwe Schwind wissen und war zu Besuch im Café Bunt.

Dort sprach er mit einem Flüchtling über sein Schicksal.

Das Café Bunt ist eine Begegnungsstätte für Asylbewerber und Einheimische. Es wurde vom Beirat für Migration und Integration der Verbandsgemeinde Jockgrim initiiert und findet unter der Leitung von Claudia Leitmann mit Hilfe von zahlreichen ehrenamtlichen Helfern jeden Montag im evangelischen Gemeindezentrum (Parkring 10, Jockgrim) von 16 – 18 Uhr statt.

Schwind war beeindruckt, wie gut das Angebot im Café Bunt sowohl von Flüchtlingen als auch von Bürgern angenommen wird.

Der 34 Jahre alte Flüchtling, den Schwind im Café Bunt kennenlernte, ist Witwer und alleinerziehender Vater eines 9-jährigen Sohnes. Seine Frau sei aufgrund einer politischen Verfolgung auf grausame Art und Weise ums Leben gekommen.

Aus Sicherheitsgründen möchte er, dass Name, Herkunft und Details seines Schicksals nicht genannt werden.

Für die Flucht auf einem kleinen Schlepperboot habe er seine kompletten Ersparnisse eingesetzt, berichtete der Mann.

Den fehlenden Betrag der hohen Summe, die die Schlepper ihm abverlangten, habe er von seinen Eltern, Geschwistern und Freunden bekommen. Diese hätten zusammengelegt, um ihn und seinen Sohn in Sicherheit wissen zu können.

Paten helfen im täglichen Leben

Anneli Metz aus Jockgrim ist engagiert als Patin für den Beirat und pensionierte Schulleiterin.

Sie unterstützt den Flüchtling bei Behördengängen, beim Erlernen der deutschen Sprache, gibt Tipps für die Erziehung seines Sohnes und kümmert sich um den Kontakt zu Schule und Vereinen. Kennengelernt hat sie Vater und Sohn über ihre Enkelin, die die gleiche Klasse wie der Junge in der Grundschule Jockgrim besucht.

Sie bezeichnet die Beiden als „Muster einer vorbildlichen Integration“. Der Junge sei äußerst beliebt in seiner Grundschulklasse, er spreche mittlerweile sehr gut Deutsch, wodurch er inzwischen erfolgreich am Unterricht seiner Klasse teilnehmen könne.

Auf dem Fußballplatz habe er bei seinem neuen Hobby viele Freunde gefunden.

Sein Vater falle durch sein zurückhaltendes und freundliches Wesen auf. Er sei ein geschickter Handwerker und arbeite regelmäßig im Bauhof der Verbandsgemeinde, wo er vor allem zur Unterstützung der Hausmeister an den Grundschulen eingesetzt wird.

Für sein engagiertes Arbeiten ernte er viel Zuspruch, berichtet Anneli Metz. Die Erledigung des Haushalts falle dem alleinerziehenden Vater leicht und es bereite ihm Freude, die ihm zugeteilte Wohnung immer im perfekten Zustand zu präsentieren.

Die Zubereitung von gesunden Mahlzeiten sei eine Selbstverständlichkeit für den Asylbewerber. Bei Veranstaltungen von Vereinen und anderen öffentlichen Events seien Vater und Sohn regelmäßige Besucher.

Ursula Keiber aus Jockgrim, die als Dolmetscherin unterstützt, vermittelte den Kontakt zum Männerchor von Jockgrim. Hier finde der Asylbewerber in der Musik Abstand von seinem schweren Schicksal.

Anneli Metz räumt ein, dass das Deutsch des Vaters, anders als beim Jungen, nach wie vor holprig sei. Er verstehe jedoch sehr viel und das Sprechen falle ihm zunehmend leichter. Insbesondere beim Erlernen des Schreibens sei die Patin eine gute Hilfe.

Die pensionierte Lehrerin ist sich sicher, dass ihr Schützling eines Tages seinen Traum verwirklichen könne und eine Anstellung bei einem Handwerksbetrieb finde. Durch regelmäßige Kontakte sei inzwischen ein freundschaftliches Verhältnis entstanden. Anneli Metz ist sich sicher, dass es auch dann weiterbestehen wird, wenn die beiden ihre Belange einmal selbst regeln können.

Neben Anneli Metz besucht ein älteres deutsches Ehepaar aus Jockgrim, das ebenfalls namentlich nicht genannt werden möchte, den sympathischen Flüchtling und seinen Sohn regelmäßig im Café Bunt.

Im Supermarkt sei ihnen der junge Mann aufgefallen, weil er ihnen besonders höflich begegnete. Da sie schon längere Zeit den Wunsch hatten, sich mit einem Asylbewerber auszutauschen, suchten sie ihn im Café Bunt und trafen ihn tatsächlich dort an. Seither stehen sie regelmäßig mit ihm in Kontakt, nicht nur in der Begegnungsstätte im Parkring.

Schwind sagte, er freue sich über dieses „wirklich positive Beispiel der Integration“. Er sei fest davon überzeugt, dass es sich hier nicht um einen Einzelfall handele.

Vater, Sohn, Anneli Metz als Patin und das Jockgrimer Ehepaar stünden in diesen Tagen stellvertretend für viele bewegende Geschichten und Einzelschicksale von Flüchtlingen. (mj/red)

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