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Italien will Migranten-Schiffe zurückschicken – Sea Watch hat Verständnis

EU-Flüchtlingszahlen Januar 2013 bis Mai 2017. Foto: dts Nachrichtenagentur [1]

EU-Flüchtlingszahlen Januar 2013 bis Mai 2017.
Foto: dts Nachrichtenagentur

Berlin  – Die Nichtregierungsorganisation Sea Watch hat Verständnis für die Drohung Italiens gezeigt, künftig nicht mehr alle Rettungsschiffe mit Migranten in italienische Häfen einlaufen zu lassen.

Nachdem in diesem Jahr deutlich mehr Migranten übers Mittelmeer nach Italien gekommen sind als im Vorjahr, hat Rom mit Konsequenzen gedroht. Demnach könnte Schiffen, die nicht unter italienischer Flagge fahren und an keiner internationalen Operation wie etwa bei Frontex oder bei „Sophia“ beteiligt sind, die Einfahrt in die Häfen verwehrt werden.

„Italien wird allein gelassen“, kritisierte Sea Watch-Sprecher Ruben Neugebauer im Gespräch mit der „Welt“. „Es ist Aufgabe der EU zu helfen und eine Lösung zu finden, stattdessen macht man die Grenzen zu Italien zu und nimmt kaum Flüchtlinge ab.“

Seiner Ansicht nach führe dieser „Verrat der europäischen Idee“ dazu, „dass uns jetzt das Leben schwer gemacht wird.“ Dabei betreibe man „nichts anderes als Lebensrettung auf hoher See“, erklärte Neugebauer.

Mehr Flüchtlinge in Italien

Die Zahl der Flüchtlinge, die in Italien über das Mittelmeer einreisen, steigt stark an – EU-weit liegen die Zahlen aber auf vergleichsweise niedrigem Niveau.

Im Mai kamen 22.900 Flüchtlinge über die zentrale Mittelmeer Route und damit 77 Prozent mehr als noch im April. Gleichzeitig verzeichnete Italien damit etwa zehn Prozent mehr Flüchtlinge als im Mai letzten Jahres, wie aus Zahlen der Grenzschutzagentur Frontex von Ende Juni hervorgeht.  Nigeria, Bangladesch und Elfenbeinküste waren die häufigsten Herkunftsländer.

Noch neuere Zahlen zeigen allerdings, dass die Zahl im Juni nochmals angestiegen sein dürfte. So wurden allein in den letzten vier Tagen seit Sonntag 10.000 Flüchtlinge bei Dutzenden Schiffseinsätzen im zentralen Mittelmeer gerettet, teilte Frontex mit.

Auf den anderen Flüchtlingsrouten herrschte dagegen in den letzten Wochen vergleichsweise wenig Andrang. In Griechenland kamen im Mai 2.240 Flüchtlinge an. Hier waren Syrien und Irak die häufigsten Herkunftsländer. Über das westliche Mittelmeer reisten nur knapp über 500 Flüchtlinge ein.

Insgesamt verzeichnete Frontex im Mai rund 27.000 illegale Grenzübertritte und damit etwa so viele wie im Mai 2016. Damit liegen die Zahlen aber weiter deutlich unter den Werten der Periode Mai 2015 bis Februar 2016, als jeweils über 50.000 Menschen in einem Monat in der EU ankamen und in der Spitze im Oktober 2015 sogar über 430.000 Grenzübertritte von Flüchtlingen in einem Monat verzeichnet wurden.

(dts Nachrichtenagentur)

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