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Interview mit Dr. Christof Wolff: Landau wird wieder zur Gartenstadt

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In seinem Garten hält sich Dr. Wolff als Gartenfreund am liebsten auf. Foto: Ahme

 

Landau. Der Freundeskreis Gartenschau Landau veranstaltet im April, wie schon berichtet, einen Frühlingsball. Am Rand des diesbezüglichen Pressegespräches sprach der Pfalz-Express (PEX) mit dem ehemaligen Oberbürgermeister der Stadt Landau und Vorsitzenden des Freundeskreises, Dr. Christof Wolff.

PEX: Herr Dr. Wolff, inwiefern schließt sich ein Kreis, der 1949 mit der SÜWEGA begonnen hat? Was bedeutete die SÜWEGA damals für die Bürger und was die Landesgartenschau heute?

Die SÜWEGA war im südwestdeutschen Raum ein einmaliges Ereignis so kurz nach dem Krieg. Das Besondere war, dass nicht hauptsächlich an die Nöte des Alltagslebens erinnert wurde, und daran, dass die Menschen etwas zu essen haben und wohnen können, sondern dass man sich damals schon eine Gartenshow  geleistet hat. Es war klar, dass sich Landau anbot mit seinen schönen Gartenanlagen. Aber zu einem so frühen Zeitpunkt Ende der 40er Jahre! Das war schon etwas Spezielles. Man muss sich einmal die Verhältnisse damals vor Augen führen.

Es hängt natürlich auch mit Personen zusammen, mit dem damaligen Gartenbaumeister Mehlis und natürlich auch mit dem Stadtrat und dem Oberbürgermeister. Mehlis konnte damals die Politik überzeugen, dass man auch bezüglich des Stadtbildes gerade im grünen Bereich sehr viel machen muss. Jetzt schließt sich der Kreis. Denn heute muss nicht die problematische Entfestigung landschaftlich verbessert werden, sondern jetzt ist die Situation die, dass man  die Konversion abschließen und diese riesigen Flächen von militärischer Nutzung in zivile Nutzung überführen muss. Wir haben das ja praktisch schon in den 90er Jahren begonnen und standen damals auch in Konkurrenz zu den Kosten der Wiedervereinigung. Die neuen Bundesländer hatten ja einen unheimlichen Sanierungsbedarf und deshalb war es für Landau erstaunlich, dass wir in der Städtebauförderung sehr viel Geld bekamen und auch Gelder in die Konversion geflossen sind. Wir hatten allerdings auch immer den entscheidenden Politikern eine hervorragende Konzeption vorgestellt. Wie zum Beispiel Bundesbauministerin Adam-Schwätzer. Sie war sehr früh bei der ersten Maßnahme der Mangin-Kaserne, heutiges Quartier Vauban, dabei und hat sich das angeschaut. Wir bekamen auch vom Bundesministerium später einen Bildband, in dem die einzelnen Konversionsobjekte vorgestellt wurden und da war Landau mit seinen Konversionsflächen sogar auf dem Einband zu sehen. Und so schließt sich der Kreis um das Thema Stadtentwicklung. Es geht wirklich um die Entwicklung der gesamten Südstadt, die ja bisher brach gelegen hat. Wer in die Kaserne hereingelassen wurde, war erstaunt, was da noch steht, insgesamt umfassten die Militärflächen über 100 Hektar ohne Ebenberg, der hat ja nochmals 200 Hektar. Ohne Landesgartenschau hätte Landau diese Summen nicht bekommen. Die Entwicklung neuer Stadtgebiete wie schon in Bingen und Kaiserslautern wäre nicht möglich gewesen, das war bezweckt und das verstehen die Leute manchmal nicht.

 

PEX: Was bedeutet Ihnen die Landesgartenschau persönlich und warum engagieren Sie sich?

Wegen meiner Nähe zur Stadt und meiner Aufgabe  die ich 24 Jahre wahrgenommen habe. Es wäre merkwürdig, wenn ich da nicht mit Haut und Haaren der Stadt verfallen wäre. Und natürlich aus meinen Erfahrungen heraus mit dem Förderverein Festhalle. Wenn man den Landauern Projekte richtig begründet und plausibel erklärt, was passieren soll, dann wollen die mithelfen und stehen nicht abseits. Und deshalb habe ich Herrn Schlimmer, als er mich gefragt hat, ob ich gerne den Vorsitz des Freundeskreises übernehmen würde, zugesagt.

 

PEX: Sie sind selbst ein großer Gartenfreund. Auf was freuen Sie sich am meisten?

Ich freue mich über die Vielfalt im Garten. Da blüht es ja das ganze Jahr über. Das macht mir Freude. Deshalb habe ich auch am Ortseingang (von Arzheim, die Redaktion) die Pflege übernommen. Man soll mit gutem Beispiel vorangehen. Am Ortseingang, aus Richtung Ilbesheim kommend, habe ich über 100 Osterglocken gepflanzt. Die kamen auch schön und werden jetzt wieder kommen. Bei dem Eingangsschild habe ich ein Beet angelegt mit Herrn Roth zusammen. Das sind Rosenstöcke und Lavendel. Außerdem möchte ich zwischen Wirtschaftsweg und Wingert auch Sonnenblumen auf einem Geländestreifen anlegen. Ich bin ein Gartenfreund und deshalb freue ich mich nach den Erfahrungen in Trier, Kaiserlautern und Bingen, dass die Gartenschau auch in Landau stattfinden wird.

Welche Bäume bei der Gartenschau gepflanzt werden, ist eine Sache der GmbH, da mischt der Förderverein nicht mit. Der Förderverein macht Vorschläge, was für das Stadtbild in Landau getan werden kann. Und da haben sie sich ja jetzt gekümmert um Jardin sur le Pont, zwischen Westring und AN 44, Goethepark und im Schillerpark soll jetzt ein Apothekergarten entstehen und dann auch noch einzelne Verkehrsinseln oder Flächen in der Stadt. Wir kümmern uns hauptsächlich um den Abschnitt zwischen Zentrum und Landesgartenschau. Wir möchten ja, dass Leute auch in die Stadt gelockt werden und ein ordentliches Bild von der Stadt bekommen. Wir werden uns Anfang Februar entscheiden müssen, welche Projekte wir schultern. Da geht es um Generationenübergreifende Einrichtungen, Spielbereiche oder Erlebnisbereiche, die nicht nur für die Landesgartenschau taugen sondern danach noch erhalten bleiben. Das ist ganz wichtig zumal die Mitglieder ja selbst etwas gestalten wollen und nicht Anhängsel der Stadt oder der GmbH sein möchten.

 

PEX: Stichwort Vermarktung und Merchandise-Artikel: Welche Artikel kann man denn erwerben?

T-Shirts, Button, Flyer, Broschüren. In diesen wird für Baumpatenschaften geworben. Wir hätten gerne, dass viele Bürger Patenschaften übernehmen.

 

PEX: Hat der Freundeskreis einen Stand auf der Wirtschaftswoche dieses Jahr? Und wie wird dort geworben?

Wir haben keinen eigenen Stand sondern werden bei der Stadt dabei sein.

 

PEX: Wie hat sich der Freundeskreis bei Veranstaltungen wie Tag der Vereine, Tag der Integration oder Tag der Nachhaltigkeit präsentiert?

 

Wir konnten uns erfolgreich bei diesen Tagen positionieren. Wenn es jetzt wieder wärmer wird, werden wir an Samstagen auch einen Stand am Rathausplatz machen. Gerade waren wir mit einem Stand am Neujahrsempfang der Stadt vertreten.

 

PEX: Warum der Name Freundeskreis und nicht Förderverein wie zum Beispiel der Festhallenförderverein?

Den Namen Freundeskreis hat man von Bingen übernommen. Es bedeutet, dass man am gleichen Strang zieht. Wir treffen uns ja auch regelmäßig. Gerade auch wenn Tag der offenen Tür bei der GmbH ist, verbinden wir das mit einem Mitgliedertreffen. Gärtnerische Arbeiten werden von Mitgliedern selbst durchgeführt, da werden nicht Profis eingesetzt und Geld ausgegeben. Jeder, der einen Spaten oder eine Hacke zuhause hat, engagiert sich.

 

PEX: Haben sich die Inhalte der Freundeskreise und Fördervereine verändert? Geht man anders damit um?

Wir sind immer offen für Vorschläge der Mitglieder, trotzdem gibt es eine klare Aufgabenverteilung zwischen Stadt, GmbH und Freundeskreis. Ich musste schon öfters Mitgliedern sagen, „dafür sind nicht wir zuständig, das können wir nicht als Verein leisten“. Wir haben ja eine Satzung. Es hat eine Verabredung mit der Landesgartenschau GmbH gegeben, dass wir uns nicht gegenseitig Konkurrenz machen, sondern die Aufgabenverteilung klar ist. Wenn zum Beispiel Kunstwerke aufgestellt werden, bestimmen das Stadt und GmbH.

 

PEX: Was genau soll der Verein nach der Landesgartenschau leisten?

Da, wo die Flächen völlig umgewandelt werden, ist die Frage was man mit dem Vorhandenen macht. Wir möchten uns gerne um die bestehenden Einrichtungen und auch um zukünftige Veranstaltungen auf dem Gelände kümmern. Das Gelände geht ja in Sportstätten am Ebenberg über und da sind auch die Schrebergärtner, mit denen wir ins Gespräch kommen möchten.

 

PEX: Ihr Schlusswort?

Wichtig, ist, dass die Bürger in ihrem Verantwortungsbereich motiviert werden, etwas zu tun. Damit die Stadt noch schöner und umweltgerechter wird. Wir sind interessiert daran, dass es eine breite Bewegung der Bürgerschaft gibt. Und wir wollen auch die Jugend verstärkt mit Aktionen einbinden.

 

PEX: Vielen Dank für das Gespräch.  Das Interview führte Desirée Ahme.

Siehe dazu auch:   Bildband plus Hörbuch: Ein Bild von einer Stadt und eine Zeitreise durch Landau [2]

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