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Interner Einsatzbericht belastet Kölns Polizeipräsidenten

Foto: dts Nachrichtenagentur [1]

Foto: dts Nachrichtenagentur

Köln  – Kölns Polizeipräsident Wolfgang Albers gerät durch ein internes Papier an die Führungsstelle seiner Behörde weiter in Bedrängnis.

Laut dem Papier, das der Welt am Sonntag“ vorliegt, hätte die Polizei von den lange zuvor verübten Sexualdelikten deutlich früher wissen müssen. Über diese Panne heißt es, dass es bereits vor der Räumung des Bahnhofsvorplatzes zu zahlreichen Diebstahls- und Sexualdelikten (durch Begrapschen) gekommen war.

Mit der Räumung des Bahnhofvorplatzes hatte die Polizei um 23:35 Uhr begonnen. Bisher hatte die Polizeiführung erklärt, erst gegen 1 Uhr von sexuellen Übergriffen erfahren zu haben.

Den Unterlagen zufolge wurde zuvor sogar eine Polizeibeamtin gleich mehrmals sexuell belästigt, die ebenfalls wie andere Frauen Strafanzeige stellte. Das wird so beschrieben, dass eine „Beamtin mehrfach im Gedränge von Personen des beschriebenen Klientels unsittlich angefasst wurde. Darüber hinaus wurde mehrfach versucht, ihr die mitgeführte Handtasche wegzunehmen.“

Aufgrund der unzureichenden „Kräftelage“ der Polizei sowie der Unübersichtlichkeit der Gesamtsituation sei das sofortige Heranführen von uniformierten Kräften nicht möglich gewesen.

Polizeipräsident Albers hatte mitgeteilt, man habe keine Erkenntnisse über die Identität der Täter. Das Papier steht auch dazu eindeutig im Widerspruch.

Denn daraus ergibt sich, dass es zu einem Großteil Asylbewerber waren: „Bei den durchgeführten Personalienfeststellungen konnte sich der überwiegende Teil der Personen lediglich mit dem Registrierungsbeleg als Asylsuchender des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge ausweisen. Ausweispapiere lagen in der Regel nicht vor.“

Laut Einsatzbericht wurden in der Nacht zwischen 22 Uhr und 5 Uhr morgens von der Kölner Polizei 71 Personalien festgestellt, elf Menschen in Gewahrsam genommen und 32 Strafanzeigen gestellt.

Außerdem gab es vier Festnahmen. Die Daten wurden im „Cebius“-System der Einsatzleitstelle der Polizei dokumentiert.

Überforderung nicht eingestehn?

„Wir waren nicht überfordert“, hatte Albers nach den Vorfällen in der Silvesternacht am Kölner Hauptbahnhof erklärt. Doch dem widerspricht die sechsseitige „Einsatznachbereitung“ vom 2. Januar.

Darin heißt es, dass die Beamten von Albers bei dem Einsatz stark auf die Hilfe der Bundespolizei angewiesen waren: „Ohne eine Unterstützung der Kräfte der Bundespolizei wäre eine sachgerechte Durchführung nicht möglich gewesen.“

Dem Papier zufolge gab es „im Laufe des Einsatzes erhebliche Verzögerungen bei der Bearbeitung von Festnahmen bzw. der Durchführung von strafprozessualen Maßnahmen“.

Dabei sei es um die Abnahme von Fingerabdrücken mittels des sogenannten Fast-ID-Verfahrens, Blutproben alkoholisierter Männer und die Entscheidung über Festnahmen gegangen. „In einem Fall dauerte die ko mplette Abarbeitung eines komplexen Sachverhaltes über sieben Stunden“, steht in dem Einsatzbericht.

Dadurch, dass die Polizei parallel mehrere komplexe Delikte bearbeiten musste, sei die „Einsatzstärke für die Dauer dieser Maßnahmen insgesamt gesehen nicht unerheblich reduziert“ worden.

(dts Nachrichtenagentur)

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