- Pfalz-Express - https://www.pfalz-express.de -

Informationsveranstaltung zum AfA-Ausbau in Speyer: Viele Bürger müssen draußen bleiben

Die Tore vor der Nase zugeschlagen: Land und Stadt leisteten sich eine krasse Fehleinschätzung zum Bürgerinteresse. Fotos: Pfalz-Express [1]

Die Tore vor der Nase zugeschlagen: Land und Stadt leisteten sich eine krasse Fehleinschätzung zum Bürgerinteresse.
Fotos: Pfalz-Express

Speyer – Die Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (AfA) in der ehemaligen Kurpfalz-Kaserne soll zu einer vollständigen Erstaufnahmeeinrichtung hochgestuft und mit zusätzlichen Aufnahmekapazitäten ausgebaut werden.

Das hat die rheinland-pfälzische Landesregierung im Sommer vergangen Jahres beschlossen.

Nach den Verhandlungen mit der Stadt Speyer und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) geht es nun an die Umsetzung. Im Endausbau sollen rund 1.250 Plätze zur Verfügung stehen. Derzeit leben etwa 600 Asylbewerber in der Unterkunft.

Zu diesem Thema hatten das Land und die Stadt am Dienstagabend zu einer Bürgerinformationsveranstaltung einladen. Die Veranstaltung sollte um 19 Uhr beginnen, aber um 18.55 Uhr schlossen sich die Tore am Haupteingang und am Nordeingang – viele Bürger mussten draußen bleiben und waren empört. Auch eine Redakteurin des Pfalz-Express wurde nicht durchgelassen.

Die meisten Speyerer machten kehrt und fuhren wieder nach Hause. Rund 20 Bürger am Haupttor aber blieben hartnäckig, ließen sich nicht wegschicken und wollten mit einem Verantwortlichen sprechen, um zu klären, ob man vielleicht eine Übertragung nach außen möglich machen oder zumindest ein Fenster öffnen könne, um die Veranstaltung akustisch zu verfolgen. Ein Wachmann und ein Polizist versprachen, einen Verantwortlichen zu holen. Gekommen ist niemand.

Als Veranstaltungsort wurde die Turnhalle auf dem Gelände gewählt und nicht die deutlich geräumigere Großsporthalle. Nachdem die kleinere Halle laut Polizei vor Ort mit etwa 400 Personen gefüllt war, durfte niemand mehr hinein.

Man habe nicht mit einem so großen Andrang gerechnet, erklärte der Wachdienst am Tor, der allerdings lediglich Anweisungen der Organisatoren ausführte. Augenscheinlich haben das Ministerium und die Stadt das Interesse der Bürger zu diesem Thema gründlich unterschätzt.

Die draußen Gebliebenen machten ihrem Ärger dem Pfalz-Express gegenüber Luft. Die meisten waren – pünktlich – zu Fuß gekommen, weil sie im Wohngebiet leben, das nördlich an das AfA-Gelände grenzt. Man sei demnach direkt betroffen von der Erweiterung der Einrichtung, sagten sie.

Dass man nun nicht hinein dürfe, um sich zu informieren, sei eine „riesen Sauerei“. „Man fühle sich „verarscht“ von den Verantwortlichen ob der unzulänglichen Planung und mangelnden Flexibilität. „Es ist wie im Getto, nur dass man ausgesperrt wird“, sagte ein Bürger.

Afa Speyer Info [2]

Alle hatten Bedenken, ob bei einer so großen Anzahl von Menschen, die in der AfA untergebracht werden sollen, die Sicherheit in der Umgebung noch gewährleistet werden könne.

Die Frauen äußerten Ängste: Es sei schon ein mulmiges Gefühl, wenn man beispielsweise beim Spaziergang mit dem Hund immer wieder durch Gruppen von Männern hindurch gehen müsse. Wann immer möglich, sei man zu zweit unterwegs.

Ängste hatten am Dienstagabend wohl auch einige Asylbewerber, die währenddessen ein und aus gingen und die Menschentraube am Tor sahen. Manch einer zögerte, bis sie bemerkten, dass sie von den „Zaungästen“ höflich gegrüßt wurden und niemand ihnen Böses wollte.

Nachdem die Bürger rund eine Stunde gewartet hatten und noch immer keine Rückmeldung der Veranstaltungs-Organisatoren kam, war es letztendlich zu kalt: Man trat den Heimweg an.

Sicherheitsbedenken wurden derweil auch im Warmen in der Veranstaltung geäußert. Integrationsministerin Anne Spiegel (Grüne), Speyers Oberbürgermeister Hansjörg Eger (CDU), der Vize-Chef des Polizeipräsidiums Rheinpfalz, Eberhard Weber, ADD-Vizepräsidentin Begona Hermann und und Michael Hartard (BAMF) bemühten sich zwar, die Entscheidung zum Standort Speyer als Erstaufnahmeeinrichtung zu begründen und Befürchtungen zu zerstreuen.

Trotzdem war die Stimmung der Zuhörer mehrheitlich von Missmut, Sorge, Ärger oder Ironie geprägt – keine leichte Aufgabe also für Land und Stadt, die Bürger für die AfA-Erweiterung zu gewinnen. (cli/ mhr)

Print Friendly, PDF & Email [3]