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Impftermin-Vergabe in RLP für viele unverständlich

Foto: Rolf H. Epple/Pfalz-Express

RLP – Bei manchen geht es schnell, andere warten Wochen oder sogar Monate: Die Impftermin-Vergabe wird von den meisten Impfwilligen als intransparent und schlecht nachvollziehbar beschrieben.

Ein unserer Redaktion geschildertes Beispiel: Eine Familie, die mit drei Generationen unter einem Dach lebt – Großeltern, Eltern, Enkelin. Alle haben dieselbe Adresse und haben sich am selben Tag registriert. Die Enkelin (wegen der Berufstätigkeit in Prio 3 eingestuft) bekam tags darauf einen Termin zugeteilt, eine Woche später die Mutter. Der Vater wartet noch immer, ebenso die Großeltern, die beide Ende 70 sind.

Die Registrierung durch die Impfberechtigten erfolgt entweder telefonisch über die Hotline oder online über impftermin.rlp.de. Mit welchen Prozessen/Vorgaben/Verfahren werden also die Termine zugeteilt? Der Pfalz-Express hat beim Gesundheitsministerium in Mainz nachgefragt.

50 Mitarbeiter und externe Dienstleister kümmern sich um Termine

Das Ministerium betonte, bei der Terminvergabe handele es sich um ein „komplexes und dynamisches System“, bei dem zahlreiche unterschiedliche Komponenten berücksichtigt werden müssten.

Die Impftermine würden grundsätzlich „automatisiert“ (nach Anmeldedatum) vom Team der Impfdokumentation Rheinland-Pfalz vergeben. Rund 50 Mitarbeiter plus externe Dienstleister (letztere für die Software-Pflege) sind beteiligt. Bei mehreren tausend Anmeldungen pro Tag kämen die Mitarbeiter grob geschätzt auf jeweils 75 bis 100 Registrierungen, die sie bearbeiten müssen.

Impfstoff und Auslastung 

Die Terminvergabe sei abhängig von der Auslastung des jeweiligen Impfzentrums, der Priorisierung und des Zeitpunkts der Registrierung – und der Menge des zur Verfügung stehenden Impfstoffkontingents, sagte ein Ministeriumssprecher von der „Stabsstelle Corona“.

Auch bei zeitnaher Registrierung verschiedener Personen könne es deswegen zu einem zeitlichen Verzug der Terminbestätigungen und letztendlich der Termine für die Erst- und Zweitimpfung kommen. Mehrere Tausend Personen pro Tag nutzten die Registrierungsmöglichkeit. Das bedeute, dass selbst bei nahezu gleicher Uhrzeit eine „deutlich unterschiedliche“ Terminierung stattfinden könne.

Weitere Gründe seien die veränderten Nutzungsbedingungen von AstraZeneca  oder kurzfristig reduzierte Lieferungen von Impfstoffdosen.

Nur Terminpaare für Erst- und Zweitimpfung

Rheinland-Pfalz arbeitet mit einem rollierenden System. Das bedeutet: Die Planung erfolgt auf Basis der vom Bund fest zugesagten Mengen an Impfstoff. Bei jeder Erstterminvergabe wird auch der Zweittermin in der Planung hinterlegt – in den Impfzentren werden folglich Termine nur als Terminpaare vergeben.

Die Vergabe der Termine erfolge nach der in der Bundesimpfverordnung festgelegten Reihenfolge der Priogruppen, so der Ministeriumssprecher, eine Abstufung innerhalb der Priogruppen gebe es im Regelfall nicht. Eine Ausnahme: Die bereits registrierten Lehrer der weiterführenden Schulen, die bis Mitte Mai ihre Erstimpfungen erhalten haben sollten.

„Nachrücker“ für Prio 1 und 2

Das Anmeldesystem funktioniere „stabil und zuverlässig“, hieß es. Mancherorts würden indes in den Impfzentren schon Impfungen in der Priogruppe 3 durchgeführt, da es keine Warteschlange in den Priogruppen 1 und 2 mehr gab.

Dies könne sich durch aktuelle Registrierungen auch wieder ändern. So hätten sich beispielsweise allein in den vergangenen Tagen noch mehrere Zehntausend Menschen der Priogruppen 1 und 2 registriert. Der Ministeriumssprecher betonte, dass die Zuordnung zu Priorisierungsgruppen nicht nur auf Alter und gesundheitliche Indikationen beschränkt ist. „Regelmäßige Tätigkeit in einer Pflegeeinrichtung mit Bewohner-Kontakten, Kontaktperson einer Schwangeren oder einer impfberechtigten Person der Priogruppe 1 oder 2, die nicht in einer Einrichtung lebt sowie Mitarbeit in einem Impfzentrum“ seien Beispiele  dafür – alles einleuchtende Gründe, die aber doch nicht die sehr lange Wartezeit einer nicht zu unterschätzenden Zahl Impfwilliger vollständig erklären können.

„Fehlerquote gering“

In sehr wenigen Fällen sei es bei der Registrierung versehentlich zu falschen Angaben gekommen, beispielsweise hinsichtlich des Geburtsjahrs oder einer priorisierten Berufsgruppe – was fälschlicherweise zur Einordnung in eine höhere Priogruppe und damit zu einer schnelleren Terminvergabe geführt habe. Das sei aber selten: „Wir gehen von weniger als einem Prozent aller vergebenen Termine aus.“

Info

Stand 24. Mai 2021 (abends) wurden in Rheinland-Pfalz insgesamt 2.214.873 Impfungen durchgeführt. Wenn man die etwa 600.000 Impfungen der niedergelassenen Ärzte abzieht, sind es rund 1.600.000 vom Land organisierte Impfungen. Mehr als 1,5 Million Rheinland-Pfälzer sind bereits erstgeimpft und rund 650.000 zweitgeimpft. (cli/red)

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