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IGS Kandel: 8oo protestieren gegen Container und für schnelleren Neubau

Schüler, Lehrer und Eltern verstehen nicht, was an einem Schulneubau so lange dauern soll. Fotos: über IGS Kandel/Steiner [1]

Schüler, Lehrer und Eltern verstehen nicht, was an einem Schulneubau so lange dauern soll.
Fotos: über IGS Kandel/Steiner

Kandel – Seit über drei Jahren findet an der IGS ein Teil des Unterrichts in Containern statt.

Der Neubau, der wegen statischen und Brandschutzmängeln am alten Gebäude notwendig ist, lässt auf sich warten. Nun hatten Lehrer und Schüler keine Geduld mehr. Die Raumsituation sei schwer erträglich, hieß es von Seiten der Schulleitung.

Das Bauvorhaben werde seit Jahren durch die Verantwortungsträger (Land, Kreis, Gemeinde) verschleppt, wirft die Schulleitung der Kreisverwaltung und der Stadt vor. Der Schulstandort Kandel laufe Gefahr, an Attraktivität zu verlieren.

Die Schulgemeinschaft mit Ruediger Boeckmann (stellvertretend für die Schulleitung) hatte deshalb am Donnerstag (3. März) mit einer Protestaktion auf die Dringlichkeit des Anliegens aufmerksam machen wollen.

Und so fanden sich an die 800 Demonstranten ein, die zum Rathaus zogen, um dort den Verantwortlichen einen offenen Brief zu überreichen.

Mit Plakaten unterstrichen die Schüler ihren Ärger. „Was ist der Unterschied zwischen einer Schnecke und der Kreisverwaltung? Die Schnecke kommt ans Ziel“, oder „Container: Behältnis zur Aufbewahrung von Schülern“ stand dort zu lesen.

Landrat Dr. Fritz Brechtel war nicht dabei, als die Demonstranten bei Kälte und Schneeregen am Rathaus standen. Der Termin sei zu kurzfristig und nicht mit ihm abgesprochen gewesen, schrieb der Landrat an die Schule.

Statt seiner standen Michael Gauly, Baudezernatsleiter der Kreisverwaltung, und später auch Verbandsbürgermeister Volker Poß zur Verfügung.

„Immer wieder neue Vorgaben“

Brechtel äußerte sich aber auf seinem zur gleichen Zeit stattgefundenen Termin beim Wahlkampfauftritt von Julia Klöckner in Wörth zu der Situation. Sichtlich verärgert, vermutete Brechtel ein „Wahlkampfmanöver“.

Zum besseren Verständnis: Die Demonstration wurde von Schul-Elternbeiratsmitglied Dietmar Kolb, der auch in Kandel für die SPD im Stadtrat sitzt, mitorganisiert.

Von einer Verschleppung könne keine Rede sein, sagt Brechtel, das sei eine „Unverschämtheit“. Im Gegenteil, man habe immer mit Hochdruck an einer Lösung gearbeitet.

Dass man sich an die Vorgaben der Landesbehörden halten müsse, sei nun mal Fakt. Diese hätten mit immer neuen Vorgaben das Projekt verzögert.

Dr. Fritz Brechtel äußerte sich auf der Wahlkampfveranstaltung von Julia Klöckner zur IGS-Problematik. [2]

Dr. Fritz Brechtel äußerte sich auf der Wahlkampfveranstaltung von Julia Klöckner zur IGS-Problematik.

Das „marode, völlig untaugliche Schulgebäude“ sei seinerzeit dem Kreis durch „SPD-Bürgermeister“ Günther Tielebörger mit „äußerst fragwürdigen Methoden untergejubelt worden“, so Brechtel.

Als man die Brandschutzmängel und die unsichere Statik festgestellt habe (2012), habe man sich zur Sicherheit für die Schüler für die Container-Lösung entschieden. Man habe kein Risiko eingehen wollen.

Es folgten eine Studie (Wirtschaftlichkeitsberechnung) „Neubau oder Sanierung“, die das Ministerium gefordert habe, und ein Schulentwicklungsplan, der der Aufsichts-und Dienstdirektion (ADD) vorgelegt werden musste. Diese Vorgaben zu erfüllen habe bis März 2015 gedauert, sagte Brechtel.

Ab Juni letzten Jahres habe die ADD dann noch ein Raumprogramm gefordert.

Dieses liegt nun seit Dezember 2015 vor und besagt, dass auch künftig mit hohen Schülerzahlen an der IGS zu rechnen ist.

Wenn das Raumprogramm genehmigt ist („vorher dürfen wir nicht weiterplanen“) muss das Projekt wegen der über 15 Millionen Euro Kosten noch europaweit ausgeschrieben werden.

Ende 2017 könnte dann noch ein Förderantrag eingereicht werden, so dass es wohl etwa 2020 wird, bis das Gebäude steht.
Für all diese bürokratischen Hürden könne man nichts, betonte Brechtel.

„Es geht um die Sache“

SPD-Stadtrat Dietmar Kolb wies die Anschuldigungen, Schüler vor den „Wahlkampfkarren“ zu spannen, entschieden zurück. Es gehe ihm um die Sache und nicht um Parteipolitik.

Als Mitglied des Schulelternbeirats habe er zwangsläufig Kontakt zur Schulleitung, die durchaus nicht so umfassend informiert gewesen sei wie von der Kreisverwaltung postuliert.

Zudem fehle der ADD noch immer Unterlagen, die zur Prüfung und Genehmigung des Raumprogramms notwendig seien. Er, Brechtel, möge sich bitteschön darum kümmern, dass diese schnellstmöglich vorgelegt würden.

Ansonsten schlug Kolb versöhnliche Töne an: Nur durch ein gemeinsames Vorgehen könne man die Angelegenheit voranbringen.

Auch im Stadtrat (3. März) hatte die Sache noch ein kleines Nachspiel: Während sich Stadtbürgermeister Günther Tielebörger etwas blauäugig – möglicherweise noch in Unkenntnis der kurz zuvor stattgefundenen Hintergrunddiskussionen – zufrieden über die Demonstration in seinem Sessel zurücklehnte, äußerte sich CDU-Stadtrat Michael Gaudier höchst unzufrieden über die Aktion.

Diese sei überflüssig gewesen, dem Wahlkampf geschuldet und habe die Schüler instrumentalisiert. Eine Diskussion solle unter den beteiligten Parteien (Politik und Verwaltung) stattfinden .

Dietmar Kolb wies erneut die Vorwürfe zurück. Mit der Demonstration habe man ein wichtiges Zeichen gesetzt. (cli)

Demo vor der Verwaltung in Kandel. [3]

Demo vor der Verwaltung in Kandel.

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