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„Ich wäre heute noch in Afghanistan“ – Lehrerin Ingrid Schlimm verabschiedet

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Ingrid Schlimm war lange Jahre in Venezuela und Afghanistan unterwegs.
Foto: Markus Vollstedt

Bad Bergzabern – Das Kamel neben dem Mercedes: Deutsch-, Englisch- und Spanischlehrerin Ingrid Schlimm unterrichtete nicht nur am Gymnasium im Alfred-Grosser-Schulzentrum, sondern auch in Afghanistan und Venezuela. Jetzt ging die Lehrerin nach 38 Jahren in den Ruhestand.

„Wenn ich als Frau mit dem Fahrrad gefahren bin, haben mich Kinder mit Schläuchen bespritzt“, erzählt Englisch-, Spanisch- und Deutschlehrerin Ingrid Schlimm über ihre Zeit in Afghanistan Anfang der achtziger Jahre. Trotzdem sei das mit die schönste Zeit ihres Lebens gewesen. „Ich wäre heute noch da, wenn der Krieg nicht gekommen wäre“, schwärmt die Lehrerin am Gymnasium im Alfred-Grosser-Schulzentrum, die im Februar in den Ruhestand verabschiedet wurde. „

Die Schüler dort waren so dankbar für den Unterricht“, sagt Ingrid Schlimm. Obwohl sie zunächst die Sprache dort – Farsi – gar nicht gesprochen habe, habe sie das Land fasziniert. „Allein diese Gegensätze: Da stand neben dem Mercedes ein Kamel auf dem Parkplatz“, erzählt sie.

Als sie 1983 nach drei Jahren das Land verlassen musste, blieb sie Weltenbummlerin. Nach Stationen am Max-Slevogt- und Eduard-Spranger-Gymnasium in Landau ging sie von 1998 bis 2002 nach Caracas in Venezuela. „Landschaftlich war Venezuela noch reizvoller, aber in Afghanistan hatte mich die Mischung aus Mittelalter und Moderne fasziniert“, sagt Ingrid Schlimm.

In Venezuela habe sie dann Gelassenheit gelernt: „Manana heißt morgen und das ist wieder morgen und so weiter“, sagt Ingrid Schlimm und lacht. Trotzdem hätten die Schüler dort mehr gelernt als hier, denn: „Spaß ist die Basis für pädagogisches Arbeiten“; mit Spaß funktioniere auch das Lernen besser. „Man lernt leben im Ausland. Für Schüler, aber auch für Lehrer ist es wichtig, andere Kulturen kennenzulernen“, sagt sie. „Ein Jahr im Ausland ist wie eine ganze Oberstufe.“ Außerdem lerne man dort Toleranz und die sei das Wichtigste.

Neben ihrem Faible für andere Länder hat Ingrid Schlimm mit ihren Schülern viel Theater gespielt, nicht nur auf großer Bühne, sondern auch im Unterricht, zum Beispiel Szenen aus den Texten, die im Unterricht gelesen werden. Ein Dorn im Auge war ihr dagegen die deutsche Bürokratie, genauso wie Unwahrheiten: „Ich wollte meine Schüler immer dazu erziehen, die Wahrheit zu sagen“, so Ingrid Schlimm; denn gelogen werde genug. Ihre Schüler hätten bei ihr für das Leben gelernt. „Ich habe immer versucht, einen Bezug vom Schulstoff zur Realität herzustellen“, erzählt sie. (mv)

Information

Nach ihrem Studium in Bonn und Mannheim ging Ingrid Schlimm 1977 in den Schuldienst, zunächst in Landstuhl und Winnweiler. 1980-83 war sie in Afghanistan, musste aber wegen des Krieges das Land verlassen. Dann war sie am Max-Slevogt- und am Eduard-Spranger-Gymnasium in Landau, bevor sie von 1998 – 2002 nach Caracas in Venezuela ging. Nach ihrer Rückkehr war sie bis zu ihrer Pensionierung in diesem Februar am Gymnasium im Alfred-Grosser-Schulzentrum Bad Bergzabern.

 

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