Hohe Corona-Inzidenzen im Kreis Germersheim: Schulen weiter geschlossen – Tests geplant – Ausgangssperre bleibt

4. März 2021 | Kategorie: Allgemein, Kreis Germersheim, Regional

V.li.: Christoph Buttweiler, Dr. Fritz Brechtel, Dr. Christian Jestrabek bei der Pressekonferenz am Donnerstag.
Foto: Pfalz-Express/Licht

Kreis Germersheim – Mit einer Inzidenz von 137,2 (Stand 4. März 2021) hat der Landkreis mit Abstand die höchste Inzidenz in Rheinland-Pfalz. Der Landesdurchschnitt liegt bei 44. 

Über das weitere Vorgehen und über die Hintergründe informierten am Donnerstagnachmittag Landrat Dr. Fritz Brechtel, der Leitende Amtsarzt im Gesundheitsamt, Dr. Christian Jestrabek, und Schuldezernent und Erster Beigeordneter Christoph Buttweiler.

Fünf-Punkte-Strategie

Demnach sind weitere Maßnahmen in einem Fünf-Punkte-Plan vorgesehen. „Wir möchten Impfstoffe verstärkt einsetzen, um Lehrpersonal oder Erzieher schnell zu impfen“, sagte Brechtel. Des weiteren brauche man Selbsttests und Unterstützung durch Polizeikräfte – letztere um die Einhaltung der Maskenpflicht zu kontrollieren. Auch noch mehr Mitarbeiter im Gesundheitsamt seien wichtig und auch weniger Bürokratie bei den Genehmigungen der Maßnahmen.

Kurz zusammengefasst: 

  • Eine gebündelte Unterstützung des Landes.
  • Alle Schulen bleiben mindestens noch acht Tage im Fernunterricht. Durch umfassende Testungen soll die Öffnung beschleunigt werden.
  • Mehr Kontrollen zur Einhaltung der Corona-Regeln – Polizei und Ordnungskräfte sollen gebündelt werden.
  • Schnelle und konsequente Nachverfolgung von Infektionsketten mit weiterer Verstärkung des Gesundheitsamts.
  • Die seit 27. Februar bestehende Allgemeinverfügung wird verlängert – ob gleich für 14 Tage, wird noch entschieden. Das entspricht den Vorgaben des Landes – ab einer Inzidenz von 100 bestehen keinerlei Möglichkeiten für Lockerungen.

Dr. Jestrabek sagte, ein derart „kühnes Umgreifen“ der Infektionen habe man sich in den kühnsten Träumen nicht vorstellen können. Seit Beginn bis Mitte Februar gab es einen starken Anstieg, der auch die britische Mutante aufgewiesen habe. Seither gebe es einen „rasanten“ Anstieg. Derzeit sind 424 Menschen in Quarantäne (143 mit mutierten Viren, also ein Drittel), bis heute kamen noch 42 dazu. Die meisten der Infizierten werden krank oder weisen starke Symptome auf, sagte Jestrabek.

Deshalb sei es so wichtig, die Infektionskette zu unterbrechen. „Wir haben eine sich drehende Infektion im Kreis Germersheim in der mittleren Altersgruppe.“ Das Problem sei, dass man momentan nicht sagen könne, wo die Infektionen übertragen würden. „Wirkliche Hotspots gibt es derzeit nicht.“ In den Altenheim gebe es derzeit keinen aktuellen Fall. Mögliche Haupt-Ansteckungsorte seien die Arbeit oder die Familie. Die „französische Schiene“, also die Pendler, seien nicht die Ursache, ebenso wenig eine bestimmt Ethnie. „Was wir aber haben ist, dass Leute im mittleren Alter schwer erkranken. Wer die Gelegenheit hat, sollte sich impfen lassen“, appellierte Jestrabek.

Man müsse dringend mit den Maßnahmen ein, zwei Wochen Luft gewinnen im Kreis, sagte der Amtsarzt. Wenn man nichts tue und „alle Grundrechte völlig ausschöpft, explodieren die Zahlen“, machte er deutlich. Das sei völlig klar.

Auch Jüngere jetzt verstärkt betroffen

Auch Landrat Dr. Fritz Brechtel bestätigte den hohen Anstieg der britischen Variante. „Wir hoffen, dass wir nicht der Vorläufer für andere Landkreise sind. Das wünscht man niemanden.“ Die Fallzahlen verteilen sich über den ganzen Kreis. Hohe Fallzahlen gebe es in den einwohnerreichsten Gemeinden wie Germersheim und Wörth, so Brechtel. „Derzeit gibt es keinen Infektionsherd, der sich deutlich heraushebt. Das Infektionsgeschehen ist sehr diffus. Es sind mehrere Faktoren beteiligt, aber den einen großen Auslöser gibt es derzeit definitiv nicht.“

Das Pandemie-Geschehen sei in der Mitte der Gesellschaft angekommen, das zeige die Alterskohorte. Kinder und Jugendliche seien meist asymptomatisch, aber natürlich ansteckend. Deshalb befürchtet man einen vermehrten Viren-Austausch bei Öffnung der Grundschulen. Für die Umsetzung der Maßnahmen müssten die Genehmigungsverfahren beim Land beschleunigt werden. „Für den Kreis Germersheim benötigen wir vor allem zusätzliche Impfstoffe, Schnelltests, Polizei- und Ordnungskräfte, rasche Verfahrensabsprachen, Genehmigungen und Entscheidungen des Landes.“

Impfungen können gesteigert werden

In Wörth habe man die Möglichkeit, die Kapazitäten im Impfzentrum hochzufahren und bis zu 2.000 Impfungen am Tag zu schaffen. Dann bekommen wir mehr Immunität und in einigen Monaten haben wir es überstanden, sagte Brechtel. „Davon bin ich fest überzeugt. Es tut uns außerordentlich leid, dass wir der Bevölkerung das zumuten müssen.“ Wir machen diese Maßnahmen nicht aus Jux und Tollerei, sondern weil wir es für die noch mildesten Maßnahmen für den Gesundheitsschutz  halten.“

Tests an Schulen geplant

Schuldezernent Buttweiler sagte, man wolle ein Testangebot an den Schulen etablieren. Zuerst sollen Pilot-Schulen im Notbetrieb, die mitmachen wollen, die Testungen anwenden. Es handelt sich um einen Antigen-Schnelltest, der unter Aufsicht selbst durchgeführt werden kann. Die Eltern müssen allerdings ihr Einverständnis geben und dies unterschreiben. Tests seien genügend vorhanden, so Buttweiler. (cli)

Info

Zu den Infektionsketten: Etwa 50 Prozent der Fälle betreffen Erwachsene zwischen 20 und 50 Jahren, die voll im Berufsleben stehen. Wechselseitig werden die Infektionen aus der Familie an den Arbeitsplatz getragen und umgekehrt. Innerhalb der Familien werden die Großeltern (25%) oder die Kinder (25%) angesteckt.

Von der Kreisverwaltung zur Verfügung gestellte Daten:

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