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Herxheim: Premiere im Chawwerusch Theater: „Im Sternbild der Ukulele“ – lustig-turbulente Odyssee mit Tiefgang

Frau Kreutle und Mike haben so ihre Probleme, halten aber trotzdem zusammen. Fotos: Pfalz-Express/Kunze [1]

Frau Kräutle und Mike haben so ihre Probleme, halten aber trotzdem zusammen.
Fotos: Pfalz-Express/Kunze

Herxheim – Eine hinreißend gespielte Komödie mit zwei gut aufgelegten Hauptdarstellern bot sich den Besuchern bei der Erstaufführung von „Im Sternbild der Ukulele“ am Freitagabend.

Das Stück, das von Michael Bauer und Thomas Kölsch geschrieben wurde, ist ein wahres Potpourri an Situationskomik, musikalischen Darbietungen und eingebauten Anspielungen auf die heutige Wohlstandsgesellschaft.

Mike, der LKW-Fahrer, wird von Thomas Kölsch dargestellt. Er beeindruckt nicht nur durch seine seltsame „Vokuhilafrisur“. Auch sein schräges Outfit und der extrem breitgenuschelte pfälzer Dialekt sorgten für so einige Lacher.

Doch auch Frau Hedwig Kräutle, die von Monika Kleebauer verkörpert wird, bietet Anlass dazu. Lebenslustig, wie sie wirkt, wird es Zeit, dass die Urne mit der Asche ihres verstorbenen Ottos aus dem Haus kommt. Und zwar genau dorthin, wohin er es sich gewünscht hat: In die Wogen des Pazifischen Ozeans.

So packt die resolute Dame ihre Sachen samt Otto und begibt sich zur nächsten Bushaltestelle. Zudem will sie sich endlich ihren lang ersehnten Traum erfüllen und nach Island reisen.

Die Dekoration auf der Bühne zeigt mit einfachsten Mitteln die große bunte Welt, die quasi nur noch auf Frau Kräutle wartet.

chawwerusch-theater-im-sternbild-der-ukulele-herxheim-4 [2]An der Bushaltestelle begegnet sie ihrem ehemaligen Untermieter wieder – dem schrägen Mike. Dass mit ihm etwas nicht stimmt, ist kaum zu übersehen.

Eigentlich hat Frau Kräutle ihr Helfersyndrom weitestgehend überwunden. Doch scheinbar hat sie ein zu großes Herz, um nicht doch dem tollpatschig und gehetzt wirkenden Mike hilfreich beizustehen. Der lockt die ahnungslose Schwäbin nach Peru.

Dass Mike tatsächlich Hilfe braucht, weil er in dubiose Machenschaften der „hinterpälzer Müllmafia“ verwickelt ist, verschweigt er zunächst: „Wer vor solchen Menschen flieht, vor denen der Mike fliehe muss, der sollt rein prophylaktisch immer mol widder de Kontinent wechsle.“

Das ist natürlich nicht das Ziel und der Wunsch von Hedwig Kräutle. Dementsprechend gibt es auch ordentlich Zoff zwischen den Beiden, der natürlich nicht besser wird, indem sie nach „Vandalien“ reisen.

Vandalien, ein Fantasieland mit Bezug auf gesetzlose Republiken, verspricht alles, nur nichts Gutes. Die Speisekarte in einem Restaurant dort bietet unter anderem „Deftige Henkersmahlzeitplatte mit Nordkoreander“ an.

Die Anspielungen auf gewissen Länder sind hier unüberhörbar. Auch der Rückzug einer der letzten demokratischen Parteien ins vandalische Rebellengebirge gibt Anlass zur Sorge.

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Zudem ist Mike auf der Suche nach seiner echten leiblichen Mutter, die ihn damals als Kind auf dem Kaufhauswühltisch zurückgelassen hat.

Doch was hat das alles mit dem „Sternbild der Ukulele“ zu tun, dem kleinen Instrument, dass Frau Kräutle immer dabei hat?

Das Instrument wirkt heiter und stimmungsaufhellend und so kommt man nicht umhin, ein solches Sternbild als ein gutes Zeichen zu deuten. Frau Kräutle folgt ihrem Sternbild.

So landen sie dann irgendwann in ihrem Traumland Island. Sie folgen den Spuren Jule Vernes und landen im Mittelpunkt der Erde – im Schlaraffenland. Doch das erweist sich als sehr „schlaraffig“ und ermüdend, mit seinem Bionadewasserfall und dem „Orchester, forever Fiesta“.

Spaß und Tiefe

Mit eingebauten vierzeiligen Texten (Gstanzl), in dem schon auch mal Bezug auf Trump und Clinton genommen wird, fließen immer wieder kritische Sequenzen mit ein.

Nicht nur auf der Route 66 wird klar, dass im Land der unbegrenzten Möglichkeit nicht alles so traumhaft ist, auch wenn es während der Reise von Hedwig und Mike durchaus schöne Moment gibt.

Gekonnt singen sich die sehr authentisch wirkenden Darsteller von umgestalteten Texten aus „Cosi fan tutte“ von Mozart, über volkstümliche Lieder bis hin zu Frank Sinatra durch echte und unechte Länder. Die Tanzeinlagen sind hinreißend komisch und so bietet die Aufführung eine Vielfalt an Bildern, Stimmungen und Tönen.

Hedwig und Mike überwinden die Schwierigkeiten und schaffen es durch halsbrecherisch-komische Situationen.

Das Chawwerusch Theater bleibt sich treu, indem es Geschichten erschafft und erzählt, die eine gewisse Leichtigkeit haben und irgendwann zu kippen beginnen, in denen Abgründiges geschieht. Das Ensemble, unter der Regie von Billy Bernhard, hat es mal wieder geschafft, eine abwechslungsreiche, unterhaltsame Geschichte auf die Bühne zu bringen, die dennoch eine gewisse Tiefe nicht entbehrt.

Mike und Frau Kräutle sind keine unbekannten Figuren. Unter anderen in „Mach mir den Elvis“ traten diese schon in Erscheinung.

„Im Sternbild der Ukulele“ ist ein eigenständiges Stück. Doch wer Mike und Frau Kräutle bereits kennt, wird wieder einen großen Spaß mit ihnen haben.

Die Charaktere haben sich bisher entwickelt und entwickeln sich auch während des Stücks weiter. Doch möglicherweise hat sich der eine oder andere Zuschauer in gewissen Situationen widerspiegeln können: Jemanden zu folgen, der einem vom eigenen Ziel abgebracht und vielleicht sogar in Schwierigkeiten gelotst hat.

In eine Art Schlaraffenland zu leben und zu bemerken, „dass so ein absoluter Wohlfühlzustand ein Scheißdreck ist“. Den tieferen Sinn von dem, was man tut, zu erfragen.

Die schon fast „künstlerisch wertvollen Formulierungen“ des tollpatschig und ungeschickt wirkenden Mike sind unglaublich belustigend – unterstrichen von der entsprechenden Mimik.

Frau Kräutles fokussiertes Bemühtsein und ihr unbeirrbares Wesen in Verbindung mit ihrer guten Seele hat Monika Kleebauer sehr ausdrucksstark vermittelt.

Die Darsteller hatten die Lacher auf ihrer Seite. Das Publikum dankte es ihnen mit einem lang anhaltenden Applaus. (Gabi Kunze)

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