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Heilbronn: Neuartiges Elektroauto „Sion“ begeistert das Publikum

Max erklärt das bidirektionale Laden: der Akku kann geladen werden und auch als Spannungsquelle dienen.
Fotos: Pfalz-Express/Ahme

Heilbronn. Wie aus einer Idee ein begeisterndes Mobilitätskonzept wurde: in Heilbronn konnte man jetzt das Ergebnis daraus besichtigen – das Concept Car „Sion“, auf den wir noch zu sprechen kommen.

Es geht zunächst um die drei jungen Start up-Gründer Jona, Laurin und Navina, die 2012 über die Verschwendung von Erdöl philosophierten.

Die Idee wurde geboren, einen Pre-Prototypen zu bauen um damit zu beweisen, dass es auch anders gehen kann. „Wir wollten der Welt zeigen, dass es technisch möglich ist, Solarzellen in ein Fahrzeug zu integrieren und durch die Sonnenenergie zusätzliche Reichweiten zu ermöglichen“, so Laurin, einer der drei Gründer.

Pfalz-Express-Redakteurin Desirée Ahme: „Ein zukunftsweisendes Konzept!“

Sie arbeiteten Tag und Nacht an der Entwicklung des Autos und gründeten 2016 ihre Firma Sono Motors. Im Juli 2016 starteten sie ihre Crowdfunding-Aktion für ein völlig neues, klimafreundliches Mobilitätskonzept.

Über 820.000 Euro konnten eingenommen werden und die Zeitungen sprachen weltweit über die Drei und ihre Firma.

Im Januar 2017 wurde der erste Prototyp gemeinsam mit Partnern aus der Autobranche innerhalb von sieben Monaten entwickelt.

Auch eine Online-Umfrage wurde erstellt und zukünftige Kunden nach Vorschlägen befragt. Präsentiert wurde der Sion im Juli 2017, im August, September und Oktober gab es 7000 Probefahrten durch ganz Europa.

Dann startete eine Crowdinvesting-Kampagne. Auf den online Plattformen Seedrs und wiwin gab es zwei mögliche Optionen:
Über Seedrs wurden Anteile an der Sono Motors GmbH ausgegeben, während über wiwin festverzinsliche Darlehen angeboten worden waren. Innerhalb kurzer Zeit kamen so knapp 2,3 Millionen Euro zusammen.

2018 ist Sonomotors ein weiteres Mal auf große Tour durch Deutschland, Italien, Österreich, die Schweiz und durch die Niederlande gegangen.

Stopp wurde in Heilbronn gemacht. Auf dem Dach eines Parkhauses konnte man kurze Probefahrten machen und den Sion so richtig schön unter die Lupe nehmen. Die Leute standen Schlange und waren nach der Probefahrt restlos begeistert.

„Max“, unser technischer Guide, erklärt uns, wie der Sion funktioniert und wie er aufgebaut ist. „Die eigentliche Besonderheit des Exterieurs sind die Solarzellen, die sich auf beiden Seiten, dem Dach, dem Heck und der Motorhaube befinden. Die besondere Effizienz und Langlebigkeit des Sion wird durch die Verwendung von Leichtbauteilen gewährleistet. Das Exterieur besteht überwiegend aus einem widerstandsfähigen Polycarbonat.“

Die Farbe des Autos ist schwarz, auch dies wurde durch eine Internet-Befragung so festgelegt. Das Auto hat viel Platz, ist gut durchdacht und hat sogar eine Anhängerkupplung.

Das Interieur des Sion ist so klar und einfach wie möglich gehalten. Im Innenraum befindet sich über dem natürlichen Luftfiltersystem breSono, das Infotainmentsytem des Fahrzeugs mit einem 10-Zoll-Display.

Das klar strukturierte und zurückgenommene Design des Cockpits ermöglicht, alle wichtigen Informationen sofort zu erfassen. Neben Geschwindigkeit und aktuellem Ladestand, wird durchgängig angezeigt, wie viele zusätzliche Kilometer generiert werden.

Der Sion erfüllt alle Anforderungen an ein vollständig alltagstaugliches Elektroauto: es hat eine Reichweite von 250 Kilometern, eine hohe Schnellladeleistung und ein durchdachtes Innenraumkonzept.

Durch die Solarzellen, die in das Exterieur integriert sind, kann der Sion seine Batterie tagsüber ganz einfach selbst laden. So können bis zu 30 Kilometer Reichweite am Tag erreicht werden – ganz einfach und völlig kostenfrei. Das bedeutet natürlich nicht, dass der Sion nur tagsüber fahren kann. Die Batterie hat eine Reichweite von 250 Kilometern – bei allen Wetterlagen – und kann auch extern geladen werden.

„Für die Solarzellen werden hocheffziente, monokristalline Siliziumzellen verwendet“, klärt uns Max auf.

Insgesamt 330 Zellen können einen Spitzenwert von 1204 Watt generieren. Die Module werden auf einer Unterstruktur verklebt, ähnlich wie bei einer normalen Windschutzscheibe. So können die Module auch problemlos und einfach ausgetauscht werden. „Kratzer schaden der Oberfläche nicht“, beruhigt mich Max.

Dank der Technologie des bidirektionalen Ladens, kann der Sion nicht nur Strom aufnehmen und speichern, sondern auch wieder abgeben.

Über einen Haushaltsstecker (SchuKo) können somit alle gängigen elektronischen Geräte mit bis zu 3,7 kW betrieben werden.

Über den Typ 2-Stecker kann der Sion sogar noch mehr Leistung liefern. Mit bis zu 11 kW können dann andere Elektroautos und auch Starkstromgeräte betrieben werden. Somit wird der Sion zum mobilen Kraftwerk.

Für die Luftfilterung hat man ein spezielles Moos in das Armaturenbrett integriert. Über elektrostatische Anziehung filtert es bis zu 20 Prozent des Feinstaubs aus der Luft und hat darüber hinaus positive klimatische Eigenschaften. „Das Moos bedarf keinerlei Pflege“, erklärt Max.

„Ohne Moos nix los“: Dieses ist als natürliche Filtereinheit im Auto verbaut – sehr pfiffig.

Batterie

Die Lithium-Ionen-Batterie verfügt über eine Wasserkühlung und hat eine Reichweite von 250 Kilometern. Man kann sie entweder zu einer monatlichen Rate erwerben oder einmalig für etwa 4000 Euro kaufen.

Klimaanlage

Die Standardausstattung des Sion wird eine Klimaanlage haben. Eine Klimaanlage kühlt nicht nur die heiße Luft im Sommer, sondern filtert auch die Luftfeuchtigkeit, wenn es kalt ist. Somit verbessert sie die Sicht bei nassem Wetter auch im Winter.

Der Sion verfügt über einen riesigen Kofferraum.

Anhängerkupplung

Mit einer Zuglast von circa 750 Kilogramm kann man kleinere Anhänger ohne Probleme ziehen. Der 80 kW Motor und ein Einganggetriebe garantieren ein gutes Vorankommen auch bei unebenem Gelände.

Die Elektromobilität ist schwer im Kommen – das bewies das große Publikumsinteresse.

Sicherheit

Sicherheit ist für die Autobauer extrem wichtig. Deshalb ist der Sion mit ABS Bremsen, einer Alarmanlage, Fahrer- und Beifahrer-Airbags und ESC ausgestattet.

Preis

Bei einem Preis von 16.000 Euro plus 4.000 Euro für die Batterie ist auch der finanzielle Aufwand überschaubar.

Schon fast 8.000 Reservierungen sind inzwischen für das Auto eingegangen, das 2020 in Serie gehen soll. Mit einer Anzahlung von 500 Euro kommt man seinem Wunschauto immer näher. (desa/red)

Das Exterieur des Autos wird sich noch etwas verändern.

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