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Hagenbacher Bürgermeisterin Iris Fleisch: „Die Weiterentwicklung des Familienbüros zum Haus der Familie zählt zu meinen Herzensprojekten“

Bürgermeister Iris Fleich mit den beiden Mitarbeiterinnen des Familienbüros, Kathrin Henrich und Danika Grünenthal.
Foto über VG Hagenbach

VG Hagenbach –Die Weiterentwicklung des Familienbüro liegt mir sehr am Herzen“, sagt die Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Hagenbach, Iris Fleisch, im Gespräch mit den zwei Mitarbeiterinnen des Familienbüros, das im ehemaligen Hauptschulgebäude untergebracht ist.

„Mir ist es wichtig, dass es Orte gibt, an denen Menschen, sich begegnen können. Ich möchte etwas gegen die Einsamkeit tun.“ Darüber freuen sich Kathrin Henrich und Danika Grünenthal, denn das ist genau das, was unter anderem mit dem Konzept der Familienbüros und der Weiterentwicklung zu einem Haus der Familie verbunden ist.

„Familienbüros gibt es seit 2013, insgesamt acht im Landkreis“, so Danika Grünenthal. Die Idee war, zunächst mit 19,5 Stunden niedrigschwellig und präventiv eine pädagogische Fachkraft vor Ort zu haben, die insbesondere junge Familien unterstützt. 2016 wurde eine weitere Stelle mit 19,5 Stunden geschaffen, die auf den hohen Bedarf und die vielfältigen Herausforderungen von Menschen mit Migrations- und Fluchtbiographie eingehen sollte.

Es wurde jedoch deutlich, dass die spezifischen Belange vor Ort vielfältiger sind und für Bürger das Angebot häufig unübersichtlich scheint. Durch die Schaffung einer Viertel Koordinationsstelle sollten verschiedene Bereiche unter einem Dach gebündelt werden – professionell, hauptamtlich organisiert, unter Einbezug der Bürger vor Ort, so Kathrin Henrich, die die Stelle als Koordinatorin inne hat.

Das wurde u.a. als Ergebnis eines mehrstufigen Entwicklungsprozesses federführend initiiert durch Denise Hartmann-Mohr zwischen der Kreisverwaltung Germersheim, den Verbandsgemeindeverwaltungen und den sozialen Trägern festgehalten. Finanziert werden die Stellen durch die Kreisverwaltung, die Verbandsgemeindeverwaltung stellt die Räumlichkeiten zur Verfügung.

Für Landrat Dr. Fritz Brechtel und den Ersten Kreisbeigeordneten Christoph Buttweiler sind Familienbüros in den Häusern der Familie ein wertvolles und niederschwelliges Angebot zur Unterstützung von Familien. Deshalb finanziert der Kreis gerne die pädagogischen Fachkräfte vor Ort.

Wir sind eine Anlaufstelle für alle Menschen der VG Hagenbach zu allen Fragen des alltäglichen Lebens

 „Entsprechend der vom Landkreis mit den acht Verbandsgemeinden/Städten gemeinsam entwickelten Rahmenkonzeption versteht sich das Familienbüro Hagenbach als eine Anlaufstelle für alle Menschen der Verbandsgemeinde – in allen Lebensaltern und Lebenssituationen – zu Fragen und Themen des alltäglichen Lebens“, ergänzt Henrich. Jemand der gerade eine Familie gegründet hat, steht vor anderen Herausforderungen als Eltern, deren Kinder vielleicht gerade im Übergang zum Erwachsenwerden sind. Andere sind beispielsweise gerade erst aus einer anderen Stadt oder aus einem anderen Land nach Hagenbach gezogen, mussten vielleicht flüchten, kennen niemanden, sprechen die Sprache nicht und sind sehr auf sich gestellt. Es gibt auch viele Personen, die kein soziales Netzwerk haben und die einsam sind.

„Das Leben ist ständig in Veränderung“, so Henrich. „Manchmal müssen wir neue Strategien im Umgang mit der neuen Lebenssituation entwickeln und manchmal geht es auch darum die Situation neu zu bewerten, einen anderen Standpunkt einzunehmen.“ „Im Zentrum unserer Arbeit stehen die Anliegen der uns Aufsuchenden“, so die Mitarbeiterinnen. Das Familienbüro unterstützt beim Sortieren, Prioritäten setzen, neue Strategien und Perspektiven entwickeln, aber auch durch die Bereitstellung von Ressourcen oder einfach durch das Knüpfen von Kontakten.

„Unsere Arbeit ist nur durch die tolle Zusammenarbeit mit dem Netzwerk möglich“

 „Das ist nur durch die tolle Zusammenarbeit mit Netzwerkpartner*innen vor Ort möglich“, so Grünenthal. Je nach Thema, Lebensphase und -situation unterstützten fallbasiert und themenzentriert professionelle und ehrenamtliche Partnern aus der Region, ergänzt Koordinatorin Henrich. Beispielsweise zu Fragen des Stillens und der Babygesundheit die Koordinatorin der Frühen Hilfen des Landkreises. Zu Fragen der Erziehung unterstützt die Erziehungs-, Ehe- und Lebensberatungsstelle der Caritas Wörth oder auch der allgemeine soziale Dienst (ASD).

Geht es eher um Konflikte innerhalb der Partnerschaft, steht die AWO Beratungsstelle in Kandel unterstützend zur Seite. Bei Fragen der Kompetenzentwicklung oder dem Übergang in eine neue Aus- und Weiterbildung oder berufliche Position hat sich eine Zusammenarbeit mit der VHS in Hagenbach, dem CJD in Maximiliansau, ProfeS in Germersheim sowie dem Jobcenter Kandel etabliert.

Durch die Zusammenarbeit mit Tagesmüttern, Kindertagesstätten und Grundschulen finden sich dabei auch in der Regel Modelle, die nicht nur die Versorgung der Kinder gewährleisten, sondern auch die berufliche Entwicklung der Eltern ermöglichen. Aber auch Themen, wie der Wunsch sich sicherer im Alltag zu fühlen, Stabilität zu finden oder auch stärker in Kontakt mit anderen Menschen zu treten, finden ihren Platz und werden vom sozialpsychiatrischen Dienst der Kreisverwaltung Germersheim und vom Psychosozialen Zentrum Kandel begleitet.

Aber auch fallübergreifend hat sich bereits eine Zusammenarbeit mit Netzwerkpartnern vor Ort etabliert: Beispielsweise gibt es Unterstützung durch die Stadtbibliothek durch die Anschaffung von Büchern zu oder gemeinsame Begegnungsangebote. Auch der Austausch mit den Kindergartenleitungen der Verbandsgemeinde und dem allgemeinen sozialen Dienst der Kreisverwaltung (ASD), der 2020 erstmals stattfand, soll weiterhin intensiviert werden.

Mit dem Sozialamt werden Fragen der Wohnraumvergabe für Menschen in prekären Lebenssituationen diskutiert. Für viele Menschen wurden bereits in Zusammenarbeit mit Vermietern Lösungen gefunden. Dennoch wird nach wie vor Wohnraum gesucht.

Auch das ehrenamtliche Engagement leiste einen wichtigen Beitrag, so Henrich. Sie denke an einen Ehrenamtlichen, der nicht nur Fahrräder repariert und diese Bedürftigen für eine Leihgebühr von 20 Euro zur Verfügung stellt, sondern der auch Familien in Bezug auf technische Fragen unterstützt. Die Kleiderkammer, die auch im ehemaligen Hauptschulgebäude untergebracht ist, ermöglicht eine umfassende Versorgung von Familien, die finanziell weniger gut ausgestattet sind.

„Durch diese Zusammenarbeit mit dem Netzwerk vor Ort“, erklärte Kathrin Henrich Bürgermeisterin Fleisch, „haben wir die Möglichkeit individuelle Prozesse auch durch die Gestaltung hilfreicher Rahmenbedingungen positiv zu beeinflussen. Durch die Zusammenarbeit mit Kindergärten und Schulen, Jobcenter und Ausbildungsstellen wird es beispielsweise auch für die alleinerziehende Mama möglich, eine Ausbildung in Teilzeit zu absolvieren, Zeiten für Lernen, Selbstfürsorge und Erziehung zu finden. Damit wollen wir sozialer Ungleichheit entgegenwirken, sondern auch Selbstständigkeit fördern und soziale Teilhabe ermöglichen.“

„Deshalb schaffen wir regelmäßig Begegnungsangebote wie beispielsweise Ferienaktionen oder Kreativ- und Bastelangebote. Regelmäßig in der Woche finden zudem der Begegnungs- und der Krabbeltreff statt“, ergänzt Grünenthal.

Familienbüro lädt ein, sich ehrenamtlich zu beteiligen

Die Entwicklungen des Familienbüros zu einem Haus der Familie werden halbjährlich in der Kooperationsgemeinschaft zwischen der Kreisverwaltung, der VG-Verwaltung und dem Träger CJD reflektiert und ausgewertet. Im Jahr 2020 wurden knapp 60 Familien begleitet. Für eine Weiterentwicklung des Familienbüros, so Henrich und Grünenthal, wünsche man sich eine stärkere Mitarbeit von Ehrenamtlichen. Es ist der „Dreh- und Angelpunkt, wie es vor Ort weitergehen“ kann. Interessierte können sich gerne jederzeit an die Mitarbeiterinnen des Familienbüros wenden.

Kriterien zur Umbenennung des Familienbüros zum Haus der Familie erfüllt – Eröffnungsfest 2022 geplant

 Wolfgang Giessen, Netzwerkkoordinator der Häuser der Familien und Familienbüros im Landkreis bestätigt: „Für mich ist vor allem der kooperative Gedanke wichtig, die Zusammenarbeit innerhalb der Verbandsgemeinde – aber auch kreisweit.“ Auch wenn die Räumlichkeiten des Familienbüros in Hagenbach nicht barrierefrei sind und damit noch nicht ganz dem Idealzustand entsprechen, sieht Giessen die Kriterien für die Aushandlung mit weiteren Netzwerkpartnern und der Umbenennung zu einem Haus der Familie im Jahr 2021 erfüllt.

Im Rahmen einer Veranstaltung im Kulturzentrum der Verbandsgemeinde Hagenbach soll allen Interessierten die Möglichkeit gegeben werden, diesen Prozess mitzugestalten. „Interessierte dürfen sich gerne jederzeit bei uns melden“, so Henrich. Fleisch zeigt sich begeistert und sagt Unterstützung zu. Landrat Brechtel, Christoph Buttweiler sowie die Fachbereichsleitung Jugendhilfe Denise Hartmann- Mohr begrüßen die weitere Unterstützung zur Entwicklung und Konkretisierung des Hauses der Familie vor Ort in der Verbandsgemeinde Hagenbach.

Raus aus der Einsamkeit  – Kennenlernaktion am 26.9. von 15 bis 18 Uhr

 Herzlich eingeladen wird auch zur Veranstaltung „Speed-Kennenlernen“ während der Interkulturellen Woche „#Offengeht“ auf dem Schulhof der Hainbuchenschule. In 10-Minuten-Intervallen hat man die Gelegenheit, sich mit Hilfe von vorbereiteten Fragekärtchen kennenzulernen und bei einem anschließenden Essen aus unterschiedlichen Kulturen eine schöne Zeit zusammen zu verbringen. Bürgermeisterin Fleisch hofft, dass möglichst viele an dem Event teilnehmen. Sie wird das „Speed-Kennenlernen“ am 26. September 2021 von 15 bis 18 Uhr eröffnen: „Das ist eine wichtige Veranstaltung, um der Einsamkeit entgegenzuwirken“.

Um Anmeldung wird gebeten unter familienbuero-hagenbach@cjd.de [1] oder telefonisch unter 0151 40638677.

(Kathrin Henrich/red)

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