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Großer Saalbaubrand in Neustadt am 25. November 1980: Der damalige Ordenskellermeister der Weinbruderschaft erinnert sich

Die Neustadter konnten es am 25. November 1980 nicht fassen: Der Saalbau steht in Flammen!
Quelle: Stadtarchiv Neustadt-Rolf Schädler

Neustadt. 40 Jahre ist es jetzt her, als am 25. November 1980 ganz Neustadt in Schockstarre fiel: Neustadts „Gute Stubb“, der Saalbau brannte.

Der Großbrand beschädigte den Saalbau schwer und machte ihn unbenutzbar. Ein großer Wiederaufbau begann dann im Jahr 1982 bis 1984. Viele erinnern sich noch an die glanzvolle Einweihung mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl und dem damaligen Ministerpräsidenten Bernhard Vogel 1984.

Dr. Ludwig Jakob, 1962 in die Weinbruderschaft der Pfalz aufgenommen und von 1978 bis 1999 Ordenskellermeister der Weinbruderschaft, kann sich noch genau erinnern, welche Auswirkungen der Brand auch auf die Durchführung der Großen Pfalzweinprobe, dieser für die Pfalz so bedeutsamen Veranstaltung, ausübte.

„Seit Hermann Conrad als erster Ordenskellermeister der Pfalz im Jahr 1954 die Große Pfalzweinprobe im Neustadter Saalbau zuerst eingeführt hatte, schien der Saalbau dort als Veranstaltungsort etabliert zu sein.

Äußerlich hat sich der Saalbau nicht sehr stark verändert…
Foto: Rolf Schädler

Das heutige Gebäude des Ordenshauses war noch nicht Weinlager – die Weine lagerten in einem kleinen Kellerraum in der Metzgergasse.“

Die Weine mussten gelagert werden, nicht nur für die Große Pfalzweinprobe, sondern auch für nachfolgende Verkostungen in den Komtureien Nürnberg, München und Berlin, wo Dr. Jakob die gleichen Weine noch einmal den dortigen Weinbrüdern vorstellte.

Etwa 21 Proben umfasste eine Große Pfalzweinprobe. Besondere Weine wurden von Dr. Jakob in der ganzen Pfalz zusammen gesucht.

Oft bedurfte es einer großen Überzeugungskraft, diese ganz besonderen Weine auch in einer entsprechend großen Menge von den Winzern zu beschaffen. Schließlich fasste der Saalbau fast 1000 Gäste, die natürlich auch erwarteten, mit Besonderheiten der pfälzischen Weinlagen verwöhnt zu werden.

Waren die Weine beschafft, mussten sie gelagert, gekühlt und für die eigentliche Probe vorbereitet werden. Für einen kleinen Kreis aus der Weinbruderschaft gab es durch Dr. Jakob auch Vorverkostungen und Besprechungen.

 …innen hat er ein modernes Gesicht bekommen.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Mit dem Brand hatte sich alles verändert. Noch während der Löscharbeiten schaute man nach den Weinen im Keller des Saalbaus, den Restbeständen aus der vergangenen Weinprobe im Oktober.

„Flaschen schwammen im tieferliegenden Lagerraum“, erinnert sich Dr. Jakob an diese aufregende Nacht, in der man sich noch mit dem damaligen Feuerwehrkommandanten Heiner Fröhlich, ebenfalls Weinbruder, besprach.

Der Keller wurde leer gepumpt und die Flaschen durch Dr. Jakob, seine Frau Vera, sowie die Weinbrüder Walter Leber und Philipp Ohler aus dem Keller gerettet.

„Die schaurige Situation als meine Frau und ich durch die gespenstischen Kellerräume des Saalbaus geirrt sind, wird mir immer in Erinnerung bleiben“, erinnert sich Ludwig Jakob.

Der damalige Ordenskellermeister der Weinbruderschaft, Dr. Jakob, erinnert sich an den Saalbaubrand vor genau 40 Jahren.
Foto: red

Der damalige OB Dr. Wolfgang Brix war ziemlich ratlos und deprimiert und fragte das Ehepaar noch vor Ort: „Was wollt ihr jetzt machen?“

Klar war jedenfalls: Im Saalbau war kein Bleiben mehr und die nachfolgenden Großen Pfalzweinproben 1981, 82 und 83 wurden in der Stella-Halle durchgeführt.

Nach diesem Tiefpunkt war zukünftig die Durchführung der Weinprobenannahme, die Kühlung und Lagerung der Weine, neu zu überlegen.

Da gab es unter anderem den Kühlwagen vor dem Saalbau. In einem Jahr fiel das Kühlaggregat aus, die Probenweine mussten in das Kühlhaus der Saalbaugaststätte umgelagert werden.

Trotz mancher Probleme, machte die Arbeit als Kellermeister Dr. Jakob viel Spaß und er freute sich, die guten Pfälzer Tropfen einem großen Publikum schmackhaft machen zu können. (desa)

„Die Oberlandbahn fährt am Saalbau vorbei“, ein Gemälde Heinrich Striefflers von 1924.
Foto: Stadtarchiv Neustadt an der Weinstraße

 

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