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Gloria Kulturpalast muss sich wegen Corona neu erfinden – Umbau geplant

„Die alte Kinobestuhlung muss zum Teil für die Umbaumaßnahmen weichen“, erzählt Peter Karl.
Foto: Rolf H. Epple

Landau. Der Gloria Kulturpalast ist ein Projekt zur Förderung der Kultur in Landau. Obwohl der Kulturpalast kein Verein ist, steht doch die Gemeinnützigkeit im Vordergrund.

So fließen die Gewinne zu über 70% in die Unterstützung von Kulturprojekten, von Vereinen, Kulturschaffenden und studentischen Veranstaltungen.

Die Coronakrise trifft viele Bereiche und ganz besonders auch Kulturschaffende, wie eben den Gloria Kulturpalast in Landau, der nun selbst Unterstützung benötigt. 23 Mitarbeiter und eine Auszubildende (Veranstaltungskauffrau) sind im Gloria von der momentanen Situation betroffen.

„Helft uns über diese Krise hinweg zu kommen und um unsere Fördertätigkeit in Zukunft weiter führen zu können“, bittet Geschäftsführer Peter Karl, auch bekannt als Zauberer Ted Louis, die Fans des „Gloria“.

Wenn er könnte, würde sich der Entertainer und Illusionist bessere Zeiten herbeizaubern.
Foto: Rolf H. Epple

Auf https://www.gofundme.com/f/rettet-den-gloria-kulturpalast [1] kann man sein Scherflein dazu beitragen, damit die Landauer Kulturszene um den Gloria Kulturpalast weiter bestehen bleiben kann.

Im Interview mit dem Pfalz-Express (PEX) äußert Peter Karl schon einen gewissen Unmut. Vor allem kann Karl nicht verstehen, warum für Veranstaltungen andere Maßstäbe als für andere Sparten gelten: „Ich wünsche mir bitte die gleichen Regeln wie sie dort bestehen“, so Karl. „Man sollte uns Kulturschaffende nicht härter bestrafen als andere. Der Kultur fehlt eben die entsprechende Lobby“, vermutet er. Die Politik suche sich die falschen Berater aus und: Es fehle deren Einblick in die Praxis.

Beim Auflisten der Ausgaben und Gegensetzen der Einnahmen kommt eine erstaunliche Bilanz zusammen. 100.000 Euro Umsatz der letzten Wochen fehlen, die normalerweise durch Partys und Veranstaltungen eingenommen werden. „Dabei sind der April und Mai noch die umsatzstärksten Monate in „normalen“, Nicht-Corona-Zeiten“, weiß Peter Karl. Wenn es nämlich heißer werde, gehe man lieber nach draußen und nicht in klimatisierte Räume.

Schwer sei es auch, Gesetzestexte und Regelungen richtig zu lesen. Manches widerspreche sich auch.
„Das Unwort des Jahres ist Systemrelevanz“, ärgert sich Karl. Man unterscheide scheinbar in wichtige und unwichtige Branchen.

„Sind nur staatlich geförderte Projekte systemrelevant? Es gibt 2,4 Millionen Kulturschaffende und man hat keine Lösung für die? Wo ist da die Systemrelevanz?“ wundert sich Karl. „Keiner weiß doch, ob er nicht in einem Monat pleite ist!“

Auch für ihn sei es extrem schwierig auf Bestimmungen zu warten und sie entsprechend zu bewerten und anzuwenden. Gesetzestexte bräuchten sehr lange bis zur Umsetzung. Aber er habe schon Verständnis für Prüfung der Anträge. Auch Peter Karl ist inzwischen auf Hartz4. „Es geht nicht anders“, so Karl.
„Eine Landes-Soforthilfe von 15000 Euro und 5000 Euro der Wirtschaftsförderung Landau waren schon sehr positiv“, bedankt sich Peter Karl beim Land und der Stadt.

Viel, viel Geld hat er bisher ins Gloria investiert. Als Pächter sind das stolze 400.000 Euro. Alleine 150.000 Euro hat er in eine super moderne, klimatisierte Frischluftanlage gesteckt. 22000 Kubikmeter Frischluft pro Stunde – besser als jede Klimaanlage sei das, betont Peter Karl.

200 Veranstaltungen gibt es in normalen Zeiten pro Jahr im Gloria. Doch Pacht, Gehälter, Versicherungen, Verträge, müssen erfüllt werden, auch in Corona-Zeiten, wo kaum Einnahmen generiert werden können. „Da gehe ich voll ins Minus“.

Natürlich haben Spendengelder schon geholfen und auch die Unterstützung von unglaublich vielen Leuten, freut sich der Kulturschaffende. Große Theater bekommen Kulturförderung. „Aber wir machen Freizeitgestaltung und zahlen Steuern, aber bekommen keine“. Dort staatlich subventionierte, hier privatwirtschaftliche Kultur. Bei uns fehlt eben tatsächlich die Lobby.“

Ganz langsam scheint jetzt aber Licht am Horizont. Mit Streaming-Programmen hat man viele Leute erreicht- nach Klicks zirka 1 Million. Dann ging es mit Live-Publikum weiter.

Aufgrund der Corona Maßnahmen war nur eine eingeschränkte freie Sitzplatzwahl möglich. Und im gesamten Gebäude bestand Maskenpflicht. Die Maske durfte erst am Sitzplatz abgenommen werden.

Man hat sich sich an Abstandsregeln gehalten – und außerdem gibt es Platz genug im Gloria. „Wir sind sehr flexibel“, so Karl. Die Leute konnten ihre Getränke bei der Anmeldung schon reservieren lassen und sie auch schon bei der Reservierung bezahlen. Doch die neuen Corona-Maßnahmen haben diese Entwicklung wieder gestoppt.

Desirée Ahme (PEX) war von den Umbauplänen beeindruckt.
Foto: Rolf H. Epple

PEX: Könnte man nicht, um dem Klimanotstand eine nachhaltige Wirkung zu geben, mitten in der Stadt zum Beispiel im Gloria oder Universum, Übertragungen der Fußball-WM im Januar ins Auge fassen und damit die vorhandenen Kapazitäten im Zentrum der Stadt nutzen?

Dieser Vorschlag gefällt Peter Karl ganz gut. Dies sei hiermit in den Raum gestellt, bzw. an entsprechende Stellen in der Stadt weiter gegeben.

Sofortprogramm Neustart

Peter Karl hat noch weitere gute Ideen – die Umsetzung dazu soll das Sofortprogramm Neustart Kultur ermöglichen.

NEUSTART ist ein Programm der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien durchgeführt vom Bundes­verband Soziokultur e.V.

Es ist ein Sofort­programm für Corona-bedingte Investitionen in Kultur­einrichtungen wie Museen, Ausstellungs­hallen, Gedenk­stätten, Veranstaltungs­orten für Konzert, Tanz- und Theater­auf­führungen sowie sozio­­kultu­rellen Zentren und Kulturhäuser.

In Zeiten der Corona-Krise sollen vor allem klei­nere und mittlere Kultur­einrichtungen unter­stützt werden, die Zugänglich­keit von Kultur­einrich­tungen und deren Vermit­tlungs­ange­bote gesichert und die Wieder­eröff­nung ermög­licht werden.

Durch Umbau- und Ausstattungs­maß­nahmen in den Kultur­einrichtungen soll die weitere Ausbreitung der Covid-19-Pandemie reduziert werden und die Voraus­setzungen für die Wieder­aufnahme des Betriebs geschaffen werden. Dafür werden die Einrichtungen unter­stützt, ihre Wieder­eröffnung durch Schutz- und Vorsorge­maßnahmen zu flankieren sowie neue Angebote wie digitale Formate auf-und auszubauen. Gefördert werden im Rahmen des Sonder­programms Investi­tionen zwischen 10.000 und 50.000 Euro.

Umbau geplant

Was also hat Peter Karl vor? Karl plant einen Umbau des Gloria zu einem Varietétheater. Dazu wird die Kinobestuhlung zum Teil entfernt, der Boden angepasst, Bistrostühle und Tische aufgestellt. Das Reopening soll mit einer tollen Varietéshow „Ted Louis and friends“ gefeiert werden. Falls die Sache ein Erfolg wird, kann sich Karl vorstellen, eine monatliche Reihe daraus zu machen. Gespräche laufen dazu auch schon mit dem Parkhotel.

Rolf H. Epple und Peter Karl weisen auf das gemeinsame Projekt Stuhlpatenschaften hin.
Foto: Pfalz-Express

Stuhlpatenschaft in Zusammenarbeit mit der Rolf-Epple-Stiftung

„Auch die Rolf-Epple-Stiftung möchte sich gerne einbringen und den Gloria Kulturpalast unterstützen“, kündigt Rolf Epple an.

Es geht dabei um Stuhlpatenschaften. Gegen eine Spendenquittung kann man Pate eines der schönen neuen Stühle in Rot und Gold werden. „Das wäre doch ein passendes Weihnachtsgeschenk“, sind sich Peter Karl und Rolf Epple einig. Die Namen der Spender werden auf ein kleines Schild am jeweiligen Stuhl angebracht.

Die Staffelung sieht folgendermaßen aus: 1 Stuhl: 50 Euro; 2 Stühle 90 Euro; 4 Stühle 140 Euro; 10 Stühle 350 Euro und ab 20 Stühle bezahlt man 30 Euro pro Person. (desa)

Weitere Infos: https://www.gloria-kulturpalast.de/ [2] und https://www.rolf-epple-stiftung.de/ [3]

 

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