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Gescheitertes Grundsatzpapier Synodaler Weg – Bischof Wiesemann: „Habe es so nicht erwartet“

Bischof Karl-Heinz Wiesemann an Pfingsten beim Gottesdienst.
Foto: Klaus Landry

Missbrauch, Vertuschung, keine zeitgemäßen Regeln, Ausgrenzung von Frauen in Priesterämtern: Unter der Überschrift „Synodaler Weg“ arbeiten die deutschen Katholiken an tiefgreifenden Veränderungen.

Nun ist das Grundsatzpapier des Synodalen Wegs unter anderem für eine Liberalisierung der katholischen Sexuallehre gescheitert – die Bischöfe verweigerten dem Papier die nötige Zweidrittelmehrheit. Laut dem katholischen Online-Magazin „Kirche+Leben“ gab es aber auch spontane Proteste, mehrere Delegierte hätten den Saal verlassen, eine Frau sei zusammengebrochen.

In dem Papier geht es um „nicht heterosexuelle“ Beziehungen, wieder verheiratete Geschiedene oder auch nur Sex in der Ehe, ohne das Ziel, Nachwuchs zu produzieren. Das alles soll laut Papier von der katholischen Kirche anerkannt werden – eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Jedoch offenbar nicht für zahlreiche Bischöfe.  

In einem Statement nimmt der Speyerer Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann Stellung zur IV. Synodalversammlung, die am Samstag (10.9.2022) zu Ende gegangen ist:

Dass der Grundtext „Leben in gelingenden Beziehungen“ in den Reihen der Deutschen Bischofskonferenz nicht die notwendige Mehrheit gefunden habe und damit von der Synodalversammlung nicht verabschiedet werden konnte, habe er „so nicht erwartet“, so der Bischof, „und hat mich auch persönlich enttäuscht. Allerdings sollte man auch sehen, dass 62% der Bischöfe zugestimmt haben und dieser Text in der kommenden DBK-Herbstversammlung noch einmal intensiv beraten wird und deshalb nicht einfach verlorengeht.“

„Weg von diskriminierender Sexualmoral“

Für ihn markiere dieser Text eine notwendige Fortentwicklung der kirchlichen Lehre: „Weg von einer rigiden, teilweise sogar diskriminierenden Sexualmoral hin zu einer Beziehungsethik, die naturwissenschaftliche Erkenntnisse aufgreift, die Lebenswirklichkeit der Menschen in den Blick nimmt und die positiven Werte in anderen Beziehungsformen neben der sakramentalen Ehe von Frau und Mann wertschätzt. Deshalb haben Weihbischof Georgens und ich diesem Text aus tiefer Überzeugung zugestimmt. In meinem Bistum wie auch in der Deutschen Bischofskonferenz werde ich mich dafür einsetzen, dass wir nach der Ablehnung der Textvorlage dennoch entschieden auf dem Weg weitergehen, den uns dieser Text weist.“

Sehr froh sei er, dass es „nach dieser Krise“ trotzdem gelungen sei, die Beratungen konstruktiv fortzusetzen und „in großer Einmütigkeit“ wichtige Entscheidungen zu treffen.

„Mit der Verabschiedung des Grundtextes ´Frauen in Ämtern und Diensten der Kirche´ sind wir einen großen Schritt gegangen, mit dem wir mit Blick auf die Weltbischofssynode 2023 einen wichtigen Impuls in die Gesamtkirche setzen. Ebenso dankbar bin ich für die breite Zustimmung zu weiteren Texten, etwa zur lehramtlichen Neubewertung von Homosexualität, zur Grundordnung des kirchlichen Dienstes und zur Einsetzung eines Synodalen Ausschusses für die Kirche in Deutschland. Auch sie markieren einen grundlegenden und notwendigen Wandel hin zu einer synodaleren und menschennahen Kirche. Für eine solche Kirche setze ich mich auch weiterhin mit all meiner Kraft ein.“ (cli/red)

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