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Geschäftsjahr 2019: Sparkasse Südliche Weinstraße stellt Bilanz vor: Sichteinlagen erneut deutlich gestiegen

Der Sparkassenvorstand der Sparkasse Südliche Weinstraße, Bernd Jung (links) und Gerhard Becker.
Archivfoto: Pfalz-Express/Ahme

Landau. „Neben der Niedrigzins-Phase, die das geschäftliche Umfeld von Sparkassen schon seit Jahren negativ prägt, müssen wir uns in diesem Jahr mit der Corona Krise einer weiteren bedeutungsvollen Herausforderung stellen“, zieht der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Südliche Weinstraße Bernd Jung Bilanz.

Mit einer um 184 Mio. Euro angestiegenen Bilanzsumme in Höhe von 3.215 Mio. Euro und einem Jahresüberschuss auf Vorjahresniveau in Höhe von 7,6 Mio. Euro habe sich die Sparkasse trotz des unverändert schwierigen geschäftlichen Umfelds wacker geschlagen. Sowohl im Einlagen- als auch im Kreditgeschäft hat die Sparkasse wieder starkes Wachstum verzeichnet.

So zumindest der Status Quo vor Beginn der Corona-Krise, die die geschäftlichen Rahmenbedingungen für die Sparkasse in den letzten Wochen komplett verändert hat.

Einlagengeschäft

Das Einlagengeschäft mit Privat- und Firmenkunden hat erneut einen deutlichen Sprung nach oben gemacht: Mit einer Gesamtsumme von 2.525 Mio. Euro bzw. einem Plus von 165 Mio.
Euro sind die Kundeneinlagen noch deutlicher als im Vorjahr gewachsen. „Diese Entwicklung zeigt, dass viele Kunden lieber ein inflationsbedingtes Schrumpfen ihrer Guthaben in Kauf nehmen, anstatt alternativen Geldanlagen eine Chance zu geben“, erklärt Jung.

Als einen ersten vorsichtigen Schritt in die richtige Richtung sieht er allerdings die Ersparnisbildung im Wertpapiergeschäft, die im Jahr 2018 mit einem Zuwachs von 9,7 Mio. Euro noch
äußerst verhalten war, sich im Jahr 2019 aber mit einem Zuwachs von 33,9 Mio. Euro mehr als verdreifacht hat.

„Aktuell erleben wir durch die Corona-Krise und die damit verbundenen Kursrückgänge an den Aktienmärkten allerdings eine Renaissance im Wertpapiergeschäft. In den letzten Wochen
wurden bei uns so viele neue Depots eröffnet wie zuletzt vor der Finanzkrise im Jahr 2008.“

Kreditgeschäft

Das Gesamtkreditvolumen ist weiter gewachsen und liegt mit 2.219 Mio. Euro leicht über dem Vorjahreswert von 2.175 Mio. Euro. Bei den Firmenkunden setzte sich, dank der unverändert
guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Geschäftsgebiet der Sparkasse und des weiterhin bestehenden Niedrigzinsumfeldes, die hohe Nachfrage nach längerfristigen
Finanzierungen fort.

Insgesamt wurden von Firmenkunden neue Darlehen mit einem Gesamtvolumen von 290 Mio. Euro nachgefragt, ein Teil dieser Summe ist in die Finanzierung von Immobilien geflossen. Auch die Kreditnachfrage bei Privatkunden ist mit einem Plus von 67 Mio. Euro erneut deutlich angestiegen.

Immobiliengeschäft

Die Spitzenposition im Provisionsgeschäft nimmt im Jahr 2019 eindeutig das Immobilienvermittlungsgeschäft ein. Mit 270 vermittelten Objekten haben im Vergleich zum Vorjahr 97 Objekte mehr den Besitzer gewechselt. Auch das vermittelte Objektvolumen hat sich im Vergleich zum Vorjahr (35,5 Mio. Euro) mit 60,6 Mio. Euro nahezu verdoppelt.

Dieser Erfolg geht maßgeblich auf das Vorzeigeprojekt „Generation 21“ am Landauer Ebenberg zurück, das die Sparkasse Südliche Weinstraße vermarktet hat. Alleine dort wurden ca. 100 Wohneinheiten verkauft.

Generell begleitet die Sparkasse Bauträger dabei, in der Region Wohnraum zu schaffen. Gemessen an der erwirtschafteten Courtage im Verhältnis zur Einwohnerzahl ihres Geschäftsgebietes war die Sparkasse Südliche Weinstraße die beste von 21 Sparkassen in Rheinland-Pfalz, die in Kooperation mit der LBS Immobilien GmbH stehen.

Versicherungen und Bausparen

Im Neugeschäft mit Lebensversicherungen lag die Gesamtversicherungssumme mit 35 Mio. Euro minimal über dem Vorjahreswert von 34 Mio. Euro. Das Neugeschäft mit Bausparverträgen ist mit einer Gesamtbausparsumme von 71 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahr deutlich gesunken. „Aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsphase verlieren unsere Kunden das Gefühl für die Notwendigkeit des Bausparens.

Sicherlich wäre auch fahrlässig davon auszugehen, dass eine Zinssicherung in der heutigen Zeit nicht mehr erforderlich ist“, gibt Jung zu bedenken.

Ertragslage

„Trotz des aufgrund des Niedrigzinses deutlich zurückgegangenen Zinsüberschusses ist unser Betriebsergebnis vor Bewertung gegenüber 2018 (25,2 Mio. Euro) nur leicht auf einen Wert von 23,4 Mio. Euro gesunken. Wir haben also wieder, trotz semioptimaler Bedingungen, sehr gut gewirtschaftet“, zieht Jung Resümee.

Besonders erfreulich sei, dass man den Jahresüberschuss mit 7,6 Mio. Euro stabil halten konnte. Die Aufwands-Ertrags-Relation ist 2019 mit einem Wert von 66,2 zwar weiter gestiegen (Vorjahr noch 63,9), dies sei aber eine Entwicklung, die in der ganzen Bankenwelt zu beobachten ist.

Positiv für die Sparkasse Südliche Weinstraße: Im Vergleich mit anderen rheinland-pfälzischen Sparkassen muss sie sich mit diesem Wert nicht verstecken: Hier liegt die Aufwands-Ertrags-Relation durchschnittlich 67,6. (Die Aufwands-Ertrags-Relation, auch Cost-Income-Ratio genannt, beschreibt, wie viel Cent ein Unternehmen investieren muss, um einen Euro Ertrag zu erwirtschaften.)

Personalinformationen

Im Jahr 2019 beschäftigte die Sparkasse Südliche Weinstraße 406 Mitarbeiter (darunter 15 Auszubildende und drei DHBW-Studenten). Das sind 8 Mitarbeiter weniger als im Jahr 2018. Der Personalaufwand ist um 0,6 Mio. Euro auf 25,9 Mio. Euro gestiegen.

Spenden und Sponsoring

Wie in den Jahren zuvor hat die Sparkasse Südliche Weinstraße auch im Jahr 2019 wieder rund 1 Mio. Euro an Spenden- und Sponsoring-Geldern ausgeschüttet und damit sowohl den guten Zweck als auch das kulturelle Leben in im Kreis Südliche Weinstraße und in der Stadt Landau unterstützt. Neben einer Vielzahl an kleineren Spendenbeträgen, mit denen zum Beispiel die Arbeit örtlicher Vereine unterstützt wurden, hat die Sparkasse auch größere Projekte im fünfstelligen Euro-Bereich gefördert.

So haben beispielsweise die Pfälzer Wald-Vereine, deren ehrenamtliche Tätigkeit aktuell auch ohne Corona zunehmend mit Vorschriften und Auflagen konfrontiert wird, eine Spendensumme in Höhe von 40.000 Euro erhalten.

Was passiert noch in 2020?

„Wir machen uns nichts vor – zusätzlich zu den ohnehin schon schwierigen Rahmenbedingungen für Banken und Sparkassen hat die Corona-Krise unsere Prioritäten im laufenden Geschäftsjahr komplett modifiziert“, berichtet Jung.

Höchste Priorität hätten aktuell zum einen die Konzentration auf den Mittelstand und die Unterstützung der regionalen Wirtschaft, zum anderen die Unterstützung von Privatkunden, die aufgrund von Kurzarbeit oder Arbeitsverbot um ihre Existenz fürchten müssen. Gerade Unternehmen, die schon vor der Krise gelegentlich Liquiditätsprobleme hatten, seien dem wirtschaftlichen Risiko durch Corona in besonderem Maße ausgesetzt: „Das sind unsere Corona-Risikopatienten.“

Die Sparkasse selbst sieht Jung in ihrer Existenz nicht bedroht – man habe in den vergangenen Jahren kontinuierlich Vorsorgereserven gebildet und sei für magere Jahre gerüstet. Auch für den Fall, dass ein größerer Teil der Belegschaft an Corona erkranken könnte, sieht sich die Sparkasse gut aufgestellt: „Wir haben alle Szenarien durchgespielt und können
unseren Kunden versichern, dass wir den Betrieb auch im Notfall aufrechterhalten können“, versichert Jung.

Des Weiteren wird es auch keine Einschränkungen im Spendenund Sponsoring geben. Zugesagte Sponsoring-Verträge, die aufgrund von Corona verschoben werden mussten, behielten auch weiterhin ihre Gültigkeit. Und im Bereich der Spenden versuche die Sparkasse die Mittel so zu steuern, dass sie Vereine und Projekte zufließen, die von der Corona-Krise besonders betroffen sind oder sich für Betroffene stark machen.

Auch die Fusionsgespräche mit der Sparkasse Germersheim-Kandel werden fortgesetzt: „Die Verwaltungsratsmitglieder beider Häuser haben auf Grundlage der ersten Sondierungsergebnisse der Verhandlungskommission Ende Februar die Weichen für eine weitere Konkretisierung gestellt und einstimmig die Aufnahme konkreter Arbeiten zur Ausarbeitung der Fusion beauftragt.

Die endgültigen Gremienentscheidungen über die Umsetzung der Fusion werden voraussichtlich im Sommer 2020 getroffen“, so Landrat Dietmar Seefeldt und Bernd Jung. „Die aktuellen
Gespräche und Verhandlungen in den Gremien sind sehr konstruktiv und zielorientiert.“

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