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Geothermie Landau: Infoveranstaltung erst abgesagt, dann doch durchgeführt: Am 6. März hohe Strahlungsbelastungen festgestellt

Protest gegen die Geothermie und das Kraftwerk in Landau.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Landau. Die Kraftwerksbetreiberin GEOX hatte am 6. März zu einer Infoveranstaltung auf ihr Gelände eingeladen, sie dann aber wieder abgesagt. „Auf Grund der sich täglich der Situation entsprechen angepassten Empfehlungen vom Robert-Koch Institut haben wir einvernehmlich, die SGD-SÜD, LGB und Ministerium, die Veranstaltung für heute abgesagt“ hieß es von Seiten der GEOX.

Diese Info erreichten die Geothermie-Gegner „Pfalz-Parterre“ direkt vom Geschäftsführer der GEOX. Die BI Geothermie Landau-Südpfalz habe erst kurz zuvor davon erfahren, wie Werner Müller (BI Geothermie Landau-Südpfalz), erklärte. Diese wollte zeitgleich eine Gegen-Demo veranstalten mit namhaften Umweltverbänden. Die Presse kontaktierte daraufhin Werner Müller und wollte von ihm wissen, ob seine Veranstaltung trotzdem stattfinden würde, was auch der Fall war.

Veranstaltungsleiter Werner Müller bekräftigte: „Wir lassen uns durch die vorgeschobene Begründung „Corona-Virus“ nicht irritieren und werden unsere Info-Veranstaltung mit dem Protest gegen den weiteren Betrieb des Kraftwerks wie geplant fortsetzen.“

Die BI hatte mehrere Umweltverbände eingeladen. Positioniert hatte man sich in der Nähe des Geothermiekraftwerks. Vor Ort stand ein LKW mit Schautafeln – die Teilnehmer brachten ihren Protest mit Bannern zum Ausdruck.

Werner Müller hatte Schautafeln mitgebracht.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Interessant war, dass trotz Absage der Infoveranstaltung im Kraftwerk Führungen durchgeführt wurden. Natürlich nutzten dies auch Teilnehmer der Gegendemo, um sich selbst ein Bild zu machen.

„Es ist bekannt, dass im Geothermiekraftwerk radioaktiv kontaminiertes Material anfällt und gelagert wird. Im Jahre 2017 räumte das Bergamt ein, dass 20 Tonnen radioaktives Material im Geothermiekraftwerk gebunkert war“, so Werner Müller.

Zum persönlichen Schutz seien nun von einem Besucher am 6. März Messungen mit einem kalibrierten Messgerät durchgeführt worden. (Das Messgerät habe ein Zertifikat und sei am 20.8. 2019 kalibriert worden). Dabei seien unerwartet hohe Strahlungsbelastungen u.a. an verschiedenen Bauteilen der Anlage festgestellt worden.

Der im Original eingestellte Alarm-Messwert (5 μSv) am Gerät wurde bei den Messungen an den in Betrieb befindlichen Bauteilen weit überschritten. Eine direkte Nachfrage beim Kraftwerkspersonal nach den grundlegenden Strahlungswerten des Tiefenwassers bzw. zur kurz zuvor festgestellten erhöhten Strahlenbelastung wurden nicht beantwortet.

Die vorliegenden Daten werden nun ausgewertet und bewertet. Insofern eine Gefahr für die Umwelt bzw. die Allgemeinheit besteht, will Müller „unverzüglich an die Öffentlichkeit gehen“.

 

Obwohl die Infoveranstaltung abgesagt war, hat GEOX Führungen durchgeführt.
Foto: privat

Stimmen einiger Besucher:

Eine Dame aus der Eutzinger Straße: „Wir haben unsere Eingentumswohnung verkauft und ziehen in den nächsten Wochen weg.“

Ein junger Mann aus der Eutzinger Straße, nachdem die ersten Werte der radioaktiven Messung vor dem Tor bekannt wurden: „Da gehe ich nicht rein. Wir erwarten ein Kind und wollen ebenfalls wegziehen.“

Ein Besucher hatte einen Geigerzähler dabei.
Foto: privat

Ein Landauer: „Eben lese ich, dass der Termin abgesagt wurde. Ich war vor Ort, mir hat niemand etwas gesagt! Es fand aber eine Führung statt.“

Außer einem Betriebsschlosser und einem weiteren Arbeiter sei an diesem Tag niemand zugegen gewesen, berichtet Müller. Viele Fragen hätten somit gar nicht beantwortet werden können. „Es sollte wohl nach über einer Stunde noch jemand dazu kommen um Fragen zu beantworten, aber da waren schon die meisten Leute ( ich auch) gegangen“, so Müller. „Das war gar nix.“

Foto: Pfalz-Express/Ahme

Man schätzt, dass ca. 30 Leute die Führungen mitgemacht haben. Auch der Pfalz-Express war vor Ort, hat mit einigen Besuchern gesprochen. Ihre konkreten Fragen hätten nicht beantwortet werden können, sagten einige von ihnen.

Eine Anwohnerin: „Soweit mir bekannt, sind nahezu alle Anwohner beunruhigt, lassen sich aber nicht blicken. Ihr Ehemann: Da gehen wir nicht rein, die lügen uns sowieso nur an.“

Dr. Gertraud Migl, Landauer Stadträtin und Ärztin: „Bei den Werten muss man die Besucher sofort informieren und Maßnahmen ergreifen.“

Müllers Resumee: „Insgesamt war unsere Veranstaltung durch die Absage des Betreibers beeinflusst, aber dennoch erfolgreich. Die Absage werten wir als unseren Erfolg. Der Druck der Öffentlichkeit und die Gefahr einer Blamage vor Ort war für den Betreiber und sicherlich auch für die beteiligten Behörden, Bergamt und SGD-Süd, zu groß geworden. Da musste zwei Stunden vor Beginn der Veranstaltung die Notbremse gezogen werden und der Virus herhalten.“

Sollte der Betreiber, wie angekündigt, irgendwann wieder einladen, werde man nach „dem erfolgreichen Probelauf noch stärker auftreten“.

Vor dem Geothermiekraftwerk wurde rege diskutiert.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Beispielsweise hatte BIENE e.V. aus Taching am See einen Anreiseweg von ca. 450 Kilometer auf sich genommen. Diese BI berichtete Erschreckendes: „500 Meter sind es vom Ortsrand von Tengling bis zum Standort des geplanten, wie sie sagen, „gigantischen“, Geothermiekraftwerks, dem größten in Bayern. Ähnliche Anlagen sollen noch im Umkreis von 20 Kilometern dazu kommen.“

Lebensraum werde zerstört und dabei werde 90 Prozent der geförderten Energie ungenutzt in die Atmosphäre geblasen.“ Der Vorstand von BIENE (genauer: Bürgerinitiative gegen Verschwendung von Energie und Grundwasser bei der Nutzung von Erdwärme), Dipl-Ing. Ingo Tönnesmann, schilderte sehr ausführlich die Bedenken der BI. Trinkwasser sei in Gefahr, auch das Erdbebenrisiko steige erheblich. Man wolle Solidarität mit anderen BIs zeigen, deshalb sei man heute hier, so Tönnesmann. (desa)

 

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