Gemeindeempfang zur Weinkerwe: Maikammer setzt Leitbild „Cittaslow“ um

16. Juli 2018 | Kategorie: Kreis Südliche Weinstraße, Regional

Verbandsbürgermeisterin Gabriele Flach, Dr. Thomas Gebhart und Bürgermeister Karl Schäfer beim Gemeindeempfang.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Maikammer. Der Gemeindeempfang hat in Maikammer eine gute und lange Tradition.

Auch in diesem Jahr empfingen Bürgermeister Karl Schäfer und seine Beigeordneten Melanie Stachel und Klaus Humm Neubürger und ehrenamtlich tätige Bürger im Rassiga-Keller. Die Gemeinde Maikammer feiert zur Zeit auch ihre Kerwe.

Die musikalische Eröffnung und Umrahmung der Veranstaltung erfolgte durch Silke und Dirk Becker – junge talentierte Musiker aus Neustadt, die für ihre Vorträge viel Applaus einheimsten.

Beim Empfang durfte natürlich auch nicht die Maikammerer Weinhoheit Anna-Lea fehlen, die in ihrem Grußwort bestätigte, dass es sich in Maikammer sehr gut leben ließe. Schäfer hieß besonders herzlich die neue VG-Bürgermeisterin Gabriele Flach sowie Dr. Thomas Gebhart, frisch gebackener Parlamentarischer Staatssekretär, willkommen.

Goldene und Silberne Ehrennadel für das Ehepaar Wagner – überreicht durch den Ortsbürgermeister.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Ehrungen: Ehepaar Wagner engagiert sich für das DRK

Geehrt wurden zwei Personen, die sich seit vielen Jahren für die Gemeinde, in diesem Fall für das DRK, engagieren.

Manuela Wagner ist seit 20 Jahren Kassenwartin und aktiv in leitender Funktion bei einer Hilfsorganisation tätig.

Uwe Wagner ist ebenfalls seit über 20 Jahren als Bereitschaftsleiter des aktiven Dienstes und Organisator vieler Veranstaltungen des Ortsverbandes für die DRK unterwegs.

„Als langjähriger Vorsitzender unseres Ortsverbandes weiß ich um das großartige Engagement beider für unseren Verein. Viele Veranstaltungen anderer Vereine und unserer Ortsgemeinde werden durch Mitglieder des DRK begleitet und unterstützt und sind nur durch deren Engagement möglich,“ so Schäfer.

Uwe Wagner erhielt als ehrenamtlich Engagierter in „sonstiger Funktion“ die Silberne Ehrennadel der Ortsgemeinde; Manuela Wagner wurde als ehrenamtlich Engagierte in „leitender Funktion“ mit der Goldenen Ehrennadel der Ortsgemeinde ausgezeichnet.

Wie in jedem Jahr gab Schäfer anschließend einen Überblick über aktuelle  Projekte aber auch zu Neuplanungen (original Wortlaut).

Leitbild Cittaslow

1. Unsere Ortsgemeinde gehört seit letztem Jahr dem internationalen Städtenetzwerk „Cittaslow“, einem Netzwerk von liebens- und lebenswerten Städten und Gemeinden an. „Citta-Slow“ definiert einen klaren Handlungsrahmen, ein umfassendes Leitbild, das bei allen Entscheidungen im Gemeinderat maßgeblich und kontrollierbar ist.

Oberstes Ziel aller Entscheidungen ist die Verbesserung der Lebensqualität für unsere Bürger und eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität für unsere Gäste.

Die herrliche und intakte Kulturlandschaft, eine gute Infrastruktur und ein städtebaulich ansprechendes Ambiente sind das Kapital unserer Gemeinde. Unsere Tourismusdestination profitiert dadurch in hohem Maße. Im Tourismusbereich muss Qualität vor Quantität im Vordergrund stehen.

Ich bin zuversichtlich, dass diese Anerkennung positive Effekte für die weitere Entwicklung unserer kommunalen Infrastruktur zeitigen wird.

Man kann schon jetzt erfreut feststellen, dass bei vielen Gremienentscheidungen immer die Frage aufgeworfen wird, ob wir mit unserem Leitbild noch im Einklang sind.
Ein gutes Zeichen, wie ich meine. Letztlich haben wir das Zertifikat nicht für die Ewigkeit, sondern müssen uns in fünf Jahren einer Rezertifizierung stellen.

Im Oktober wird das nationale Netzwerk aller deutschen Cittaslows seine Herbsttagung in unserer Ortsgemeinde durchführen.

Die nachfolgend angeführten Projekte, die in diesem Jahr abgeschlossen worden oder noch im Laufen sind, können alle unter das Leitbild von Cittaslow subsumiert werden:

1. im Bereich Klimaschutz haben wir in diesem Jahr die Beleuchtung der Kalmithalle und der Bühnenbeleuchtung des Bürgerhauses auf LED-Leuchten umgestellt.

2. Mit dem Eh-da Flächen Projekt wollen wir die in den letzten Jahren, schwindenden Lebensräume für wild lebende Tier- und Pflanzenarten sichern und in der Zukunft stärken. Das Projekt orientiert sich vor allem an den Bedürfnissen der Wildbienen.

Es wurde ein Maßnahmenkatalog für die Umgestaltung von Arealen der offenen Agrarlandschaft, die weder landwirtschaftlich noch naturschutzfachlich genutzt sind, beschlossen. Des Weiteren sollen künftig möglichst viele solcher Flächen nicht mehr maschinell gemäht werden. Stattdessen ist vielmehr eine Beweidung der Flächen mit Schafen und Ziegen geplant und wird schon praktiziert.

3. Die Anforderungen an eine gute städtebauliche Qualität ist ein weiterer Inhalt von „Cittaslow“. In einer „Zukunftswerkstatt“ hatten wir im letzten Jahr interessierte Bürger aktiv in die Gestaltung der Planung der Innerortsentwicklung, wie der Gestaltung des Marktplatzes, den notwendigen Ausbau der oberen Marktstraße und der Kirchstraße einbezogen.

Ein Förderantrag für den I. Bauabschnitt, die Neugestaltung des Marktplatzes und der oberen Marktstraße soll mit einem Zuschuss von 200.000 Euro gefördert werden. Die Ausschreibung der Bauarbeiten sollen im Spätjahr durchgeführt und im Laufe des kommenden Jahres mit dem Projekt begonnen werden.

In den nächsten Jahren sollen der Ausbau der Kirchstraße und die Neugestaltung des Bürgerhausgartens im angrenzenden Bereich bis zum Frantzplatz als weitere Bauabschnitte folgen.

4. Zur weiteren Stärkung unserer familienfreundlichen Infrastruktur konnten wir dieser Tage die Bauarbeiten für die Erweiterung der Küche und des Essbereichs unserer kommunalen KITA weitestgehend abschließen. Rund 50 Kinder nehmen einen Ganztagsplatz in Anspruch und benötigen eine gute Infrastruktur.

5. Anfang Juni konnten wir die neu gestaltete untere Friedhofstraße mit Erneuerung der Wasser- und Abwasserleitungen und aller Hausanschlüsse offiziell übergeben. Mit dem Ausbau konnte die Lebensqualität für die Anwohner erheblich gesteigert werden.

Das Ortsbild einer Gemeinde wird in erster Linie durch ihre Straßengestaltung bestimmt. Eine ausgebaute Straße führt in aller Regel dazu, dass viele Anlieger ihren Häusern einen neuen Anstrich geben und dadurch das Straßenbild zusätzlich positiv gestalten. Diese Feststellung trifft auch für die Friedhofstraße zu. Die städtebauliche Infrastruktur unserer Ortsgemeinde wird durch diesen Straßenausbau bereichert.

6. Unsere Ortsgemeinde ist ein sehr beliebter Wohnort. Die Nachfrage nach Wohnbauland und Wohnungen von Seiten unserer Bürger und aus der näheren Umgebung ist sehr groß. Dieser Entwicklung soll die Schaffung zusätzlichen Wohnraums mit der Ausweisung des Baugebiets „Eulbusch III“ Rechnung getragen werden. Dabei gewährleistet die hohe Nachfrage von jüngeren Generationen eine ausgewogene Altersklassenverteilung und funktionale Lebendigkeit unserer Ortsgemeinde.

Unsere Gemeinde bietet mit ihrer guten und hochwertigen Ausstattung an Einrichtungen des Grundbedarfs für alle Generationen eine überdurchschnittliche Lebens- und Wohnqualität. Der Bebauungsplan soll in der Ratssitzung im August/September als Satzung beschlossen und das Baulandumlegungsverfahren durch das Katasteramt abgeschlossen werden.

Des Weiteren wird sich der Gemeinderat mit einer Machbarkeitsstudie „Kalte Nahwärme“ zur Wärmeversorgung des Baugebietes beschäftigen. Bei einer ersten Bewertung der Studie verspricht eine solche Wärmeversorgung eine kostengünstige und vor allem mit geringen CO2- und Schadstoffemissionen verbundene Versorgungsvariante.

Ein weiterer Vorteil der „Kalten Nahwärme“ liegt in der Möglichkeit zur freien Kühlung der Wohngebäude im Sommer. Sollte sich der Ortsgemeinderat für diese Versorgungslösung entscheiden, wird diese in einer Info-Veranstaltung den Grundstückseigentümern vorgestellt werden. Diese Lösung würde voll dem Leitbild von Cittaslow entsprechen.

Unsere Ortsgemeinde konnte rd. 45 % der Flächen des Baugebietes erwerben. Nach Durchführung der Erschließungsarbeiten im kommenden Jahr kann realistisch betrachtet im Frühjahr 2020 mit der Bebauung der Grundstücke begonnen werden.

7. In enger Abstimmung mit dem Investor, der Firma „Gerst-Projektbau“, unserem Städteplaner Prof. Karl Ziegler und unserem Ortsgemeinderat wurde für eine private Fläche in der Bahnhofstraße ein Vorhaben und Erschließungsplan erstellt. Dort sollen in zwei Baukörpern je 15 Wohneinheiten mit Tiefgarage entstehen.

Für das gute Miteinander und die vorhandene Einsicht, dass weniger, dafür aber hochwertige Wohnungen, in ansprechender Architektur, in unsere Ortsgemeinde besser passen, darf ich mich bei allen am Planungsprozess Beteiligten bedanken.

8. Der Projektentwickler, das Architekturbüro Fuhrmann hat für das Haus Marktstraße 5, ehemals „Haus Lotter“ den Bauantrag bei der Baugenehmigungsbehörde eingereicht.

Das Gebäude soll eine teils öffentliche, teils private Nutzung erhalten. Neben dem Büro für Tourismus unserer Ortsgemeinde und einem Ladengeschäft mit kleinem Bistro sollen fünf Wohnungen in dem Anwesen entstehen.

Ziel der Verlagerung des Tourismusbüros ist die weitere Verbesserung der Raum- und Aufenthaltsqualität im Ortszentrum. Der Eingriff in die vorhandene Bausubstanz ist sehr zurückhaltend, d.h. im äußeren Erscheinungsbild des Gebäudes wird es wenig Veränderungen geben.

Im neuen Büro für Tourismus wird eine ganzheitliche Digitalisierung der Touristinformationen angestrebt. Dies alles unter Beachtung von Barrierefreiheit im ganzheitlichen Sinne. Es soll eine digitale Vernetzung der touristischen Informationen mit den touristisch bedeutsamen, ortsgeschichtlichen Themen und Geschichten erfolgen.

Bei der Erarbeitung des Inputs hierzu ist Club Sellemols ein wichtiger Partner unserer Ortsgemeinde. Die Umsetzung erfolgt dann zusammen mit einem Projektbüro aus Bonn und Berlin, welches in diesem Bereich zu den führenden Büros in Deutschland gehört. Unsere Ortsgemeinde steht in engem Kontakt mit dem Wirtschaftsministerium, welches das Projekt finanziell unterstützen soll.

9. Aufgrund des stark überhöhten Submissionsergebnisses haben wir die Ausschreibung für die Sanierung der 400-m-Rundbahn und der leichtathletischen Anlagen in Kunststoffausführung aufgehoben. Das Projekt soll Ende des Jahres nochmals ausgeschrieben werden.

10. Der Ausbau des Breitbandnetzes mit Glasfaserkabel konnte in unserer Ortsgemeinde weitestgehend abgeschlossen werden. Dies ist ein erheblicher Standortvorteil für unsere Ortsgemeinde und ein besonderer Service für unsere Bürger.

11. Die Realisierung eines Hotelbaus und eines Cafes- und Bäckereiverkaufs am östlichen Ortseingang rückt näher. Nach dem archäologische Untersuchungen auf dem Grundstück abgeschlossen werden konnten, konnten die Investoren der beiden Projekte die Planung weiterbetreiben.

Im Oktober soll unserem Ratsgremium eine erste Präsentationsskizze einer Architektenagentur vom Bodensee vorgelegt werden. Die Ausweitung des Bettenangebotes ist für unsere Weinbau- u. Tourismusgemeinde von großer Bedeutung.

12. Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum gestaltet sich sehr schwierig. Grund dafür ist, dass die ortsübliche Miete nicht unerheblich über der Mietpreisstaffel nach den Kriterien für den sozialen Wohnungsbau liegt. Wir werden diese Aufgabe aber nicht aus den Augen verlieren und hoffen, dass die von der Bundesregierung angekündigten weiteren Fördermittel die Rahmenbedingungen nachhaltig verbessern werden. Der entsprechende Antrag der SPD-Fraktion fand im OGR einhellige Zustimmung.

13. Ab 1. Jan. 2019 wird Landesforsten den Verkauf von Holz aus dem Kommunalwald aus kartellrechtlichen Gründen einstellen. Den Verkauf sollen künftig 5 Holzvermarktungsorganisationen in der Gesellschaftsform einer GmbH im Land übernehmen.

Für den Bereich Pfalz und Rheinhessen haben wir der Vermarktungsorganisation mit 5 – 6 Arbeitsplätzen unser derzeitiges BfT als Standort angeboten. Wir freuen uns, dass dieses Angebot den Zuschlag erhalten hat. Das derzeitige BfT wird für eine Übergangszeit bis zur Fertigstellung des neuen BfT im Gebäude Marktstraße 5 in einen anderen Standort umziehen.

Die Vermarktungsorganisation stärkt die Infrastruktur unserer Verbands- und Ortsgemeinde Maikammer. Mein Dank gilt nochmals unserer Bürgermeisterin, Frau Flach, die sich für den Standort Maikammer stark und erfolgreich eingesetzt hat.

14. Unsere Ortsgemeinde kann sich einer guten ärztlichen Infrastruktur erfreuen. Die Versorgung unserer Bürger ist ausgesprochen gut. Dies ist nicht in allen Gemeinden der Fall. Entwicklungen, auch im Bereich unseres Landkreises SÜW und der Pfalz zeigen uns dies sehr deutlich.

Wir müssen daher die ärztliche Versorgung in unserer Ortsgemeinde sorgsam im Auge behalten. Daneben kann ich mir noch gut weitere Fachärzte in unserer Gemeinde vorstellen. Daran werden wir arbeiten. (desa/red)

Neubürger und Geehrte standen im Mittelpunkt der Veranstaltung.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

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