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Fulminantes Klezmerkonzert kurz vor „rot“ – Veranstaltung im Zeichen von Corona

Foto: v. privat

Rheinzabern – Am 22. Oktober stand auf Einladung des Kirchenbauvereins St. Michael ein Klezmerkonzert mit dem Duo KLArissimo auf dem Programm.

Es war lange nicht sicher, ob die Veranstaltung überhaupt würde stattfinden können. Die Corona-Infektionszahlen bewegten sich auf die 50-er Marke zu und wurden schon tags darauf überschritten.

Das Duo Stefan Volz (Klarinette) und Heidrun Paulus (Klavier) – letztere als Flötistin weithin bekannt – hatten, wie ihrer Ankündigung zu entnehmen war, „Klezmer [1] und mehr“ in ihrem musikalischem Gepäck, und sie zauberten ein umfangreiches Programm, das neben der Klezmer-Literatur auch Werke aus Klassik (Mozart) und Impressionismus (Fauré) zu bieten hatte.

Heidrun Paulus bot dem Publikum wertvolle Hintergrundinformationen und moderierte das abwechslungsreiche Programm. Die beiden Musiker musizierten wie aus einem Guss und ließen sich auch durch die widrigen Verhältnisse (Corona-bedingt musste die Heizung ausgestellt bleiben) nicht beeinflussen. Zu allem Überfluss streikte auch noch die Elektronik des E-Pianos, so dass es für kurze Zeit stumm blieb.

Die beiden Künstler begannen schwungvoll mit „Adam“ und „Chava“ (hebräisch für „Eva“). Hier, sowie in fast allen an diesem Abend vorgetragenen Klezmerstücken, gelang es Volz und Paulus, die Gegensätze dieser Musik offen zu legen, denn melancholische Teile wechselten sich gekonnt und mit geschickt eingefügten Übergängen mit schwungvollen Melodien ab. Bekannte und weniger bekannte Klezmerstücke folgten, und so verwunderte es auch nicht, dass das Publikum mitunter mitsummte oder zum Mitklatschen inspiriert wurde.

Aus Mozarts Sinfonie Nr. 40 erklang der erste Satz, und man muss sich wundern, dass die vom Komponisten kurz vor seinem Tod geleitete Uraufführung beim Publikum zunächst durchfiel. Erst bei einer Wiederaufnahme unter Beteiligung des damals 13-jährigen Mozartsohns Franz-Xaver gelang der Durchbruch.

Im nächsten Programmpunkt, dem Adagio von Mozarts berühmten Klarinettenkonzert, passierte dann das Malheur mit dem Stromausfall am E-Piano, wovon sich beide Musiker aber nicht aus der Ruhe bringen ließen, dann nach ca. drei Minuten Zwangspause erneut begannen und mit zartem Ton zu Ende brachten. Eine kurze Verschnaufpause für sich und die Zuhörer gönnte man sich nach Vittorio Montis bekannten und souverän gespielten „Czardas“.

Nach der Pause wurde noch eine Schippe draufgelegt. Neben so bekannten Klezmer-Stücken wie „Donna, Donna“, „Mazel Tov“, „Halleluya“ oder „Hava Nagila“, durfte man sich auch an dem melancholischen „Hijo de la luna“ oder an einem impressionistischen Stück von Gabriel Fauré erfreuen: „Après un rêve“.

Zum Abschluss dieses abwechslungsreichen Programms erklang nochmals jiddische Musik, nämlich „Bei mir bistu shein“, diesmal in einer herausragenden Jazz-Version.

Das zahlreich erschienene Publikum dankte mit viel Applaus und stehenden Ovationen und der Vorstand des Kirchenbauvereins, Philipp Schmitt, dankte den Künstlern für den exzellenten Kunstgenuss. Heidrun Paulus dankte dem Kirchenbauverein und namentlich dem Ehepaar Schmitt, dass sie das Konzert  kurzfristig ermöglicht hatten.

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