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„Flüchtlinge in Dammheim“: Kontroverse Diskussion um schwieriges Thema

Bürgerversammlung in der Turnhalle in Dammheim: Hier informierte OB Hirsch über die geplante Belegung des "Schwanen" mit Flüchtlingen. Foto: Pfalz-Express/Ahme [1]

Bürgerversammlung in der Turnhalle in Dammheim: Hier informierte OB Hirsch über die geplante Belegung des „Schwanen“ mit Flüchtlingen.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Landau-Dammheim. Die Turnhalle in Dammheim platzte aus allen Nähten. Und einige Bürger bekamen auch keinen Sitzplatz mehr: Die Stadt Landau hatte zu einer Infoveranstaltung zum Thema Flüchtlingsunterbringung eingeladen.

Die ehemalige Traditionsgaststätte „Zum Schwanen“ soll von der Stadt zu diesem Zweck angemietet werden. OB Thomas Hirsch und Bürgermeister Ingenthron, der Dammheimer Bürgermeister Florian Maier und der Leiter der Polizeidirektion Thomas Sommerrock informierten und gaben nach ihren Ausführungen auch genügend Raum zur Diskussion. Diakon Hartwig Maas moderierte die Veranstaltung.

Es zeigte sich an diesem Abend, dass auch hier zwei Lager bestehen: Zum Einen die Verunsicherten, die ihre Ängste versuchen zu formulieren, zum anderen diejenigen, die sich in der Flüchtlingshilfe zum Teil auch schon länger engagieren und vehement ihre Position der unbedingten Hilfe vertreten.

Er wolle hier keine politische Debatte führen, so OB Hirsch, der emotionslos und sachlich die Fragen der Anwesenden beantwortete. Hirsch gab zu, dass die Situation „sehr, sehr schwer“ sei und eine große Herausforderung darstelle.

„Wir brauchen eine Strategie.“ Es sei unabdingbar: „Bund, Land und Stadt müssen ihre Aufgaben erfüllen.“

Thomas Hirsch. Foto: Pfalz-Express/Ahme [2]

Thomas Hirsch.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Er hoffe, dass die Flüchtlingszahlen zurückgehen. Bis dahin müsse man für eine ordentliche Unterbringung sorgen.

620 Flüchtlinge in allen Altersgruppen, mit oder ohne Bleibeperspektive, mit oder ohne Asylantrag, habe die Stadt bisher unterbringen können, wobei man die dezentrale Unterbringung bisher habe durchziehen können.

Doch Wohnraum ist wie überall auch in Landau knapp. Die Container am Prießnitzweg seien mit ersten Flüchtlingen belegt, die Rundsporthalle stehe als Übergangsquartier zur Verfügung, sagte Hirsch. „Wir können uns nicht erlauben, Wohnungsangebote abzulehnen.“

Der „Schwanen“ solle im März angemietet werden, ein Baugenehmigungsverfahren laufe bereits. Dann stehen 16 Doppelzimmer, ein Einzelzimmer sowie eine Wohnung für sechs Personen zur Verfügung.

35 Flüchtlinge sind in Dammheim schon untergebracht, das sind acht Familien mit zwölf Kindern in vier verschiedenen Unterkünften. „Die Dammheimer sind für sie sehr engagiert“, lobte Ortsvorsteher Maier.

Man wolle Dammheim (der Ort hat 1000 Einwohner) trotzdem nicht mit zusätzlichen 40 alleinstehenden Flüchtlingen überfordern, so Hirsch.

Eine Hälfte Flüchtlinge, andere Hälfte Studenten im „Schwanen“

Im Vorfeld hatte der Ortsbeirat das Vorhaben, alleinstehende Männer im „Schwanen“ einzuquartieren, abgelehnt. Hirsch hatte daraufhin ein „angepasstes Konzept“ vorgeschlagen, das vorsieht 20 Flüchtlinge dort unterzubringen, davon höchstens zwölf Einzelpersonen.

Unruhe und Gelächter gab es, als Hirsch die weiteren Pläne erläuterte. Die Stadt muss nämlich das ganze Gebäude anmieten. Man könne die restlichen Zimmer ja den Studenten vermieten, zumal man in anderen studentischen Wohngebäuden auch schon gute Erfahrungen mit Flüchtlingen habe machen können.

Mehr Geld im Haushalt der Stadt für die Flüchtlingsarbeit, einen Hausmeisterservice, der nach dem Rechten sieht und eine verstärkte Polizeipräsenz durch Polizei und Zivilstreifen („eine spezielle Streife fährt Tag und Nacht an den Unterkünften vorbei“) wurden von Hirsch, Ingenthron und Sommerrock im weiteren Verlauf des Abends ins Spiel gebracht.

Thomas Sommerrock. Foto: Pfalz-Express/Ahme [3]

Thomas Sommerrock.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Sommerrock beruhigte die Anwesenden, es gäbe bisher keine relevanten Vorkommnisse. „In einem Jahr werden wir eine positive Bilanz ziehen und sagen: „Unsere Sorgen waren unbegründet“.

Sommerrock warnte außerdem vor Geschichten, die im Internet kursierten: „Sitzen Sie solchen Geschichten (wie angeblicher Vorfall im „Barock“) nicht auf. Da war nichts“.

Die sich anschließende Diskussionsrunde war emotional und zum Teil sehr kritisch, die Meinungen prallten aufeinander. Moniert wurde unter anderem die ungleichmäßige Verteilung der Flüchtlinge in der Stadt, nach der Queichheim zum Beispiel 100, Godramstein und Arzheim nur vier, bzw. zwei Personen unterbringen mussten. „Wir suchen im ganzen Stadtgebiet nach Wohnraum“ so Hirsch auf die Frage, warum das so sei.

Man brauche nicht einen Hausmeister, sondern eine zentrale Anlaufstelle im Ort, regte ein Zuhörer an. Die schlechten Einkaufsmöglichkeiten im Ort und die Busverbindungen wurden ebenfalls thematisiert.

Für die Angst vor Vorfällen (ein Zuhörer: „Wenn sich Ängste bewahrheiten, ist es zu spät!“) wie in Köln, hegte Hirsch Verständnis („dass man sich um Hab und Gut und um die Familie sorgt, ist verständlich.“)

Trotzdem solle man eine positive Einstellung aufbringen, an die später auch einige Redner wie Magdalena Schwarzmüller appellierten. „Ängste abbauen“ war hier das Motto.

Schwarzmüller arbeitet seit 30 Jahren im Bereich Asyl. „Man muss offen sein und auf sie zugehen und auch mal die andere Seite sehen. Probleme sollten zusammen gelöst werden“. (desa)

Nahmen die Befürchtungen der Bürger ernst: Bürgermeister Ingenthron, OB Hirsch, Diakon Maas, Ortsvorsteher Maier und Thomas Sommerrock (Leiter PD Landau). Foto: Pfalz-Express/Ahme [4]

Nahmen die Befürchtungen der Bürger ernst: Bürgermeister Ingenthron, OB Hirsch, Diakon Maas, Ortsvorsteher Maier und Thomas Sommerrock (Leiter PD Landau).
Foto: Pfalz-Express/Ahme

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