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Fastnachtsumzug Herxheim: Die Helfer im Hintergrund – Massenphänomen alkoholisierte Jugendliche

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In der Einsatzzentrale im Rathaus (v.li.) : Holger Kurz (DRK), Polizeihauptkommissar Klaus Geib, Karl-Heinz Rübsam Feuerwehr Herxheim und Bürgermeister Franz-Ludwig Trauth.
Fotos: pfalz-express.de / Licht

Herxheim – Die Befürchtungen waren groß vor dem Fastnachtsumzug in Herxheim. Prügeleien, Randale, in´s Koma getrunkene Jugendliche – seit einigen Jahren Begleiterscheinungen zur Karnevalszeit. Kreis-und Verbandsgemeindeverwaltung hatten deswegen eine verschärfte Allgemeinverfügung  erlassen, Alkohol durfte nicht mitgebracht werden.

Dennoch war die Hauptstraße am Fastnachtsdienstag gesäumt von Tausenden Besuchern, die bei strahlendem Sonnenschein den Faschingsumzug verfolgten und mitfeierten.

Einige aber hatten keine Zeit, den bunten Lindwurm zu bewundern, der sich durch Herxheim wälzte: Die Helfer im Hintergrund hatten schon im Vorfeld alle Hände voll zu tun. Fast 100 Einsatzkräfte der Feuerwehr, der Polizei und des Sanitäts- und Rettungsdienstes sorgten in enger Abstimmung untereinander und mit dem Ordnungs- und Jugendamt für die Sicherheit der Besucher.

In der Einsatzzentrale im Rathaus liefen alle Fäden zusammen. Die Einsatzleiter Karl-Heinz Rübsam von der Feuerwehr Herxheim, Holger Kurz vom DRK und Polizeihauptkommissar Klaus Geib koordinierten die Zusammenarbeit.

Auch Bürgermeister Ludwig Trauth, der mit dem Ordnungsamt Vorsorgemaßnahmen getroffen hatte, war vor Ort. Am Tag zuvor war noch einmal umfangreich gebrieft worden, da die Sicherheitsmaßnahmen intensiviert wurden – basierend auf den Erfahrungen des Offenbacher Umzugs (wir berichteten). „Man kann Vieles tun“, so Trauth. „Vorsorge treffen, die Erfahrungen aus früheren Umzügen heranziehen – aber letztendlich haben die Narren das Sagen.“

Nico Schenk bei der Jugenschutzgruppe unterwegs

Mit der Jugendschutzgruppe auf den Straßen unterwegs war der Erste Kreisbeigeordnete Nicolai Schenk. Mit jeweils einem Polizeibeamten, einem Mitarbeiter des Jugendamts und des Ordnungsamts und einem Jugendpfleger wurden auffällige – sprich betrunkene – Jugendliche angesprochen, eventuell mitgeführter Alkohol ausgeschüttet und die Jugendlichen dem ASD (Allgemeiner Sozialer Dienst) übergeben.

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Nico Schenk packte mit an.

„Im Schnitt hatten die Jugendlichen in Herxheim 0,5 Promille weniger im Blut als beim Umzug in Offenbach“, berichtete Schenk in einer Nachlese. Auch sonst fiel die Bilanz im Großen und Ganzen positiv aus.

„Hierbei war die von der Verbandsgemeinde erlassene Allgemeinverfügung hilfreich, die ein generelles Mitnahmeverbot von Alkohol im Bereich der Umzugsstrecke und Teilbereichen von Herxheim vorsah. Das hat funktioniert“, so Schenk.

Das DRK hatte zwei Behandlungsräume ausgestattet, einen neben dem Rathaus, den anderen bei der Festhalle. Dort konnten die Alkoholgeschädigten versorgt werden.

Ein Notarzt war immer vor Ort, Infusionen, eine permanente Überwachung und Blutdruckkontrolle stellten sicher, dass nichts Schlimmeres passierte.

50.000 Besucher – wenig Gewalt

Angesichts der Größe der Veranstaltung – die Feuerwehr spricht von 50.000 Besuchern – und einer Umzugsgröße von knapp 90 Zugnummern mit rund 2.300 Teilnehmern mussten die Einsatzkräfte vergleichsweise wenig Strafanzeigen aufnehmen oder einschreiten: Bis zum Ende der Veranstaltung wurden drei Körperverletzungsdelikte und eine Beleidigungsanzeige gegen einen Polizeibeamten aufgenommen.

Die Allgemeinverfügung erlaubte es den Kontrollkräften, insbesondere bei Jugendlichen mitgeführte alkoholische Getränke, darunter Wein, Bier und Sekt, entsorgen zu lassen.

430 Liter Alkohol ausgeschüttet

Bei 295 kontrollierten Jugendlichen wurden insgesamt 240 Liter alkoholischer Getränke ausgeschüttet. Rechnet man noch die Vorkontrollen an den Einfahrtstraße von Herxheim hinzu, so konnten zusätzliche 190 Liter ausgeschüttet werden, die nicht mehr konsumiert werden konnten. Die Präventivmaßnahmen führten dazu, dass die Anzahl der unter Alkoholeinfluss stehenden Kinder und Jugendlichen zu Offenbach halbiert werden konnte.

Trotzdem wurden 19 Kinder und Jugendliche durch das DRK und den ASD des Kreisjugendamts vor Ort ärztlich und pädagogisch versorgt. 16 Kinder und Jugendliche wurden an ihre Eltern übergeben worden, ein Jugendlicher konnte nach Ausnüchterung wieder entlassen werden. Zwei Jugendliche mussten später ins Krankenhaus verlegt werden, wie auch drei erwachsene Personen.

Fazit: Mit einem Großaufgebot von Rettungsdiensten und den unterschiedlichen Ordnungsbehörden konnte das Massenphänomen alkoholisierter Jugendlicher lediglich eingedämmt, aber nicht verhindert werden. Hier bedarf es offensichtlich eines tiefgreifenden Wandels in der Gesellschaft und der Einstellung eines jeden Einzelnen.

Die bei den Umzügen gemachten Erfahrungen der Einsatzkräfte werden nun zusammengeführt, um schon frühzeitig für die nächste Faschingskampagne die notwendigen Folgerungen zu ziehen. (cli/pi-ld)

Sehen Sie dazu auch: Bildergalerie: Herxheimer Faschingsumzug [4]

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Intensivbehandlungsplatz

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