Extreme Trockenheit und Schädlingsbefall: Der Klimawandel macht auch dem Landauer Stadtwald zu schaffen

Rund 100 Bürger informieren sich bei Waldbegehung mit OB Hirsch – Fachleute: Weitere intensive Durchmischung und Umbau in klimastabile (Eichen-)Bestände erforderlich

15. September 2019 | Kategorie: Landau, Regional

Forstamtsleiterin Ulrike Abel informierte die Teilnehmer der Waldbegehung über den Zustand des Landauer Stadtwalds.
Foto: ld

Landau. Er ist ein Schatz, den es zu bewahren gilt: Der Landauer Stadtwald auf dem Taubensuhl ist Erholungsgebiet, Klimaoase und Naturraum und hat für die Stadt Landau eine große ökologische, aber auch ökonomische Bedeutung.

Doch das Idyll ist bedroht: Die Auswirkungen des Klimawandels machen der bei Eußerthal gelegenen Exklave zu schaffen. Um sich vor Ort über den aktuellen Zustand des Stadtwalds zu informieren und den Bürgern die gleiche Möglichkeit zu geben, hat Landaus OB Thomas Hirsch jetzt eine Waldbegehung initiiert.

Mit Bussen fuhren rund 100 Teilnehmer, darunter mehrere Stadträte, zum Taubensuhl und nahmen dort an einer Führung mit Mitarbeitern des Forstamts Haardt teil.

Forstamtsleiterin Ulrike Abel und ihre Kollegen zeigten den Besuchern neben den vielen Schönheiten des Landauer Stadtwalds auch Stellen, an denen die Auswirkungen des Klimawandels durch Trockenstress und Schädlingsbefall bereits deutlich sichtbar sind.

Die wichtigsten Erkenntnisse:

Durch mehrere Hitzesommer in Folge mit langanhaltender, großer Trockenheit ist auch der Landauer Stadtwald bereits jetzt in seiner Vitalität deutlich eingeschränkt – und damit anfälliger für Schädlinge wie den Fichtenborkenkäfer und zu erwartende weitere Wetterextreme sowie Unwetter.

Der Landauer Stadtwald ist vom Befall durch den Fichtenborkenkäfer im Landesvergleich allerdings noch relativ wenig betroffen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass der Pfälzerwald, zu dem auch das städtische Waldgebiet bei Eußerthal gehört, ein naturnaher Mischwald aus verschiedenen, standortangepassten Baumarten ist. So hat die Fichte im Landauer Wald einen Baumanteil von lediglich 9 Prozent.

Trotzdem sind auch auf dem Taubensuhl bereits sogenannte „Käferlöcher“ zu sehen, also kleinere Kahlflächen, die durch den Ausfall der vom Käfer befallenen Bäume entstanden sind. Laut Forstamtsleiterin Abel können sich diese jedoch durch die natürliche Ansamung ringsum stehender Baumarten wieder schließen. Nur bei größeren Flächen ist eine Aufwertung durch die Pflanzung von Eichen notwendig. Die Eiche gilt, ebenso wie die Buche, die Douglasie, die Edel-Kastanie und die Tanne, als besonders klimastabil.

Langfristig ist von einer Veränderung des Walds auszugehen. So wird sich der Fichtenanteil im Landauer Stadtwald weiter reduzieren. Auch sämtliche andere Baumarten werden laut Abel mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen haben, wobei genaue Prognosen schwierig sind. „Durch unsere forstliche Bewirtschaftung haben wir den Wald bereits auf die Auswirkungen des Klimawandels vorbereitet, indem wir ganz bewusst auf eine intensive Durchmischung setzen“, sagt Abel. Vom Einbringen weiterer, bisher in Mitteleuropa nicht heimischer Baumarten rät die Expertin vorerst ab, bis gesicherte Forschungsergebnisse vorliegen.

Das beste Mittel gegen die Auswirkungen des Klimawandels ist laut Abel der teilweise Umbau des Landauer Stadtwalds in klimastabile Bestände, vor allem Eichen – eine sowohl fachlich als auch finanziell sehr anspruchsvolle Aufgabe für das betreuende Fachpersonal und die Stadt als Waldbesitzerin, wie die Forstamtsleiterin betont. Dazu brauche es auch ein intensives Monitoring der Waldflächen.

Ein weiterer Aspekt: Im Zusammenhang mit den europaweit angefallenen großen Mengen an Fichtenholz hat der gesamte Nadelholzmarkt mit deutlichen Preiseinbrüchen zu kämpfen. In der Folge muss auch die Stadt Landau in den kommenden Jahren mit Einnahmeausfällen beim Holzverkauf rechnen.

OB Hirsch sieht den aktuellen Zustandsbericht des Landauer Stadtwalds mit großer Sorge. „Unser grüner Stadtteil auf dem Taubensuhl ist Erholungsgebiet für Menschen, Lebensraum für Tiere und Pflanzen, Trinkwasserspeicherraum, Rohstofflieferant, Jagdbezirk und vieles mehr: Dem Wald kommen vielfältige Aufgaben zu, die er hoffentlich auch in Zukunft für unsere Stadt und unsere Region erfüllen kann.“

Die Frage der Walderhaltung und damit die Sicherstellung der lebenswichtigen Funktionen des Walds stelle eine gesellschaftliche Gesamtaufgabe dar, ist Hirsch überzeugt. „Wir blicken in Landau im Vergleich zu vielen Fichtenwäldern in den Mittelgebirgen noch auf vergleichsweise wenige Schäden, aber auch bei uns braucht der im Umbruch befindliche Wald kontinuierlich Betreuung und Pflege – und verursacht damit künftig auch hohe Kosten“, appelliert Landaus Stadtchef an Länder und Bund, die Kommunen bei dieser wichtigen Zukunftsaufgabe nicht alleine zu lassen. (ld)

Auch im Landauer Stadtwald sind stellenweise sogenannte „Käferlöcher“ zu sehen – Kahlflächen, verursacht vom Fichtenborkenkäfer.
Foto: ld

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9 Kommentare auf "Extreme Trockenheit und Schädlingsbefall: Der Klimawandel macht auch dem Landauer Stadtwald zu schaffen"

  1. Peter Patriot sagt:

    Klimawandel gibt es seit Mrd von Jahren,
    aber heute sehr praktisch:

    Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass?
    Es ist IMMER der pöööööööööööhse Mensch schuld dran!

    Dann fahren diese Umweltfrefler auch noch mit dem DIESEL auf den Taubensuhl!
    Ohne ihre Sünde bei Greenpiss zu kompensieren!
    WELTUNTERGANG!
    😉

    • Chris sagt:

      Wo steht im Artikel was vom „pöhsen mensch“? Es geht um die Auswirkungen des Klimawandels auf den stadtwald. Unabhängig davon wer den verursacht. Sie müssten halt aber auch mal lesen vor dem Kommentieren.
      Aber freut mich dass sie bei jeden Artikel eine Gelegenheit sehen ihren Bullshit loszuwerden. Da muss man sich nicht wundern über den klimawandel was sie an heißer Luft in die Umwelt blasen. Und im Gegensatz zum Diesel ist ihre heiße Luft völlig unnötig und interessiert keinen vernünftigen Menschen der fehlerfrei bis 5 zählen kann. Also gekadingens ist schon interessiert.

  2. Lucifers Friend sagt:

    Den Klimawandel können die Politiker aller Parteien prima für einen Vorwand für neue Abzocke nehmen.

    Umweltexperte Ernst Ulrich von Weizsäcker fordert auf „heute.de“: „Wir müssen Klimaschutz richtig profitabel machen und endlich Energieeffizienztechniken einsetzen, die lange in den Schubladen liegen.“ Zugleich müssten Energie und Rohstoffe jedes Jahr entsprechend teurer werden.

    Quelle:
    Externe Links sind leider nicht gestattet- die red.

  3. Bengt sagt:

    ,,Mit Bussen fuhren rund 100 Teilnehmer, darunter mehrere Stadträte, zum Taubensuhl und nahmen dort an einer Führung mit Mitarbeitern des Forstamts Haardt teil.“

    Absolut ,,KLIMA(NOTSTANDS)NEUTRAL“ und sehr umwelt- und waldfreundlich…

    Mehr geheuchelte Paradoxie geht wohl kaum…

    • Julia sagt:

      Oha, und wie hätten Sie denn 100 Leute möglichst umweltschonend auf den Taubensuhl gebracht?

      • Markus Heid sagt:

        Wandern liebe Julia. Wandern.
        Es ist zwar ein Stück, aber mit Wanderschuhe, Stock und einem gut gefüllten Rucksack (Wurscht, Weck un Woi) ist die Strecke an einem Morgen zu schaffen.
        Runter geht es bekanntlich schneller.
        Ich fahre bekennender Weise da als mit dem Motorrad (Benzin) hoch.

        • Julia sagt:

          Prima Idee, nur hätte dann ein Großteil der teilnehmenden Seniorinnen und Senioren Zuhause bleiben müssen… und ein (bzw. zwei) komplett gefüllte Busse sind allemal klimaverträglicher als die individuelle motorisierte Anreise (auch die mit dem Motorrad). Ist schon gut, dass die Stadt die Anreise mit organisiert und nicht jede/r selbst auf den Taubensuhl hoch fährt.

      • Peter Patriot sagt:

        Gemütliche eBike-Tour von LD aus in gut 1 Std zu machen.

        Viel schneller wird der Klima-Mörder-Bus auch nicht gewesen sein!

        Außerdem sind sofort alle Dienstwagen abzuschaffen,
        die Temperatur in den Amts-Schimmel-Stuben auf klimafreundliche 15 Grad zu drosseln
        und in der Kantine nur noch Vegan-Futter auszugeben.

        MFG
        Grüne Verbotspartei

  4. Bengt sagt:

    Und den Wald ,,UMBAUEN“.
    Was für ein Schwachsinn !!!
    Die sollen den Wald einfach in Ruhe lassen.
    Der braucht diese ganzen ,,Zivilisations-“degenerierten Humanoiden letzten Endes überhaupt nicht.