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Erinnerung an ermordete Germersheimer Juden: Stolpersteine werden verlegt

Cover des Buchs von Hans-Jürgen Kremer.
Foto über Stadt Germersheim

Germersheim – Am Sonntag, 6. Februar 2022, werden in Germersheim sogenannte „Stolpersteine“ vom Künstler Gunter Demnig verlegt, die an die deportierten und ermordeten Germersheimer Juden während der NS-Zeit erinnern sollen.

Der Beschluss, diese Form des Gedenkens und der Erinnerung zu wählen, wurde im Jahr 2020 vom Germersheimer Stadtrat getroffen.

Normalerweise ist ein Stolperstein ein schlecht eingefügter Stein in einem Gehweg, an dem man mit dem Fuß hängenbleibt, so dass man ins Stolpern kommt. Dadurch wird man aufmerksam. Die Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig sind mit Messing verkleidete Pflastersteine und werden versehen jeweils mit dem Namen eines Opfers. Wer die kleinen Inschriften auf dem Gehweg lesen will, muss sich bücken und macht mit dem Neigen des Kopfs eine Verbeugung vor dem Opfer.

„Die Stolpersteine erinnern nicht nur an ein besonders düsteres Kapitel in der jüngeren Vergangenheit unserer Stadt, sondern informieren und mahnen künftige Generationen auch dazu, mit ihrem persönlichen Engagement nicht zuzulassen, dass sich derartige Verbrechen gegen die Menschlichkeit noch einmal wiederholen“, so Bürgermeister Marcus Schaile.

Von einer begleitenden Veranstaltung sieht die Stadt derzeit wegen der hohen Corona-Inzidenzen ab. Die Gedenkveranstaltung soll jedoch zu einem späteren Zeitpunkt, am Sonntag, 8. Mai 2022, nachgeholt werden. „In der Hoffnung, dass im Mai bei einer entspannteren Corona-Situation wieder die Möglichkeit besteht, eine solche Veranstaltung in würdiger und angemessener Form durchzuführen“, so Schaile.

Die Verlegung der Stolpersteine in Germersheim wurde erst durch die Vorarbeiten des Hagenbacher Historikers Hans-Jürgen Kremer möglich, dem es nach der systematischen Auswertung von Archivakten gelungen ist, die Schicksale dieser ehemaligen Germersheimer Mitbürger vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Rassepolitik zu verorten und im Einzelnen nachzuzeichnen. So wurden nicht nur Namen und Daten aufgelistet, sondern die einzelnen Menschen und ihre Biografien nehmen nach langen Jahrzehnten wieder Gestalt an, treten aus dem Dunkel einer unseligen Vergangenheit hervor und werden somit auch langfristig von dem Vergessen bewahrt.

Das war auch von Anfang an das erklärte Ziel der Arbeitsgruppe des Vereins „Interkultur e.V.“ um Klaus Jung, der neben vier Mitgliedern des Vereins auch eine Bürgerin sowie zwei Lehrkräften des Goethe Gymnasiums Germersheim angehörten. Die Arbeitsgruppe hatte sich im Vorfeld bereits mit der Thematik auseinander gesetzt und erste Impulse geliefert.

Die Arbeit von Hans-Jürgen Kremer ist zwischenzeitlich als Buch mit mehr als 150 Seiten und mit zahlreichen Abbildungen und Illustrationen versehen, erschienen und im Tourismus-, Kultur- und Besucherzentrum im Weißenburger Tor, wo auch die übrige Literatur zur Stadt und ihrer Geschichte verfügbar ist, ab sofort erhältlich.

Mit dem neu erschienenen Buch über das Schicksal der Germersheimer Juden in der Zeit von 1933 bis 1945 konnte nunmehr eine Lücke in der örtlichen Stadtgeschichtsschreibung im Hinblick auf die Zeit des Nationalsozialismus geschlossen werden, so der Germersheimer Bürgermeister.

Buchtipp:

Kremer, Hans-Jürgen:

Exodus, Vertreibung, Shoah. Vom Leben und Sterben der Juden aus Germersheim 1933/1945. Wider das Vergessen.

Herausgegeben von der Stadt Germersheim mit freundlicher Unterstützung der Sparkasse Südpfalz und des Lions-Clubs Germersheim (Schriftenreihe zur Geschichte der Stadt Germersheim, Band 4), Germersheim 2022, 151 Seiten, fester Einband, 20 Euro.

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