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Ein Baum für Frieden und gegenseitiges Verständnis: Lingenfeld, Ahmadiyya-Gemeinde und Kirche wollen Zeichen setzen

V.li.: Marcel Ladan (Praktikant), Tazeem Ahmat (Ahmadiyya-Gemeinde), Pastoralreferent Thomas Bauer, Lea Heinrich, Nico Mincolelli (beide KjG) Shahid Mohammad (Ahmadiyya-Gemeinde). Fotos: Pfalz-Express/Licht [1]

V.li.: Marcel Ladan (Praktikant), Tazeem Ahmat (Ahmadiyya-Gemeinde), Pastoralreferent Thomas Bauer, Lea Heinrich, Nico Mincolelli (beide KjG)
Shahid Mohammad (Ahmadiyya-Gemeinde).
Fotos: Pfalz-Express/Licht

Lingenfeld – Gemeinsam für Frieden, für ein gutes Miteinander und gegen Vorurteile und Hass: Dem haben sich die Orts- und Verbandsgemeinde Lingenfeld, die Muslimische Ahmadiyya-Gemeinde und die Katholische Junge Gemeinde Lingenfeld (KjG) verschrieben.

Mit einer gemeinsamen Aktion sollen Freundschaften entstehen oder vertieft und Unsicherheiten und mögliche Ängste abgebaut werden: In der St. Martinus Kirche halten die katholische und die muslimische Gemeinde am Sonntagnachmittag (6. November) ein interreligiöses Friedensgebet ab.

Danach wird hinter der Kirche auf einem kleinen Gartenstück ein Baum gepflanzt. Anschließend gibt es einen kleinen Umtrunk und ein geselliges Beisammensein, um sich gegenseitig besser kennenzulernen.

„Gemeinsamkeit statt Vorurteile“

Organisiert und vorangetrieben haben das Projekt Tazeem Ahmad und Shahid Mohammad von der Mannheimer Ahmadiyya-Gemeinde, die Bürgermeister Erwin Leuthner (OG) und Frank Leibeck (VG), Pastoralreferent Thomas Bauer und Lea Heinrich und Nico Mincolelli von der KjG.

Die beiden Jugendlichen beschäftigen sich schon länger mit einem Austausch zwischen der muslimischen und der katholischen Gemeinde. Ein Besuch in der Mannheimer Moschee hat einen tiefen Eindruck hinterlassen.

Auch dort hatte ein gemeinsames Friedensgebet stattgefunden. Man habe sich gut verstanden, sei sich näher gekommen, erzählen Lea und Nico, die sich viel mit Rassismus und Rechtsextremismus auseinandergesetzt haben: „Alle hatten dann richtig gute Laune.“

„Unser Kreuz hat keinen Haken“, sagte Pastoralreferent Bauer. Es gebe viele Vorurteile, gerade in Germersheim sei beispielsweise der Moscheebau ein „hochbrisantes Thema“.

Ein Thema in allen Pfarrgemeinden sei auch die Frage, wie ein gutes Miteinander gelingen könne: „Wir sehen selbst, dass es im TUN geschieht – aus Fremden werden Bekannte, aus Bekannten werden Freunde.“

Gemeinsame Dinge erleben, sich dadurch schätzen lernen: Nur so könne es gehen, sagt Bauer. Dazu soll auch die Baumpflanzaktion beitragen – im realen wie im übertragenen Sinn: „Es liegt an uns, den Samen zu pflegen, zu hüten, so dass es irgendwann zu Früchten kommen kann.“

Besprechnung im Pfarrheim. [2]

Besprechnung im Pfarrheim.

„Liebe für alle, Hass für Keinen“

Die Ahmadiyya-Gemeinden praktizieren toleranten und betont friedlichen Islam. Deren Motto lautet: „Liebe für alle, Hass für Keinen“. Dementsprechend suche man immer den Kontakt zu christlichen Gemeinden und den nicht-muslimischen Mitbürgern, erklärt Tazeem Ahmad.

Bäume für ein friedliches Miteinander zu pflanzen gehört dazu. Der Lingenfelder Baum wurde von der „Ahmadiyya Muslim Jamaat“ und der Unterorganisation „Majlis Ansarullah Deutschland“ gestiftet. Auch den Charity-Walk, der unlängst in Speyer stattfand, hat die muslimische Gemeinde initiiert. Im nächsten Jahr soll ein weiterer Walk in Germersheim durchgeführt werden, kündigten Ahmad und Mohammad an.

In Rülzheim und Germersheim stehen schon Friedensbäume, Wörth und Bellheim sollen folgen. In Bellheim sei allerdings die zuständige Person seit Monaten nicht erreichbar, was sehr bedauerlich sei. Etwa 55 Bäume wurden im Rhein-Neckar-Kreis gesetzt: „Wir wollen weiter auffallen, denn jeder Baum bedeutet Frieden: Und ohne Frieden geht es nicht“, so Tazeem Ahmad.

Für Deutschland empfinde man dieselbe Liebe wie für das Heimatland, so Ahmad weiter. „Wir wollen Frieden, Austausch, Freunde, da wo wir leben.“

Alle Beteiligten wünschen sich,  dass mit dem Baum der „Frieden wachse, sich verfestige und Wurzeln schlage“: „Auch wenn niemand mehr von uns da ist – der Baum bleibt.“

Feierliches Gebet in der Kirche

Beim Friedensgebet am Sonntag (15 Uhr) werden Texte aus der Bibel und dem Koran gelesen. Da gebe es sehr viel Nähe, so Bauer und Ahmad. Diese müsse gepflegt werden, nicht das Trennende.

In jeder Religion gebe es viele gute Dinge, die aber oft missbraucht würden, bedauerte Tazeem Ahmad. Mit einer christlichen Kirche haben er, Mohammad und die anderen Amadiyya Gemeindemitglieder keinerlei Probleme, im Gegenteil: „Eine Kirche ist auch für uns ein Haus Gottes.“

Nach dem Gottesdienst wird der Baum gepflanzt, danach gibt es auf bei schönem Wetter auf dem Vorplatz der Kirche pakistanische Spezialitäten und Kaffe und Kuchen. Erwartet werden an die 100 Personen – eine gute Gelegenheit, neue Freundschaften zu schließen. (cli)

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