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DÜW-Klimaschutzkonzept: Bürgerbeteiligung hat begonnen

Voll besetzt war der Ratssaal bei der Auftaktveranstaltung.
Foto: KV DÜW

DÜW – Mit Vorträgen und Mitmachstationen hat am Donnerstag, 2. März 2023, die Bürgerbeteiligung am Klimaschutzkonzept des Landkreises Bad Dürkheim begonnen.

Vor mehr als 50 Gästen eröffnete Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld die Auftaktveranstaltung: „Klimaschutz geht nur mit den Bürgern, nicht ohne und schon gar nicht gegen sie. Deshalb freuen wir uns, wenn Sie heute ihre eigenen Ideen für die klimafreundliche Entwicklung der Mobilität im Landkreis einbringen.“

Denn der Schwerpunkt des Klimaschutzkonzepts ist die klimafreundliche Mobilität. Die Arbeit daran begann im Januar 2022, im Juli 2023 soll das fertige Konzept eingereicht werden. Derzeit läuft noch die Analysephase, die in späteren Schritten dann auch umzusetzende Maßnahmen im Landkreis nach sich ziehen wird. Die ersten realisierten Maßnahmen sind für Februar 2024 geplant.

Die Klimaschutzmanagerinnen des Landkreises, Natalia Koch und Lea Kraft, werden dabei von der Beratungsgesellschaft B.A.U.M. Consult unterstützt. Ziele des Konzepts sind, verkehrsbedingte klima- und gesundheitsschädliche Emissionen ebenso zu reduzieren wie den Verbrauch von Energie. Dafür stellte das Beratungsbüro zunächst die Ergebnisse einer Ist-Analyse vor.

Projektleiter Patrick Ansbacher und seine Mitarbeiter Corinna Ballnat und Joshua Dietz beleuchteten die vorhandenen Mobilitätsangebote und die Energie- und Treibhausgasbilanz des Landkreises.

Mitmachstation mit Patrick Ansbacher von B.A.U.M. Consult.
Foto über KV DÜW

Täglich gibt es im Landkreis Modellrechnungen zufolge fast 100.000 Pendlerbewegungen von 34.000 Aus- und 14.000 Einpendlern. Das macht den Landkreis zu einem der auspendlerstärksten Kreise in Rheinland-Pfalz. Ein Großteil dieser Menschen ist mit dem eigenen Fahrzeug, dem sogenannten motorisierten Individualverkehr unterwegs. Auf 1000 Einwohner kommen im Landkreis 690 Autos.

228.000 von 347.000 Tonnen CO₂-Äquivalenten, die im Landkreis 2019 anfielen, wurden den Berechnungen zufolge von motorisiertem Individualverkehr verursacht. 106.000 Tonnen waren es beim Straßen-, 3000 Tonnen beim Schienengüterverkehr. Der Schienenpersonenverkehr verursachte 6000, der Busverkehr 5000 Tonnen CO₂-Äquivalente. Mit Bussen und Bahnen fahren im Landkreis werktags 30.000 Fahrgäste. 

Mit diesen Erkenntnissen soll nun weitergearbeitet werden.  B.A.U.M.-Mitarbeiter Dietz stellte ein mögliches Ziel vor: Den Personenverkehr so umzuverteilen, dass bis ins Jahr 2045 aus 61 Prozent von Personen, die selbst als Fahrer für motorisierten Individualverkehr sorgen, nur noch 34 Prozent werden.

Dann soll es mehr Mitfahrer, mehr Radfahrer und Fußgänger, mehr Passagiere in Bus und Bahn geben. Dabei soll vor allem die Nutzung des ÖPNV deutlich zulegen und zugleich der Endenergieverbrauch ebenso drastisch sinken wie die Treibhausgasemissionen. Dietz fasst dazu zusammen: „Wir wollen die Mobilität im Landkreis erhalten. Dafür brauchen wir eine maximale Reduzierung der Emissionen und dafür wiederum eine maximale Elektrifizierung der Mobilität.“

„Wir fangen beim Klimaschutz nicht bei null an, wir haben im Landkreis beispielsweise bereits ein großes ÖPNV-Angebot, über das nicht alle Regionen in Rheinland-Pfalz verfügen“, betonte Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld.

Dennoch gebe es Handlungsbedarf: „Beispielsweise sind wir im Alltagsradverkehr noch längst nicht da angekommen, wo wir gerne wären. Aber wir arbeiten zusammen mit den Kommunen im Kreis an den entsprechenden Radwegekonzepten. Es sind weiter Anstrengungen notwendig, um den motorisierten Individualverkehr zu minimieren oder klimafreundlich zu machen.  Bei all dem spielt aber auch das Geld eine entscheidende Rolle. Wir müssen und wollen mehr tun, aber wir müssen es auch bezahlen können“, so Ihlenfeld. 

Nach dem einleitenden Vortrag ging es für die Teilnehmer an vier moderierten Stationen zu den Themen „motorisierter Individualverkehr“, „Fuß- und Radwege“, „Öffentlicher Verkehr“ und „Mobilitätsmanagement“ in die Diskussion. Da gab es Gedanken zu fehlender Ladeinfrastruktur für Elektro-Autos, Car-Sharing für Wohnprojekte, Möglichkeiten zur Radmitnahme im ÖPNV für Pendler, Stadtradeln und vieles mehr. Nach der Arbeitsphase wurden erste Ergebnisse präsentiert, ehe die Veranstaltung offiziell endete und ein informeller Ausklang folgte.

Mitmachstation mit Gabi Schott, beim Kreis für den ÖPNV zuständig.
Foto über KV DÜW

Bereits vor der Präsentation des Beratungsbüros hatten die Besucher die Möglichkeit, sich bei der Mini-Mobilitätsmesse im Foyer der Kreisverwaltung umzuschauen. Präsentiert haben sich dort der Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN), der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC), die Deidesheimer Fahrradvermietung „Palatinamobil“ und das Car-Sharing-Unternehmen Stadtmobil. Außerdem informierte die Kreisverwaltung an einem eigenen Stand über das bald fertiggestellte barrierefreie Radwegenetz.

Auf die Auftaktveranstaltung folgen noch drei Online-Termine zur Bürgerbeteiligung. Sie sind jeweils dienstags ab 18 Uhr für 24. April, 9. und 30. Mai geplant. Je einem Termin sind die Themen „Fuß- und Radverkehr“, „Motorisierter Individualverkehr und geteilte Mobilität“ sowie „Öffentlicher Verkehr“ gewidmet. Der Zugang ist möglich via Kurzlink zum Klimaschutzportal  https://t1p.de/rqb63 [1].

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