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Die Rheinland-Pfälzische First Lady gibt sich die Ehre: Ministerpräsidentin Malu Dreyer zu Gast in Hainfeld

Malu Dreyer und Ehemann Klaus Jensen waren in Hainfeld mit Ortsbürgermeister und MdL Wolfgang Schwarz (2.v.r.) , MdB Thomas Hitschler (r.)  und MdL Alexander Schweitzer (l.) unterwegs.
Fotos: privat

Hainfeld. Hohen Besuch gab es am Samstagnachmittag (25. Juli) in Hainfeld. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) war der Einladung ihres Parteikollegen Wolfgang Schwarz gefolgt, der sich, wie sie sagte, gefühlte einhundert Mal gewünscht hatte, dass sie ihn in seiner Zeit als Landtagsabgeordneter doch wenigstens einmal in seinem Heimatort besucht.

Begleitet wurde die als Marie-Luise Anna Dreyer am 6. Februar 1961 in Neustadt an der Weinstraße geborene erste Dame des Landes von ihrem Mann Klaus Jensen. Von 2007 bis 2015 war dieser Oberbürgermeister von Trier, wo das Paar auch heute noch wohnt.

Wolfgang Schwarz hatte zunächst auf dem Platz vor dem Haus der Gemeinde Vertreter der Hainfelder Vereine und Gruppierungen eingeladen. Neben der ersten Beigeordneten Ute Schweig und dem Beigeordneten Werner Engel nahmen auch zahlreiche Gemeinderatsmitglieder an dem Erfahrungsaustausch teil.

Die nicht gerade alltägliche Konstellation, dass die Vorsitzende des CDU-Ortsvereins, Ute Schweig, mit ihrem Pendant auf Seiten der SPD, Manfred Schweig, verheiratet ist, veranlasste Wolfgang Schwarz zu der Feststellung: „Wo anderenorts die Politik mit einem Koalitionsvertrag bestimmt wird, regeln wir das in Hainfeld per Ehevertrag.“

Schwarz bedauerte, dass aufgrund der Corona-Pandemie und den daher notwendigen Hygiene- und Abstandsregeln nicht mehr Bürger an dem Treffen teilnehmen konnten.

Hainfeld als Nabel der Sozialdemokratie

Hainfeld wurde zumindest für ein paar Stunden fast schon zum Nabel pfälzischer Sozialdemokratie, waren doch neben Dreyer und Schwarz noch der SPD-Bundestagsabgeordnete Thomas Hitschler, der ja in Hainfeld wohnt, und der Fraktionsvorsitzende der SPD im Mainzer Landtag, Alexander Schweitzer, mit von der Partie, zu der sich auch noch als Überraschungsgast die ehemalige Landrätin Theresia Riedmaier gesellte.

Der Ortsbürgermeister stellte zunächst in ein paar wenigen Sätzen „sein“ Dorf und dessen lange Geschichte vor. Hainfeld ist eine prosperierende Gemeinde mit 890 Einwohnern, die gerade auch für junge Familien interessant ist, was man auch daran sieht, dass innerhalb von fünf Jahren 50 Kinder eingeschult wurden.

An Wolfgang Schwarz gerichtet sagte Dreyer zu Beginn der Veranstaltung, dass sie es sehr gut finde, dass Landtagsabgeordnete Erfahrungen auch in der Kommune haben. Sie sei froh in Zeiten von Corona endlich wieder Menschen treffen zu können. „Ich freue mich auch dass sich die Menschen entschieden haben Urlaub in Deutschland zu machen, gerade auch hier in der Südpfalz.“

Dass Orte wie Hainfeld einen eigenen Kindergarten haben, finde sie gerade im Hinblick auf die Zukunft von Dörfern sehr positiv. Die Menschen würden sich auch wieder mehr an Landschaft und Natur erfreuen.

Ab 2020 wird Hainfeld wieder Schwerpunktgemeinde sein, diesmal für acht Jahre, nachdem dies ab 1996 schon einmal für fünf Jahre der Fall war. Damals sei beispielsweise das Raiffeisengebäude zum Haus der Gemeinde umgebaut worden. Aktuell läuft schon die Dorfmoderation, wobei Themen wie Nachbarschaftshilfe und die Einrichtung eines Dorfladens auf der Agenda stehen. Pfarrhaus und Pfarrheim sollen saniert und der gesamte Dorfplatz neu gestaltet werden.

Dreyer stellte fest, dass es auf den Dächern „wenig Solar“ gibt, obwohl doch hier sehr viel die Sonne scheint. Es sei langfristig sinnvoll, dies auszubauen und als Chance für die Zukunft in ökologischer Hinsicht zu sehen.

Interesse für Belange von Vereinen und Gruppierungen

Maria Przybilla überraschte den Gast mit einem in Pfälzer Mundart vorgetragenen Gedicht, dass Malu Dreyer mit viel Beifall bedachte.

Im März hatten Heike Rheinwalt und Gerlinde Kugler ein gemeinsames Mittagessen, gerade auch für ältere Mitmenschen, organisiert, wo im Haus der Gemeinde 60 Personen bewirtet wurden. Die geplante Wiederholung viel dann leider der Corona-Pandemie zum Opfer. Allerdings hofft man auf Grund der nun gelockerten Regeln, das Essen bald wieder anbieten zu können.

Dreyer lobte das Engagement, für die Dorfgemeinschaft etwas zu tun und die Menschen untereinander näher zubringen. Im Dorf besteht ein großer Wunsch nach einem Dorfladen. Eine Gruppe von 12 bis 15 Personen unter Führung von Birgit Taglieber und Iris Zerger engagiert sich trotz der aktuell etwas schwierigen Rahmenbedingungen dafür, diesen Wunsch umzusetzen. Die Einrichtung eines wirtschaftlichen Vereins ist schon für den kommenden Monat geplant. Hier hat Alexander Platz viel Vorarbeit geleistet.

Peter Mohr, der sich als „Ältester Kerwebu“ vorstellte, und auch als Gästeführer in der Region tätig ist, hofft dass die Kultur bald wieder ein echte Chance bekommt. Dazu meinte Malu Dreyer, dass sie sich freue, dass schon recht oft Ersatzveranstaltungen für die großen Feste wie Kerwe oder Weinfest angeboten werden, gerade auch Konzerte. „Künstler brauchen Auftrittsmöglichkeiten!“ betonte die Ministerpräsidentin.

Werner Engel sprach von den Problemen die Vereine, wie der VfL Hainfeld haben, wenn ihnen wegen des Saisonabbruchs und den abgesagten Festen die notwendigen Einnahmen fehlen. Immerhin konnte am Tag des Besuchs von Dreyer erstmals wieder ein Freundschaftsspiel auf dem Hainfelder Sportlatz ausgetragen werden.

„Die Vereine haben die Möglichkeit, Unterstützungen vom Land zu beantragen. Dies gilt aber nicht nur für den Sport, sondern auch für alle anderen Vereine“. Sie lobte den VfL, dem es gelungen sei, trotz Corona-Hindernissen wieder ein Spiel zu organisieren.

Alois Neises, ein gebürtiger Trierer der in Hainfeld heimisch wurde, berichtete von den vielfältigen Tätigkeiten einer Gruppe von Menschen im Ort, die sich um ein positives Erscheinungsbild von Plätzen, Straßen, Denkmälern und sonstigem im Dorf kümmert.

Offenes Ohr für die Probleme der Gastronomie

Dann führte der Weg in die Gaststätte „Am Dorfbrunnen“, wo Dreyer ein „kleines Bad in der Menge nahm“ und sich ganz locker mit den Gästen unterhielt. Ralf Bamesberger schilderte die Probleme für die Gastronomie in Coronazeiten, gerade auch in seinem Betrieb. „Es ist schon schlimm, wenn man Angst haben muss, eventuell Mitarbeitern kündigen zu müssen, die teilweise seit Jahrzehnten im Betrieb arbeiten und schon praktisch zur Familie gehören.“

Kein Verständnis hat er für Gäste, die sich nicht mal an die einfachsten Regeln wie das Aufsetzen des Mund-Naseschutzes, die Händedesinfektion oder auch das Ausfüllen des Adressblatts halten. Seine Erfahrungen gerade in dieser Richtung nahm Malu Dreyer sehr interessiert zur Kenntnis.

Gerade als man sich schon zur nächsten Station begab, kamen verlockende Häppchen aus der Küche, mit denen niemand gerechnet hatte. Zwei männliche „fliegende Bedienungen“ nahmen sich der beiden großen Tabletts an und trugen diese dem kleinen Tross hinterher. Gerade Malu Dreyer wusste das Engagement zu schätzen und gönnte sich die gereichten Köstlichkeiten.

Winzer erfreut mit gutem Wein und schönem Ambiente

Von Andreas Scherr ließ sich die Ministerpräsidentin die sehr geschmackvoll eingerichtete Vinothek seines Weinguts zeigen. Einen der stilvollen Lederstühle hätte sie zu gerne gleich mitgenommen. Beeindruckt zeigte sich Klaus Jensen, dem besonders die überdimensional langen rustikalen Holztische gefielen. Interessiert lauschte Dreyer den Ausführungen von Andreas Scherr.

„Wir wollen gerade in Corona-Zeiten unseren Kunden nah sein. Corona hat uns gezeigt, dass man nicht immer auf das schnellste Pferd setzen muss“, stellte Scherr fest. Winzer, die mehr oder weniger völlig von der Gastronomie abhängig sind, haben wegen Corona ein großes Problem, deshalb sind für ihn Privatkunden ideal. Gerade während Corona konnte er online viele Neukunden hinzugewinnen. „Auch Online-Weinproben funktionieren prima, eine Vorort-Weinprobe können sie aber nicht ersetzen“ erklärte Scherr.

Er sprach die Fachausbildung der Winzer an. Referendare müssten in den Bildungseinrichtungen gehalten werden, um für die Zukunft gewappnet zu sein. „Der Kompetenzstandort Neustadt darf nicht ausbluten. Dort wurde die Basis für die heute sehr erfolgreichen jungen Winzer gelegt“ betonte Scherr.
„Winzer sind in der Gesellschaft hoch anerkannt und ihre Arbeit wird sehr wertgeschätzt. Es ist gut, dass junge Leute wieder vermehrt die elterlichen Betriebe übernehmen“ sagte Malu Dreyer.

Da die Scherrs drei Kinder haben, kam auch das Thema „Home-Schooling“ zur Sprache. Corona habe aufgezeigt, dass es hier viele Ansatzpunkte gibt, auf die künftig bereits in der Lehrerausbildung eingegangen werden muss, meine Alexander Platz, der selbst als Pädagoge tätig ist.

Zusammenfassend zu allen Themen und Problemen stellte Malu Dreyer fest: „Wenn man rechtzeitig die Weichen stellt, können wir auch etwas erreichen.“

Selbst gerne im Wingert

Dann schweifte ihr Blick zurück in die Jugend. „Ich war als junge Frau selbst gerne im Wingert in Lachen-Speyerdorf, wo ich groß geworden bin. Ich erinnere mich aber auch an Tage, wo einem der klebrige Saft in die Ärmel lief oder wenn es regnete und man tief im Matsch stand. Dann war das alles plötzlich nicht mehr so toll. Aber wie bei fast allen Dingen des Lebens überwiegt dann doch die positive Erinnerung.“

Freundlich winkend verabschiedete sich die 59-jährige aus Hainfeld, das sie nach diesem Tag sicher in schöner Erinnerung behalten wird.

Von Heinz Lambert, Burrweiler

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