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Die rechtliche Situation von Sportwetten in Deutschland

Sportwetten werden auch gerne übers Internet abgegeben. Doch da gibt es Grauzonen.
Foto: dts Nachrichtenagentur

Seit vielen Jahren steigt der Umsatz, den Buchmacher in Deutschland mit Sportwetten erzielen. Das liegt vor allem daran, dass immer mehr junge Menschen diese für sich entdecken und die Wettanbieter schon lange das Image des verruchten Hinterzimmers abgelegt haben.

Denn wer in den letzten Jahren ein Wettbüro in einer deutschen Innenstadt besucht hat wird feststellen, dass diese in der Regel sehr modern eingerichtet sind und eine wirklich angenehme Atmosphäre bieten. Trotzdem wetten viele Menschen lieber bequem über das Internet, anstatt sich eine Kundenkarte in einem Wettbüro zuzulegen und ihre Einsätze vor Ort zu platzieren.

Allerdings ist dies gar nicht so einfach, denn Sportwetten im Internet sind nur geduldet, aber keinesfalls legalisiert. Wer also bei einem Wettanbieter über das Internet wettet, der begibt sich damit selbst in eine rechtliche Grauzone. Es ist zwar davon auszugehen, dass die Kunden der Wettanbieter auch im Fall der Fälle nichts zu befürchten haben. Doch zumindest theoretisch wäre es wohl möglich, dass der Staat zumindest die Gewinne aus den Sportwetten einzieht.

Die Voraussetzung dafür wäre aber, dass jetzt noch von einer Politik der Toleranz zu einem gnadenlosen Durchgreifen umgeschwenkt wird. Davon ist derzeit nicht auszugehen, denn bereits im kommenden Jahr sollen die Anbieter durch den Glücksspieländerungsstaatsvertrag aus dieser Grauzone heraus geholt werden. So können die Buchmacher und die Spieler gleichermaßen Rechtssicherheit erhalten.

Die aktuelle Lage in Deutschland

Aktuell muss man in Deutschland zwischen den Wettanbietern unterscheiden, die tatsächlich legal arbeiten und denen, die wegen des übergeordneten EU-Rechts zumindest temporär nicht illegal agieren und sich somit in einer Grauzone befinden. Denn wie der Spiegel berichtet [1], gibt es derzeit eigentlich nur neun legale Anbieter. Einer von ihnen ist der staatliche Anbieter Oddset. Hierbei handelt es sich um den Wettanbieter von Lotto.

Er ist der einzige Buchmacher, der in allen 16 Bundesländern gleichermaßen legal agieren kann. Der Fokus von Oddset liegt wie bei vielen anderen Anbietern vor allem auf Fußballwetten, denn die beliebteste Sportart Deutschlands lockt natürlich die meisten Kunden an.

Denn die anderen acht privaten Anbieter, haben ihre Lizenzen nur für das Gebiet von Schleswig-Holstein erhalten. Das liegt daran, dass das Land Schleswig-Holstein bereits in der Vergangenheit einige Lizenzen vergeben hat, bevor der Beitritt zum Glücksspielstaatsvertrag erfolgte. Allerdings sind auch diese Lizenzen zeitlich beschränkt, sodass eine Neufassung des Glücksspielstaatsvertrags hier zu einer drastischen Änderung der Lizenznehmer führen könnte.

Die praktischen Auswirkungen für die Kunden der Wettanbieter

Viele Spieler hören in den Nachrichten, von Freunden oder auf den einschlägigen Portalen von den anstehenden Gesetzesänderungen und fragen sich, welche Auswirkungen dies in Zukunft auf ihr Hobby haben wird.

Vermutlich werden die Kunden dies in der Praxis aber gar nicht so sehr bemerken, denn sie können voraussichtlich auch in Zukunft weiterhin bei ihren derzeit schon genutzten Buchmachern wetten. Möglicherweise werden einige Anbieter, beispielsweise Sportwettenanbieter mit einem auf Kryptowährungen basierenden System, den Zugang zum deutschen Markt verlieren.

Kunden von renommierten Anbietern müssen sich aber glücklicherweise auch in Zukunft keine Gedanken machen. So können sie auch in den nächsten Monaten weiterhin Sportwetten bei William Hill [2] und anderen Wettanbietern platzieren.

Dies könnte vor allem für die anstehenden Partien in der Champions League [3] relevant werden. In Jahren ohne Fußballweltmeisterschaft gibt es kaum ein anderes Sportereignis, welches vergleichbar viele Zuschauer anzieht. Da versteht es sich von selbst, dass auch die Einsätze auf die entsprechenden Fußballspiele deutlich in die Höhe gehen, weil die Fans auf die Partien ihrer Favoriten wetten.

Steht eine erfolgreiche Regulierung des Wettmarktes bevor?

Schon in den vergangenen Jahren wurde immer wieder versucht, eine bundesweit einheitliche Regulierung des Wettmarktes zu erreichen. Das gilt als enorm schwierig, weil die Bundesländer hierfür Einstimmigkeit benötigen. Es muss also auf die Interessen jedes einzelnen Bundeslandes eingegangen werden und jedes einzelne von ihnen muss sich in der endgültigen Fassung des Glücksspieländerungsstaatsvertrags wiederfinden, damit es tatsächlich zu einer Unterzeichnung kommt.

Schon in den vergangenen Jahren war dieser Versuch immer wieder gescheitert, weil die Bundesländer sich nicht auf einen gemeinsamen Standpunkt einigen konnten.
Doch diesmal könnte es anders sein. Die Frankfurter Rundschau hat in diesem Artikel [4] darüber berichtet, dass die Länder in diesem Anlauf auf einem sehr guten Weg sind.
Anders als noch im Jahr 2014, soll es nun keine mengenmäßige Begrenzung der Lizenzen mehr geben. Denn im Anlauf vor rund fünf Jahren hatte man versucht, eine Beschränkung auf nur 20 Lizenzen bundesweit durchzusetzen.

Die Anzahl der Bewerber war allerdings doppelt so hoch, sodass zahlreiche Wettanbieter leer ausgingen. All diese gingen erwartungsgemäß vor Gericht und setzen durch, dass das Vergabeverfahren und die damit einhergehende Regulierung nicht fortgesetzt werden darf. Die Bundesländer mussten sich also erneut an einen Tisch setzen, um eine neue Lösung zu finden. Dies haben sie nun getan, sodass eine Regulierung des Wettmarktes wieder in greifbarer Nähe scheint.

Welche Anbieter können eine Lizenz erhalten?

Grundsätzlich können sich alle Anbieter um eine Lizenz bewerben und zumindest theoretisch könnten alle von ihnen eine bekommen. Das liegt daran, dass die Zahl der Lizenzen in diesem Anlauf nicht mehr begrenzt ist und die Erteilung damit nur noch von der Erfüllung von objektiven Kriterien abhängt. Dabei geht es in erster Linie um den Spielerschutz. Die Anbieter müssen also über Prozesse verfügen, die verhaltensauffällige Spieler erkennen und schützen. Darüber hinaus muss der Spieler selbst die Möglichkeit haben, sich temporär oder dauerhaft vom Spiel auszuschließen. Dies ist allerdings schon jetzt bei allen am Markt vertretenen Anbietern möglich, weil dies auch in anderen Ländern Voraussetzung für die Lizenzvergabe ist.

Außerdem der Jugendschutz eine enorm wichtige Rolle. Selbstverständlich müssen die Anbieter gewährleisten können, dass keine Minderjährigen ihr Spielangebot in Anspruch nehmen.
Einen weiteren wichtigen Punkt macht der Datenschutz. Denn damit die Anbieter eine Lizenz in Deutschland erhalten können, müssen sie über moderne Prozesse beim Datenschutz verfügen, um die Sicherheit von sensiblen Daten zu gewährleisten. Nicht jeder Spieler möchte zwingend mit dem Thema Glücksspiel in Verbindung gebracht werden, wodurch sich die Kommunikation per Brief ohne explizite Einwilligung natürlich verbietet.

Zusätzlich möchte man mit der Regulierung die Geldwäsche weiter eindämmen. Dies haben die Anbieter in der Vergangenheit häufig schon aus Eigeninteresse getan. Trotzdem hat der Staat als Lizenzgeber ein großes Interesse daran, die Regeln zur Bekämpfung von Geldwäsche im Zusammenhang mit Glücksspiel selbst festzulegen, um eine größtmögliche Verbindlichkeit und Effizienz sicherzustellen, anstatt die Ausgestaltung weitestgehend den Anbietern zu überlassen.

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