- Pfalz-Express - https://www.pfalz-express.de -

Die Diskussion um Lootboxen in Deutschland

Die Videospielbranche befindet sich mal wieder im Zentrum einer Kontroverse. Aber dieses Mal geht es nicht um Gewalt, sexuelle Inhalte, die Darstellung von Frauen oder andere nicht jugendfreie Themen.

Diesmal dreht sich die Diskussion, die von Spielern gestartet und von Gesetzgebern, Branchenbeteiligten und Anderen weltweit weitergeführt wurde, ganz um Lootboxen [3].

Bei der gegenwärtigen Tendenz einer Verschärfung der Glücksspielgesetze in Deutschland ist es sehr unwahrscheinlich, dass deutsche Gesetzgeber die Lootboxen unangetastet lassen werden.

Lootboxen: Inhalt unbekannt

In-Game-Käufe mit echtem Geld gibt es in Videospielen, Onlinespielen und sogar traditionellen Rollenspielen bereits seit Jahrzehnten. 2018 zählen zu den Dingen, die in kostenlos herunterladbaren Handyspielen zum Kauf angeboten werden, häufig auch Lootboxen.

Dem Spieler wird nicht gesagt, was sich in den Lootboxen befindet. Es könnte sich um einen Zuwachs in der Stärke einer Figur oder andere Vorteile, eine Veränderung im Aussehen der Figur oder hin und wieder um seltene Gegenstände handeln.

Sind Lootboxen Glücksspiel?

Dass man die Inhalte einer Lootbox beim Kauf nicht kennt, ist genau das, was sie für viele Spieler in Deutschland und anderen Ländern so aufregend macht. Manche Kritiker von Lootboxen haben die Spannung, die Spieler verspüren, mit der verglichen, die Spieler in Onlinecasinos empfinden.

Der große Unterschied zwischen Lootboxen und Casinospielen, zumindest aus Sicht ihrer Verteidiger, ist, dass Lootboxen keine Geldgewinne beinhalten. Darum kann es sich nicht um Glücksspiel handeln.

Bis ins Jahr 2017 war das die Position, die viele Richter, Parlamentarier und Glücksspielregulierungsbehörden weltweit eingenommen haben. Ihnen zufolge waren In-Game-Käufe letztendlich wertlos.

Lootboxen: Geld drin?

Passionierte deutsche Spieler sind gern bereit, Geld online für Käufe in Spielen auszugeben. Ein zusätzlicher Anreiz ist, dass die Spieler die gekauften Artikel oft untereinander handeln können. In manchen Fällen wird dabei mit echtem Geld gezahlt.

Anfang diesen Jahres berichete der Spielesoftware-Entwickler Ubisoft, dass die Gewinne aus In-Game-Käufen inzwischen höher sind als die Einnahmen aus den Spieleverkäufen selbst. Angesichts einiger der größeren dokumentierten Mikrotransaktionen sind die Zahlen gigantisch:

  • Die digitale Version Amsterdams im Spiel Second Life wurde für 50 000 $ versteigert
  • Club Neverdie in Entropia Universe wurde für 635 000 $ verkauft
  • Entropia Universes Planet Calypso wurde für 6 Millionen $ von einer Firma gekauft

Lootboxen: Reaktionen weltweit

Bisher ist Belgien, wo Lootboxen jetzt als Form des Glücksspiels gelten, das einzige europäische Land mit einer ausgesprochen strengen Haltung gegenüber Lootboxen in Videospielen. Andere Länder der EU und weitere Länder setzen sich noch immer mit der Frage auseinander. Gleichzeitig hat es den Anschein, als seien sie sich einig, dass der Kauf von Lootboxen kein Glücksspiel ist.

Die australischen Bundesstaaten Queensland und Victoria sehen das anders. Das neuseeländische Innenministerium dagegen hält Lootboxen nicht für Glücksspiel. Der Direktor der britischen Glücksspielkommission Tim Miller äußerte, er glaube nicht, dass Lootboxen Wert hätten.

Der hawaiianische Landesbeauftrage Chris Lee drängte darauf, dass Videospiele, die die Möglichkeit von In-Game-Käufen beinhalteten, nur an Spieler über 21 verkauft werden sollten.

Lootboxen: die Lage in Deutschland

Das Glücksspiel in Deutschland wird prinzipiell durch den Glücksspielstaatsvertrag von 2012 geregelt, nach dem jeder Bundesstaat seine Glücksspielgesetze selbst festlegt. Zur Zeit ist dieser Vertrag von Vorteil für die Spieler.

Traditionelle Casinos und Wettanbieter dürfen ihre Geschäfte betreiben, werden aber hoch besteuert. Onlinecasinos und mobile Casinos sind in Deutschland nicht erlaubt, aber eine kleine Anzahl von Online-Wettanbietern ist dennoch zugelassen. Das Gesetz verbietet Spielern nicht, Onlinecasinos im Ausland zu besuchen.

In diesem Jahr könnte ein neuer Glücksspielstaatsvertrag unterzeichnet werden und dieser könnte das Ende der Lootboxen [4] einläuten. Der neue Vertrag enthält viel stärkere Einschränkungen als der aktuelle und hat ganz klar zum Ziel, Anreize zum Glücksspiel abzuschaffen. Das Hauptaugenmerk wird auf den Schutz der Spieler gelegt, besonders der minderjährigen, von denen viele Handyspiele spielen, die In-Game-Käufe anbieten.

Laut dem aktuellen Vertrag gilt jedes Spiel, das drei wesentliche Kriterien erfüllt, als Glücksspiel. Diese Kriterien sind, dass die Gewinne ganz oder teilweise zufallsbedingt sind, die Gegenleistung von Wert ist und das Entgelt im Austausch für eine Gewinnmöglichkeit gegeben wird.

Es ist unwahrscheinlich, dass Deutschlands Definition von Glücksspiel in absehbarer Zeit gelockert werden wird. Vielmehr werden Lootboxen auf jeden Fall verschwinden, wenn der Gesetzgeber die In-Game-Käufe als von Wert einstuft.

Print Friendly, PDF & Email [5]