- Pfalz-Express - https://www.pfalz-express.de -

Die Südpfalz hat gewählt: Trauer bei den Einen – große Glücksgefühle bei den Anderen

[1]

Dr. Thomas Gebhart ist der direkt gewählte Vertreter der Südpfalz in Berlin.

Südpfalz. Deutschland hat  gewählt. Die CDU erreicht ihr bestes Ergebnis seit 20 Jahren und verpasst die absolute Mehrheit nur um fünf Sitze. Und die Wähler haben für eine große Überraschung gesorgt: Zum ersten Mal seit 1949 ist die FDP nicht mehr im Bundestag vertreten.

In der Südpfalz heißt der strahlende Sieger des Abends  Thomas Gebhart. Im Bürgerhaus in Hayna, wo sich die südpfälzer CDU am Wahlabend versammelt hatte, herrschte euphorische Stimmung.

„Ein sehr gutes Ergebnis“ für die Union sei das, sagte ein gelöster und bestgelaunter Bundestagsabgeordneter und Spitzenkandidat Dr. Thomas Gebhart, der wohl auch von der außerordentlich hohen Stimmenzahl für die Union überrascht war. Gebhart selbst erzielte ein phänomenales Erststimmen-Ergebnis  von 48,8 Prozent. „Darüber bin ich sehr glücklich und dankbar. Herzlichen Dank an alle, die uns unterstützt haben.“

Die Schar der Gratulanten wollte kein Ende nehmen: So kamen unter anderem Landrat Dr. Fritz Brechtel, Landtagsabgeordneter Martin Brandl, Germersheims Bürgermeister Marcus Schaile, Bellheims Bürgermeister Tobias Baumgärtner, Verwandte, Freunde und viele Weggefährten.

Für Thomas Gebhart sei das Ergebnis eine große Anerkennung seiner Arbeit, sagte Martin Brandl. „Seit vier Jahren ist er in der Südpfalz unterwegs, spricht mit den Menschen, hört sich die Sorgen und Nöte an und versucht Abhilfe zu schaffen. Wenn es einer verdient hat, dann er.“ Auch SÜW-Beigeordneter Nico Schenk sieht das so: „Ein tolles Zeugnis für seine ehrliche und fleißige Arbeit.“

Den Rauswurf der FDP bedauerte Gebhart: „Die FDP hat einige Fehler gemacht. Aber hier im Wahlkreis habe ich mit Volker Wissing hervorragend zusammengearbeitet. Wenn mehr in der FDP so gearbeitet hätten wie Volker Wissing, hätte die FDP ein viel besseres Ergebnis erzielt.“

Freude bei der SPD – Thomas Hitschler hat es geschafft

[3]

Barbara Schleicher-Rothmund, Wolfgang Thiel und Thomas Hitschler freuen sich über das gute Abschneiden in der Südpfalz.

Bei den SPD- Genossen war die Stimmung ebenso gut. Hier wurde im „Haus Südstern“ ordentlich der Erfolg des SPD-Bundestagskandidaten Thomas Hitschler gefeiert. Zwar hat das Direktmandat  CDU-Kandidat Gebhart einfahren können, trotzdem wird Hitschler über die Landesliste  in den Bundestag einziehen können. Bei den Erststimmen erreichte er 28 Prozent.

„Unser Ziel war es, einen Südpfälzer Sozialdemokraten in den Bundestag zu bringen, das haben wir geschafft, außerdem wird es die Farbe „gelb“ nicht mehr im Bundestag geben“, freut sich der Landtagsabgeordnete Schwarz. „Wir stehen in der Südpfalz gut da“, betont auch Alexander Schweitzer, der die Glückwünsche des Kreisverbands überbrachte. „So wie Thomas gekämpft hat, hätten wir eigentlich die absolute Mehrheit verdient“, sagt Schweitzer.

„Wir haben hart gemeinsam gekämpft. Es hat Spaß gemacht, alles zu geben“, so Hitschler, der sich bei seinem Wahlkampf-Team und hier vor allem bei Wolfgang Thiel herzlich bedankte.

Schock bei der FDP

[4]

Betretene Gesichter bei der FDP: Die Liberalen sind nicht mehr im Bundestag vertreten.

Hingegen war die Stimmung im Landauer FDP-Büro auf dem Tiefpunkt. Fassungslosigkeit unter den FDP-Mitgliedern: „Ich bin schockiert“, „ich empfinde eine große Traurigkeit“, waren einige der Statements. Die AfD, die mit 4,9 Prozent fast in den Bundestag gekommen wäre, habe die FDP viele Stimmen gekostet. Die CDU habe die FDP nicht genug unterstützt, wurde gemutmaßt, auch die Medien kamen bei Einigen nicht sehr gut weg.. Sicherlich wird man in der nächsten Zeit Brainstorming betreiben müssen um den Gründen auf die Spur zu kommen. Dass es schwer werden würde, war klar, dass die Partei aber so viele Stimmen verlieren würde, habe man nicht gedacht, sagt auch der Landauer Fraktionschef Jochen Silbernagel.

Dr. Volker Wissing, der als Landesvorsitzender der Partei nicht in Landau weilen konnte, sondern in Mainz unabkömmlich war, sprach im Telefoninterview mit dem Pfalz-Express von einer schweren Niederlage, die die FDP ins Mark getroffen habe. Nachdem die Umfragen so unklar waren, habe man mit allem rechnen müssen. „Wir haben natürlich gehofft, dass wir drüber liegen, was wir ja auch in Rheinland-Pfalz mit 5,5 Prozent geschafft haben. Da liegen wir sogar über dem Bundesdurchschnitt.“ Wissing bedankte sich bei seinen Mitstreitern: „Herzlichen Dank fürs Kämpfen. Ihr habt in einem tollen Wahlkampf alles gegeben. Dieser Wahlkampf war von Freundschaft und Leidenschaft geprägt. Besser wie wir es gemacht haben, kann man es nicht machen.“

Die Grünen: Auf Bundesebene schwächer, im Wahlkreis erfolgreich

[5]

Trotz Verlusten: Die Grünen entspannen sich nach einem harten Wahlkampf.

Die Südpfalz wird auch weiterhin einen grünen Bundestagsabgeordneten haben, trotz des enttäuschenden Ergebnisses auf Bundesebene für Bündnis90/Die Grünen, die sich eine zweistellige Zahl erhofft hatten.

Eine Zäsur der bundesdeutschen Parteienlandschaft bedeute diese Wahl, sagte Bundestagsabgeordneter Dr. Tobias Lindner, der sich nach einem langen Tag in Mainz mit seinen Parteifreunden in Landau traf.: „Ein herber Rückschlag für die Partei.“ Im Landesverband habe man entschlossen und ohne große Fehler gekämpft, so Lindner. Man hätte natürlich lieber 15 Prozent und fünf Abgeordnete aus Rheinland-Pfalz gefeiert..

Im Wahlkreis erreichten die Grünen 8,5 Prozent Zweitstimmen und liegen somit sogar über dem Bundesdurchschnitt. In Landau gar schaffte es die Partei, zweistellig abzuschneiden: 13,4 % erreichten die Grünen dort – fünf Prozent über dem Bundesdurchschnitt und das zweitbeste ihrer Geschichte.

Ein Wort des Dankes richtete Lindner an seine Wahlhelfer, besonders an Lukas Hartmann, der bis an seine Leistungsgrenze gegangen sei und an alle Helfer an den Ständen.

Man müsse das Ergebnis gründlich analysieren und Schlussfolgerungen daraus ziehen, so Lindner. „Mit der Veggie-Day- und Pädophilie-Debatte hatten wir natürlich in den letzten Tagen harten Gegenwind. Aber das letzte, was man tun sollte, ist, sich bei schlechten Umfragewerten zu verstecken.“

Nach der Wahl ist vor der Wahl, ist nun die Devise: „Wir haben im Mai eine Kommunalwahl vor uns. Der Zuspruch, den wir hier vor Ort erfahren haben, zeigt, dass wir hier mehr richtig als falsch gemacht haben“, betont Lindner. (Text und Fotos: Licht/Ahme)

 

 

 

Print Friendly, PDF & Email [6]