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Deutsche Top-Manager kritisieren Umgang mit Russland

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Russlands Präsident Wladimir Putin sprach in den letzten Tagen mit mehreren deutschen Wirtschaftsvertretern.
Foto: dts Nachrichtenagentur

Berlin – Die Kritik aus der deutschen Wirtschaft am Vorgehen des Westens gegenüber Russland im Konflikt um die Ukraine reißt nicht ab: In einem Gespräch mit der „Welt“ kritisierten gleich drei Vorstandschefs von DAX-Konzernen die Politik.

Die Eskalation an sich sei nicht überraschend, wenn man sich die vergangenen zwei Jahre ansehe, sagte Post-Chef Frank Appel. „Man sollte vielleicht früher bedenken, was das Ergebnis ist, wenn man im Vorhof einer anderen Großmacht von außen für politische Veränderungen sorgt.“

Auf die Fragen, ob man Präsident Wladimir Putin nicht besser jetzt Einhalt gebieten solle, bevor er Russland noch andere Gebiete einverleibe, sagte Adidas-Chef Herbert Hainer: „Ich würde es umdrehen: Man muss sich fragen, ob man jemanden wie Putin nicht wesentlich früher hätte in den Prozess einbinden sollen – statt die Gespräche erst dann zu beginnen, wenn es zu spät ist.“

Es sei abzusehen gewesen, dass der russische Präsident sich nicht einfach bieten lasse, was in der Ukraine geschehe. „Man hätte früher in Kontakt mit Putin treten sollen, um den Umsturz in der Ukraine gemeinsam zu begleiten.“ Sanktionen führten immer nur zu Gegensanktionen. Am Ende würden beide Seiten leiden.

ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger legte im selben Interview nach: „Wir haben in der Vergangenheit gesehen, dass gewaltige Veränderungen möglich sind, wenn man sie gemeinsam mit Russland angeht.“ Viele Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte seien extrem positiv zu sehen, etwa die deutsche Einheit. In diesem Modus der Verständigung hätte man den Prozess gestalten sollen. „Hier ist eine Situation entstanden, in der sich Russland in die Ecke gedrängt fühlte“, so Hiesinger. Nun werde man versuchen müssen, auf diplomatische Weise einen Ausweg zu finden.

Selbst die viel diskutierte Frage der europäischen Abhängigkeit von russischer Energie beantworten die Spitzenmanager anders als die Bundesregierung, die unabhängiger von Moskau werden will. „Da wir in Europa nun einmal über keine großen Rohstoffquell! en verfügen, werden wir immer von anderen abhängig sein“, sagte Post-Chef Appel. „Ob eine Abhängigkeit vom Nahen Osten oder Venezuela besser ist als die von Russland, erscheint mir zumindest fraglich.“

Generell sei eine enge Verzahnung der Länder positiv. Früher seien aus wirtschaftlichen Interessen Kriege geführt worden, heute werde aus wirtschaftlichem Interesse Frieden gemacht und gewahrt. Adidas-Chef Hainer forderte: „Wir müssen miteinander reden, um den anderen zu verstehen und zu politischen Lösungen zu kommen.“ (dts Nachrichtenagentur)

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