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Demo „Kandel ist überall“ stößt auf Gegenwind von Germersheimer Bürgern

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Kundgebung auf dem Luitpoldplatz. Links einige Gegendemonstranten.
Fotos: Pfalz-Express

Germersheim  – Auf unerwarteten Gegenwind stießen das Bündnis „Kandel ist überall“ und der Verein „Bürgerwille“ (Speyer) bei ihrer gemeinsamen Kundgebung am Sonntagnachmittag.

Das Interesse war eher mäßig, laut Polizeiangaben waren etwa 200 Personen auf den Luitpoldplatz vor der Kreisverwaltung gekommen. Viele Teilnehmer waren am Tag zuvor schon in Kandel bei der dortigen Demonstration [2].

Drei Redner, unter anderem Christiane Christen und Karl-Heinz Schurder, prangerten wie gewohnt die Asylpolitik an, kritisierten mutmaßliches Behörden- und Polizeiversagen beispielsweise im Fall der getöteten Mia V. aus Kandel [3]und forderten den Rücktritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD).

70 Prozent der Bürger Deutschlands seien gegen die Migrationspolitik der Regierung, sagte der Redner. Wie dem Pfalz-Express im Nachhinein von Lesern mitgeteilt wurde, ist ein Bürgerbegehren für mehr Sicherheit in Vorbereitung. Dazu sollen im Kreis Germersheim 5.000 Unterschriften gesammelt werden.

Eine Gegenkundgebung war zwar im Vorfeld nicht angemeldet, aber im Lauf der Veranstaltung kamen immer mehr Germersheimer aller Altersgruppen zusammen, um lautstark gegen die migrationskritische Versammlung zu protestieren.

„Wir wollen euch hier nicht“

Immer wieder lieferten sich „Kandel ist überall“-Anhänger und die Germersheimer Bürger teils heftige Wortgefechte. „So schürt man Hass“, riefen die Gegendemonstranten, „Ihr seid keine Alternative“, „eins zu eins NPD“, „raus aus unserer Stadt“ oder „Nazis“.

Ein Bürger rief wiederholt, dass die AfD mitnichten Interesse an Rentnern, Geringverdienern oder sozial Schwachen habe: „Ihr habt überhaupt kein Sozialprogramm.“ Man wolle in der Stadt keine Rechtspopulisten, sagte ein anderer.

Von der „Kandel ist überall“-Bühne schallten währenddessen Rufe wie „Schreihälse“, „Ignoranten“ oder „Taugenichtse“ zurück.

Gegen Ende diskutierten dennoch einige Kundgebungsteilnehmer mit Leuten aus der Gruppe der Germersheimer. Einen Konsens fanden sie dabei nicht, zu groß waren die unterschiedlichen Ansichten.

Zwei junge Germersheimer mit türkischen Wurzeln, die in der Festungsstadt geboren sind, betrachteten das Geschehen auf dem Luitpoldplatz mit Besorgnis. Es habe niemals Probleme gegeben in ihrer Heimatstadt, sie selbst hätten deutsche und türkische Freunde: „Aber das hier fühlt sich gar nicht gut an“, sagten sie dem Pfalz-Express.

Nach etwas über einer Stunde, kurz nach 15 Uhr, leerte sich der Platz wieder, die Veranstaltung war vorbei. Die Polizeibeamten, die stoisch in der prallen Sonne das Geschehen im Blick behielten, blieben vor Ort, bis sich die verschiedenen Parteien zerstreut hatten. (cli)

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