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Daldrup verkauft Geothermiekraftwerk in Landau: Stellungnahmen von Kritikern

Josef Daldrup (Mitte), links daneben OB Hirsch, bei einer Infoveranstaltung im Mai 2017.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Landau. Noch vor genau einem Jahr gab Daldrup & Söhne AG bekannt, dass der Anteil am Geothermiekraftwerk Landau auf 75 Prozent steige. Daldrup freute sich, über eine “sehr zufriedenstellende Stromproduktion in Landau”: “Das Kraftwerk Landau produziert seit Aufnahme des Betriebs im vierten Quartal 2017 Strom.“

„Planmäßige Revisions- und Instandsetzungsarbeiten“ hätten nach der ersten längeren Produktionsphase im Sommer 2018 zu einer Produktionsunterbrechung geführt. Seit dem vierten Quartal 2018 produziere das Kraftwerk wieder im Rahmen der Erwartungen erfolgreich Strom.

Nun, ein Jahr später, gab Daldrup überraschend bekannt, dass die Geothermiekraftwerke Landau und Taufkirchen verkauft worden seien.

Dazu hier die Stellungnahmen der beiden Hauptkritiker, Bürgerinitiative Geothermie Landau- Südpfalz e.V. und „Pfalz Parterre“

Thomas Hauptmann (l.) (Pfalz Parterre) und Werner Müller (BI Geothermie Landau-Südpfalz) stehen der Tiefen-Geothermie mehr als skeptisch gegenüber. Hier bei der Infoveranstaltung im Mai 2017.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Werner Müller, 1. Vorsitzender Bürgerinitiative Geothermie Landau- Südpfalz e.V.:

„Der selbsternannte Geothermiespezialist Daldrup muss die Geothermiekraftwerke Landau und Taufkirchen abgeben, Selbstüberschätzung.Hohe Verluste. Probleme mit Geschäftspartnern. Fehlgeschlagene Projekte. Irreführende und vollmundige Aussagen. Mangelnde Glaubwürdigkeit. Unübersichtliches Firmengeflecht. Überfordertes Bergamt.

Die aktuelle Entwicklung zeichnete sich schon seit geraumer Zeit ab. In Landau begann Ende 2017 die Wiederinbetriebnahme mit einem sogenannten Probebetrieb. Monatelange Stillstandszeiten mit umfangreichen Reparaturen und tagelangen Betriebsstörungen, verschlangen offensichtlich viel Geld.

In Taufkirchen versucht Daldrup seit 2015 die Stromproduktion zu realisieren. Erst kürzlich meldete Daldrup die Wiederaufnahme der Wärmeproduktion. Wie lange keine Wärme produziert wurde ist unbekannt. Strom wird nach unseren Informationen immer noch nicht produziert.

Mehrere Daldrup-Tiefengeothermie- Projekte scheiterten oder liegen auf Eis. Zwischenzeitlich häuften sich die Verluste in zweistelliger Millionenhöhe. Der Aktienwert verringerte sich dramatisch. Bei boerse.de wird Daldrup sogar als Kapitalvernichter ausgewiesen.

Die rückwirkend zum 31.12.2019 vollzogene Übernahme der Geothermiekraftwerke Landau und Taufkirchen für derzeit rund 6 Millionen Euro durch IKAV Invest S.a.r.l aus Luxemburg, einen in der Geothermiebranche unbekannten Investor, ist bemerkenswert und wirft Fragen auf.

Angeblich will Daldrup ca. 32 Millionen in die Kraftwerke investiert haben und in den kommenden sieben Jahren vom Investor nochmals 18 Millionen bekommen, vorausgesetzt die Kraftwerke laufen.

Warum betreibt Daldrup die Kraftwerke nicht selbst weiter um die Schulden zu tilgen? Hat der Investor IKAV die Kröte „Kraftwerke“ nur geschluckt um an die Claims der Daldrup-Tochter Geysir Europe zu kommen? Nur 6 Millionen Euro für zwei problematische Geothermiekraftwerke? Insgesamt nicht nachvollziehbar.

Zum Betrieb der Geothermiekraftwerke- sie unterliegen der Störfallverordnung- ist offenbar kein Befähigungsnachweis erforderlich. Das überforderte und möglicherweise von der Geothermielobby beeinflusste Bergamt in Mainz unterstützt die Betreiber und mißachtet die Interessen der Bevölkerung in der Region, möglicherweise unter Druck der politisch Verantwortlichen.

In Landau befürchten wir eine ähnliche Situation wie Mitte 2009. Nachdem seinerzeit die neue und geothermieunerfahrene Geschäftsführerin wenige Wochen im Amt war, erfolgte im August 2009 das erste von der Geothermie verursachte Schad- Erdbeben in Deutschland.

Jetzt soll auch wieder die Leistung von jetzt angeblich 69% (von welcher Leistungsbasis ausgehend? ) erhöht werden. Schon der laufende Betrieb birgt Gefahren für unsere Lebensgrundlage Trinkwasser und unsere, Gesundheit, sowie Risiken für die Infrastruktur und unser Eigentum in der Region Landau.

Tiefe Geothermie in Deutschland mit einem Netto-Wirkungsgrad von nur 2-7% ist nicht regenerativ und grundlastfähig, vernichtet bis zu 90% der aus dem Tiefenwasser entzogenen Energie, benötigt 30 bis 50% Eigenstrom- vorzugsweise wird hierfür billiger Atom-und Kohlestrom genutzt- belastet die Umwelt und kann auch in Zukunft keinen Beitrag zur Energiewende leisten.“

Mehr Infos unter geothermie-landau.de [1]

Thomas Hauptmann, „Pfalz Parterre“:

Ab mit Schaden! Daldrup kehrt Landau den Rücken. Die Erwartungen waren auf beiden Seiten hoch gesteckt. Nachdem die Erstbesitzer des nach wie vor umstrittenen Geothermie-Kraftwerks 2014 sich erfolgreich aus der völlig maroden und unwirtschaftlichen Anlage zurückgezogen hatten, galt das westfälische Bohrunternehmen „Daldrup“ als Heilsbringer in Sachen „Tiefe Geothermie“.

Schon damals waren Zweifel mehr als angebracht, denn die kurz nach der Übernahme eskalierenden Bodenhebungen, ließen nicht Gutes ahnen. Hatte „Daldrup“ sich von den Altbetreibern etwa eine Schrottanlage unterjubeln lassen? Die Frage ist nach wie vor berechtigt und wird auch Daldrup in stiller Stunde umtreiben, wenn er seinen damaligen Anspruch und die damit verknüpften Erwartungen auf den Prüfstand stellt.

Schnell musste auch Daldrup klar werden, dass mit dem Kraftwerk kein Pfifferling zu verdienen ist. Die Probleme sind ausreichend kommuniziert und teilweise immer
noch virulent. Systembedingte Macken lassen sich auch durch die beste Sanierung nicht in den Griff bekommen. Nichts desto trotz hat Daldrup viel Geld in die Hand genommen um das Pannenkraftwerk mit moderner Technik auszustatten.

Offenbar hat er bei allem Eifer dabei den Überblick über die immer mehr eskalierenden Kosten verloren. Der Aktienkurs, der zum Zeitpunkt der Übernahme mit ca. 12 Euro notierte,
dümpelt inzwischen um die 3 Euro Marke. Ein Desaster. Aus den oben genannten Gründen ist es nur konsequent, wenn Daldrup jetzt die Notbremse zieht und das Investment versilbert.

Kritische Stimmen, dazu gehören auch wir, die Protagonisten von „Pfalz Parterre“, haben schon vor Jahren die Entwicklung vorausgesagt und sehen sich jetzt bestätigt.
Der Zeitpunkt zu dem sich das Unternehmen von seinem Engagement in Sachen Geothermie trennt, erscheint mit Bedacht gewählt. Die momentane Klimadiskussion weckt auch bei den Befürwortern der Erdwärme „Frühlingsgefühle“, was den Verkauf der restlichen Anteile erheblich erleichtert haben mag.

Über die neuen Eigentümer ist wenig bekannt. Da es sich um einen Finanzdienstleister handelt, der profitorientiert auf dem Sektor „Alternative Energiegewinnung“ unterwegs ist, steht zu befürchten, dass die Begehrlichkeiten nach einer Steigerung des Gewinns mittels „Hochfahren“ der Anlage, für den neuen Eigentümer erste Priorität besitzt.

Aufwendige Sanierungsmaßnahmen stehen diesem Bestreben diametral entgegen. An dieser Stelle bleibt nur zu hoffen, dass die Verantwortlichen beim Bergamt in Mainz aus der Vergangenheit gelernt haben und sich nicht als Lakai zweifelhafter Investoren verstehen, denen Profit über alles geht.

Es bleibt zu hoffen, dass Herr Tzoulakis und seine Mitarbeiter, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten ihr Bestes gegeben haben, um das Kraftwerk sicher und vor allem unauffällig zu betreiben, mindestens solange am Ruder bleiben, bis die Anlage, zusammen mit seinem Insheimer GKW-Pedant, endgültig abgestellt wird und als „Bauchlandung der alternativen Energiegewinnung“ in die Geschichtsbücher eingeht. (red) Infos unter: http://pfalz-parterre.de [2]

 

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