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BUND Südpfalz: Energiewendezahlen – Südpfalz hat Nachholbedarf

Foto: dts nachrichtenagentur [1]

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Südpfalz. „Enttäuschend und besorgniserregend“ nennt Karin Marsiske, südpfälzische BUND-Kreisgruppenvorsitzende, das Ergebnis einer Studie unter dem Titel „5 Jahre Energiewende: Wo steht die Südpfalz?“.

Die materialreiche Studie wurde dem BUND von dem ausgewiesenen und unabhängigen Energieexperten Diplom-Ing. Oliver Decken aus Landau zur Verfügung gestellt. Dieser kommt darin zu dem Ergebnis, dass die Südpfalz bei der Erreichung der von der Pariser Klimakonferenz vorgegebenen Klimazielen hinter der eingetretenen allgemeinen Entwicklung auffällig hinterher hinke. Die Südpfalz müsse nacharbeiten, so sein Fazit.

„Während bundesweit, gemessen am Basisjahr 1990, immerhin noch ziemlich unzulängliche 27 Prozent CO2-Minderung erreicht worden sind, verharren die Landkreise GER und SÜW sowie die kreisfreie Stadt Landau bei 15 bis 20 Prozent Minderung“, so die Studie.

Und weiter: „Dass sich wenigstens die Stadt Germersheim und die Stadt Landau (veraltet) wie auch die Verbandsgemeinden Landau-Land und Bad Bergzabern ein Klimaschutzkonzept zugelegt haben oder daran arbeiten, reicht hinten und vorne nicht aus. So kann es nicht überraschen, dass die 18 Prozent Erneuerbare Energien, die die Südpfalz zum Stromverbrauch beiträgt, im Vergleich mit den 33 Prozent Bundesdurchschnitt eher recht mickrig daher kommen“.

Gemäß einer Erhebung der Universität Landau können auf den Dächern der Südpfalz rund 1.600 GWh Solarstrom pro Jahr erzeugt werden (1 GWh = 1 Gigawattstunde, entspricht 1 Mio. Kilowattstunden). „Das in dieser speziellen Südpfalzressource steckende Potenzial wird derzeit noch nicht einmal zu einem Zehntel ausgeschöpft.

Grotesk wirkt daher in diesem Zusammenhang, dass der bisher hoffnungsvolle jährliche Zubau von Solaranlagen in der Südpfalz im Jahr 2015 um über 80 Prozent auf nur noch 4,5 Megawatt (MW) eingebrochen ist. Ein Trend, der derzeit bundesweit ca. 70.000 Arbeitsplätze in der Solarbranche vernichtet. Die Bundesregierung will das so“, listet die BUND-Kreisgruppenvorsitzende die Studienergebnisse auf.

Dabei koste inzwischen die Erzeugung des Solarstroms bei Dachanlagen nur noch 11 bis 12 Cent pro kWh (netto). Demgegenüber schlage eingekaufter Strom bei privaten Haushalten um das Doppelte zu Buche. „Also lohnen sich Photovoltaikanlagen“, erklärt Marsiske.

Das Windkraftpotenzial der Südpfalz liege bei etwa 250 MW, die die Region mit ca. 700 GWh pro Jahr beliefern könnten. Dies entspricht etwa einem Drittel des Stromverbrauchs der Region.

Zusammenfassend heißt es daher in der Studie: „Wind und Sonne reichen aus, um den gesamten Strombedarf der Region abzudecken. . . . Erneuerbare schaffen sinnvolle Arbeit und Wertschöpfung.“

Laut Studie müsse künftig dem Wärmebereich mehr Aufmerksamkeit gelten. Denn ca. 5.000 GWh Wärme werden in der Südpfalz für Heizung und Industrieprozesse verbraucht.

In diesem Nutzungsbereich gelte es daher, die Gebäudesanierung sowie die Nutzung der Erneuerbaren vermehrt in den Blick zu nehmen.

Dazu gehöre u. a. die Anhebung der Sanierungsquote von jährlich unter ein Prozent des Gebäudebestandes auf mindestens zwei Prozent. Bund und Land müssten Anstoß zu einer Sanierungsoffensive geben.

Neben Biomasse, Sonne und Erdwärme sollte dem in der Südpfalz in großen Mengen anfallenden Trester für die Energieversorgung erhebliche Bedeutung zukommen. Alleine für die VG Landau-Land sei das berechnete Trestermaterial so hoch, dass dort der gesamte Heizölbedarf der Bürger und des Gewerbes ersetzt werden könne.

„Die Studie möchte schließlich folgenden meist übersehenen Umstand deutlicher ins Bewusstsein heben: Südpfälzische Haushalte und Unternehmen müssen augenblicklich für den Einkauf von Heizöl und Erdgas etwa 200 Millionen Euro pro Jahr aufbringen; anstatt Wertschöpfung aus heimischen Ressourcen vorzunehmen, lassen wir jedoch nach Einschätzung des Energieexperten dieses Geld zu einem großen Teil „in die Taschen der Putins und Ölscheichs dieser Welt“ fließen und „finanzieren damit indirekt Krieg, Terror und Vertreibung“, erklärt der BUND Südpfalz. (red)

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