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Buchlese in Hagenbach: Kurt Becks Kindheit in Steinfeld

Kurt Beck liest aus seiner Biografie.
Fotos: v. privat

Hagenbach – Neugierig waren die vielen Besucher der „Buchlese“ vor allem auf Kurt Beck, Ministerpräsident a.D, den besonderen Gast des Abends in der Stadtbücherei Hagenbach.

Im Rahmen der bundesweiten Aktion „Treffpunkt Bibliothek“ las der ehemalige Landeschef aus seiner Biografie.

Auch ohne das Amt bleibt Kurt Beck nach wie vor Politprofi, geht er auf die Menschen zu, hier ein Lächeln, dort ein Händedruck – trotz seiner 65 Jahre scheint er keine Ruhe zu kennen. Vormittags noch in Prag, nachts wieder in Mainz und dazwischen in Hagenbach, und das kurz nach einer Augenoperation.

Beck las, berichtete aus seiner Kinderzeit aus dem zerstörten armen Steinfeld der Nachkriegszeit. Das machte die Zuhörer nachdenklich. Ständige Arbeit auch der Kinder begleitete das tägliche Leben; man konnte gut nachfühlen, dass dem kleinen Kurt die pappigen nassen Arme samt Schnakenbissen beim Heidelbeerpflücken gar nicht gefielen.

Noch viel schlimmer war die Ausgrenzung durch eine Hautkrankheit. Kein Messdiener sein dürfen, bei Gleichaltrigen nicht anerkannt sein – recht negativen Kindheitserlebnisse, die aber im späteren Leben dennoch Energie und Tatkraft generierten.

Die Kindheit sei Antrieb seines politischen Denkens und Handelns geworden, sagte Kurt Beck. Er selbst begründet damit seinen „Gerechtigkeitssinn und seine Anstrengung, kranken und älteren Menschen jederzeit gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen“.

Auch wenn in letzter Zeit viele kritische Stimmen rund um seine Aktivitäten beim Nürburgring und seinen plötzlichen Abgang laut wurden, an diesem Abend galten ihm die Sympathien des Publikums, noch ergänzt durch Heidrun Paulus‘ „musikalische Hommage“.

„Ein kleiner Misston, das war der Nürburgring“, verkündete die Hagenbacher Musikerin und Komponistin mutig an „König Kurt“, der er aber nicht sein wollte. „Ich denke, ich wäre früher erster Sänftenträger gewesen“.

Und noch eine zweite Welturaufführung erklang – die zarte hell klingende Flöte von Heidrun Paulus hielt Zwiesprache mit dem mystisch schwingenden Didgeridoo von Bruno Wagenseil aus Scheibenhardt.

Weiterer Lese-Gast des Abends war Katharina Paulus aus Nordhessen, die aus ihrem Buch „Schwarze Butter“ Erzählungen vortrug, die sie für ihre Enkel aufgeschrieben hatte.

Auch sie beschreibt wie Beck eine Lebensdarstellung, die weit über das individuelle Erleben hinaus geht. Ein Spiegel einer armen, aber nicht zwangsläufig unglücklichen Zeit.

Information:

Die üblichen Öffnungszeiten der Bücherei im Kulturzentrum:

Montag 18 – 20 Uhr, Mittwoch und Freitag 16 – 18 Uhr. Büchereicafé. Donnerstag 9.30 bis 11.30 Uhr. Die Ausleihe ist für vier Wochen kostenlos. Informationen gibt es über die Homepage der Stadt Hagenbach/Stadtbücherei. E-Mail: Stadtbücherei@hagenbach.de.

Herbstferien sind vom 27.10. bis 1.11. 2014.

Kurt Beck mit Heidrun Paulus.

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