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Botanischer Garten in Karlsruhe: Die ersten Anfänge

Foto: pixabay.com/Solling-Horst

Die Karlsruher lieben ihren botanischen Garten, der ihnen mitten in der Großstadt einen Ort der Ruhe, Muße und Kontemplation beschert.

Die Geschichte des botanischen Gartens ist eng mit der Stadtgeschichte der Fächerstadt verwoben. Er wurde vom Stadtgründer Markgraf Karl Wilhelm von Baden Durlach (1679 – 1738) konsequent als Teil der Schlossanlage konzipiert.

Das Grafengeschlecht beschäftigte sich seit Generationen schon mit der Blumenzucht und Botanik. Karl Wilhelm von Baden Durlach selbst war bekannt für seine Tulpensammlung. Da lag der Gedanke nahe, einen Lustpark anzulegen, der sich gezielt diesen Themen widmete. Für den Bau engagierte der Stadtgründer den renommierten Architekten Carl Christian Gmelin, der eine botanische Anlage im besten Barockstil herbeizauberte. Mehr zur aufregenden Stadtgeschichte von Karlsruhe finden Sie unter Meinka.de [1].

Der botanische Garten im Stil des Barocks

Carl Christian Gmelin konzipierte den vom Markgrafen gewünschten „hochfürstlichen Lustgarten“ zwischen den beiden Seitenflügeln des Schlosses. Getreu den Idealen des Barocks waren Exklusivität und Außergewöhnlichkeit Trumpf. So entstand neben dem Schloss eine atemberaubende Anlage mit Orangerie, verschiedenen exotischen Blumenhäusern, Volieren und Grotten, die den Besucher in eine andere Welt führte.

Umwandlung in einen Englischen Garten

Der Zeitgeist wandelte sich, der Stil des Barocks hatte ausgedient, und so wurde es Zeit für grundlegende Veränderungen in der Parkgestaltung. Etwa zwei Generationen später setzte der neue Markgraf Karl Friedrich (1728 – 1811) eine umfassende Umgestaltung des botanischen Gartens durch. Er ließ sich den Park nach dem Vorbild des Englischen Gartens neu anlegen, dessen Attraktionen neben der Orangerie nun in ausgesuchten Warm-, Kalt- und Anzuchthäusern bestand.

Die Verschiebung von Teilen der Parkanlage wurde auch deshalb notwendig, weil der Markgraf die zentrale Mittelachse zwischen Schloss und Schlossplatz als Parade- und Festplatz benötigte. Spektakulär waren auch die gewaltigen Freiflächen zwischen den Attraktionen, mit denen die urwüchsigen Elemente der Natur gekonnt inszeniert wurden.

Der botanische Garten wird klassizistisch

Eine Schwäche dieser Umgestaltung war freilich, dass Karl Friedrich die meisten Gebäude aus Holz errichten ließ, die entsprechend schnell verfielen. Dies veranlasste Großherzog Friedrich (1826 – 1907) zu weiteren Baumaßnahmen, für die er den Stararchitekten Heinrich Hübsch gewinnen konnte. Der botanische Garten nahm nun einen klassizistischen Stil an. Hübsch versah sämtliche Pflanzenhäuser mit imposanten Eisenkonstruktionen, die er mit noch mehr exotischen, farbenprächtigen und spektakulären Blumen und Pflanzen aus aller Welt füllte.

Zeitweise wuchsen in den Gewächshäusern und Freiflächen bis zu 40.000 unterschiedliche Blumen und Pflanzen aus allen möglichen Herren Ländern. Bemerkenswert beim Umbau war auch die Fähigkeit des Architekten, die gewaltigen Eisenkonstruktionen und neuen Kunstskulpturen derart harmonisch in die Naturlandschaft einfließen zu lassen, dass ein malerischer Effekt entstand, der die Lustwandler in ihren Bann zog.

Der botanische Garten heute

Die bewegte Geschichte des botanischen Gartens von Karlsruhe zeigt, welchen besonderen Stellenwert dieser in allen Epochen in der Stadtgeschichte genossen hatte. Die Parkanlage wurde seit ihrer Entstehung immer nach den Idealen der jeweiligen Epoche modernisiert, um weitere Attraktionen bereichert und derart bezuschusst, dass die Architekten hier ein grenzenloses Experimentierfeld vorfanden, um ihre künstlerischen Ambitionen zu verwirklichen.

Während die prächtige Orangerie, die in einem Längsbau mit Kuppel untergebracht ist, als Sehenswürdigkeit eine ungebrochene Popularität genießt, sind die vielen Gewächshäuser von einem figurengeschmückten Sandsteinbau des Palmenhauses umrahmt, der den Besuchern Attraktion und Orientierungspunkt in einem ist, da er zentral zwischen den umliegenden Gewächshäusern gelegen ist.

Die Gewächshäuser wiederum sind nach Themen geordnet. So warten neben dem Palmenhaus zum Beispiel das Kamelien- und Sukkulentenhaus sowie das Warm- oder Tropenhaus auf den Besuch der zahlreichen Touristen und Karlsruher.

Überdies informiert ein Museum über die Geschichte des botanischen Gartens, während eine Kunsthalle die Gemeinsamkeiten von Kunst und Gartengestaltung thematisiert.

Eine weitere Attraktion ist der kunstvoll gestaltete Wintergarten, der dem Park seine bewegte Umrisslinie verleiht. Um die Pflanzen im Winter zu schützen, wird der Wintergarten bei Anbruch der kalten Jahreszeit von einer Glaskonstruktion abgeschirmt.

Weitere Reize verschaffen ein kleines Arboretum mit 20 Baumarten aus verschiedenen Kontinenten, herrliche Brunnenbecken und zahlreiche Kunstskulpturen, während die Café-Terrasse im Wintergarten eine attraktive Einkehrmöglichkeit bietet.

 

 

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