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Bistum Speyer und Chawwerusch Theater lassen Geschichte lebendig werden: „Wer die Wahrheit tut – Scheidewege des neuen Bistums“

Große Umwälzungen sind im Gange. Fotos: über Chawwerusch [1]

Große Umwälzungen sind im Gange.
Fotos: über Chawwerusch

Herxheim/Speyer – Am 12. Mai findet die Premiere der aktuellen Theaterproduktion des Chawwerusch Theaters in Edenkoben statt. Elf öffentliche und eine Schulaufführung werden in den Dekanaten des Bistums Speyer zu sehen sein.

Das Schauspiel verspricht eine interessante Zeitreise zu werden. Die Entstehungsgeschichte des neuen Bistums Speyer vor 200 Jahren wird anhand authentischer Figuren erzählt, die die damaligen Ereignisse greifbarer machen sollen.

Angst vor Geschichte und vor allem vor Kirchengeschichte muss bei diesem Stück keiner haben. Es wird von Menschen und deren Wirken erzählt, von politischen Umwälzungen, von der „Neufindung“ der katholischen Kirche und von Hunger und Armut.

Und es beschäftigt sich mit der hochaktuellen Frage: Was ist der richtige Weg für die neue Kirche, dem Glauben, für die Nächstenliebe und politischer Umgestaltungen? Große Themenblöcke, die dennoch miteinander stärker verwoben sind, als man meint. Eine Aufführung, die provozieren möchte, Stellung zu nehmen.

Handlung

Im Jahre 1817 steht die Pfalz unter bayrischer Herrschaft. Die katholische Kirche ist dem Staat untergeordnet und muss sich für alles, was außerhalb der Messe stattfindet, die Genehmigung des bayrischen Regierungspräsidenten Zwack (Monika Kleebauer) einholen.

Es ist die Zeit nach der Besetzung durch die napoleonischen Truppen, die die Kirchen enteignet und entmachtet haben. Alles liegt in Trümmern, die Bevölkerung hungert und kann kaum auf die Gerechtigkeit seitens der Regierung hoffen. Selbst von der Kirche scheinen sich die Bürger nichts mehr zu versprechen.

Chawwerusch Wahrhei - 3 [2]

In dieser hoffnungslos anmutenden Zeit bilden sich Charaktere heraus, die aus der Mitte der Bevölkerung wirken und einige bedeutende Weichen stellen:

Nikolaus Weis (Ben Hergl), Sohn eines Schafhirten, der als Priester sich am Aufbau des Bistums Speyer beteiligt. Später wird er zum Bischof und besticht durch seine umsichtige Arbeit, sein Geschick im Umgang mit Menschen und durch die Förderung herausragender Persönlichkeiten. Der Dom wird in seiner Amtszeit renoviert, das Bistum entsteht neu.

Paul Josef Nardini (Stephan Wriecz) ist ein charismatischer, tief religiöser Pfarrer, der die Nächstenliebe in die Tat umsetzt. Er gründet in Pirmasens eigenmächtig den Orden „Arme Franziskanerinnen“, um den Armen, Waisen und Kranken zu helfen.

Franz Tafel (Thomas Kölsch) ist ein gebildeter und begabter Pfarrer in Zweibrücken. Auch sein Ziel ist es, die Not der Menschen zu lindern. Er wählt aber den politischen Weg hierfür, was ihm Ärger und Anerkennung zugleich einbringt. Als Volksvertreter wird er 1848 in die Nationalversammlung gewählt. Tafel radikalisiert sich und wird später als Pfarrer suspendiert.

Und nicht zuletzt sind es die Frauen der Schwesterngemeinschaft „Arme Franziskanerinnen“, die tatkräftig dem „Armenvater“ Nardini unterstützen, sondern auch ihrem Bischof und ihrem Pfarrer helfen, den Blick für das „Wesentliche“ nicht zu verlieren.

Die Ordensschwestern Oberin Agathe (Monika Kleebauer) und Schwester Katharina (Gastschauspielerin Hanna Gandor) stehen stellvertretend für die vielen jungen Frauen, die sich Nardini angeschlossen haben. Sie spiegeln auch die Frauen jener Zeit wider, die oft an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden. Durch ihre pragmatische Herangehensweise und dem Gespür für die Bedürftigen, sorgen sie für die Verbesserung der sozialen Verhältnisse.

„Wer die Wahrheit tut – Scheidewege des neuen Bistums“ erzählt von Menschen mit Visionen, die mit Mut und Ausdauer ihren Weg verfolgt haben. Die Figuren in dem Stück haben historisch belegte Vorbilder und die allgemeinen Handlungsstränge sind geschichtlich fundiert.

Chawwerusch Wahrheit_ - 2 [3]

Das Bühnenwerk entstand und entwickelte sich im Laufe der Zusammenarbeit des Chawwerusch Theaters mit dem Regisseur Jürgen Flügge und dem Autor Danilo Fioriti. Flügge war Intendant des Landesbühne Esslingen, Generalintendant des Staatstheaters Braunschweig und leitete von 2003 bis 2006 die Schlossfestspiele Ettlingen. Er ist Dozent für Theatertheorie in Mannheim und Leiter und Regisseur am Hoftheater Tromm, welches von ihm gegründet wurde.

Für Flügge und Fioriti ist es die zweite Zusammenarbeit mit dem Chawwerusch Theater, nach „Eine Nacht im August“. Jürgen Flügge betonte, dass die Beschäftigung mit der Materie und den Figuren in dem aktuellen Stück reizvoll und packend sei: „Es sind die Vielschichtigkeiten der dargestellten Personen und die Verdichtung von über 200 Jahren Kirchengeschichte auf kleinsten Raum, die dieses Stück hochinteressant machen.“

Generalvikar Dr. Jung geht es bei dem Anlass zu der großen Feierlichkeit der Gründung des Bistums nicht darum, „sich selbst hochleben zu lassen“. Vielmehr soll das, was die Menschen damals umgetrieben hat, in das Blickfeld gerückt werden – unter dem Motto „Seht, ich mache alles neu“. „Die Frage war, wie kriegen wir das in die Breite transportiert“, so Jung. Damit entstand die Idee zu einem Theaterstück, um die Geschichte zugänglich zu machen. (Gabi Kunze) 

Die Premiere findet im Dekanat Landau in Edenkoben statt, Kurpfalzsaal, Freitag, 12. Mai. 

Weitere Aufführungstermine und –orte:

Dekanate:

Donnersberg, Samstag 13. Mai; Pirmasens, Freitag 19. Mai; Kusel, Samstag 20. Mai; Ludwigshafen, Sonntag 21. Mai; Germersheim Dienstag, 23. Mai; Speyer, Freitag 26. Mai; Kaiserslautern, Samstag 27. Mai; Bad Dürkheim, Dienstag, 30. Mai; Speyer / Bistumsjubiläum, Pfingstmontag 05. Juni; Saarpfalz, Samstag 10. Juni.

Vorstellungsbeginn jeweils um 19:00 Uhr / Einlass ab 18:30 Uhr.

Eintrittspreis: 10,00 € / ermäßigt: 5,00 €.

Kartenvorverkauf: Bischöfliches Ordinariat, Telefon: 06232/102-0, online über die Internetseite des Bistums und im Pfarrbüro am jeweiligen Veranstaltungsort.

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