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„Beym Clavier zu singen…“: Volles Haus und begeistertes Publikum in Rheinzabern

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V.li.: Alexander Strauss (Cembalo), Martin Erhard (Gesang),  und Ortsbürgermeister Gerhard Beil.
Fotos: Beil

Rheinzabern – Das zweite Konzert im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz brachte ein brechend volles Haus im Kleinen Kulturzentrum Rheinzabern – und den Beweis, dass dieser Tage auch noch Platz ist für ein Leben zwischen den Fußballevents. 

Martin Erhard, Gesang, und Alexander Strauss, Cembalo, entführten ihr Publikum ins 18. Jahrhundert und begeisterten mit einem bunten Strauß von Liedern und Solostücken.

Klassik von ihrer schönsten Seite: Leicht zugänglich, kurzweilige Stücke und interessante Textauswahl.

„Beym Clavier zu singen…“, nannten sie ihr Programm, das sie Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788) anlässlich seines 300. Geburtstags und dessen Onkel Georg Philipp Telemann (1681-1767) widmeten. Obwohl im frühen 18. Jahrhundert bereits im Schatten der virtuosen italienischen Opernarie stehend, behaupteten sich viele Liedkompositionen wegen ihrer Einfachheit und Natürlichkeit.

Als Zeichen zunehmender bürgerlicher Emanzipation, waren sie dennoch an die höfische Kultur gebunden, die von Versailles aus zum Vorbild für ganz Europa wurde. Süddeutsche Residenzen wie Mannheim oder Schwetzingen sind nicht weit, auch nicht Bruchsal, das Prachtschloss der Fürstbischöfe von Speyer, zu deren Territorium Rheinzabern über 1000 Jahre lang gehörte.

Aufgelockert durch wunderbar melancholische Cembalo-Stücke, gab Martin Erhard geschickt ausgewählte Lieder zum Besten, die – teils moralisierend, teils mit frühaufklärerischem Humor sinnierend – von Geld, Jugend, Einsamkeit, „Toback“, Freundschaft, Heuchler, Wind, aber auch von Liebe und Frauen handelten.

Bemerkenswert, mit welch feinfühliger Sprache sie das „Wesentliche“ umschreiben, wie mit einem Schleier andeuten, aber nicht entblößen: Hohe Kunst der Erotik im Umfeld allegorischer Darstellungen mit Nymphen, Apoll und Gott Amor.

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Heute wird dieses Thema Nr. 1 eher plump, derb oder in direkten Worten beschrieben. Natürlich war auch „das große Thema“ der Kunst vertreten: Die Abhängigkeit des Menschen von der Natur und das Eingebundensein in einen von Gott geregelten Lebenszyklus.

Ortsbürgermeister Gerhard Beil schlug in seinen Worten einen „europäischen Bogen“ und erinnerte an die Gleichzeitigkeit der höfischen Musik mit historischen Denkmälern in Rheinzabern aus dem 18. Jahrhundert: Barocktreppe, Kirche und Kirchturm, Wachthaus inkusive Kleinem Kulturzentrum, Grabdenkmälern auf dem „Kirchhof“ oder Zerstörungen während der Erbfolgekriege.

Ein gelungenes Konzert, das nur mit Unterstützung von Kultursommer Rheinland-Pfalz, Sparkasse Germersheim-Kandel, VR-Bank Südpfalz und Gemeindewerken möglich wurde, aber wieder einmal einen besonderen kulturellen Akzent im Römerdorf setzte. „Den Kunstmäzenen sei ebenso gedankt wie dem Partnerschaftsverein für den Sektausschank in der Pause“, so Bürgermeister nd vhs-Vorsitzender Gerhard Beil. (red/gb)

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