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Beweidung statt Bewaldung im Elmsteiner Tal: Jutta Grünenwald und Boris Wüst haben vor zehn Jahren Idee umgesetzt

Blick auf den Bahnhof (Herrenwiesen) vor und nach den Rodungsmaßnahmen.
Fotos: Jutta Grünenwald

Elmstein. Vor mehr als zehn Jahren haben Jutta Grünenwald und Boris Wüst die Idee einer Beweidung für brachgefallene Acker- und Wiesenflächen in der Gemarkung der Ortsgemeinde Elmstein vorgebracht.

Diese Idee hat mittlerweile das Gesicht der Gemeinde beeinflusst. Denn die Kulturlandschaft der früher stark von der Waldwirtschaft und dem Triften geprägten Gemeinde, die durch die damalige Nebenerwerbslandwirtschaft entstand, ging seit den 1960er Jahren mehr und mehr verloren, als weniger und weniger Flächen, die früher als Mahdwiesen genutzt wurden, bewirtschaftet wurden.

Grünenwald und Wüst haben dann die Idee einer Beweidung der brachgefallenen Acker- und Wiesenflächen in der Ortsgemeinde Elmstein vorgebracht.
Weil der Wald sich immer mehr die früher bewirtschafteten Flächen zurückholte, schlugen die beiden damals vor, Flächen im Talraum zu entbuschen und freizuhalten. Die Offenhaltung der Wiesenflächen als abwechselndes Element in der waldreichen Gegend steigere nämlich die touristische Attraktivität beispielsweise beim Wandern und der Fahrt mit dem Kuckucksbähnel.

Früher habe das gesamte Elmsteiner Tal als sehenswert gegolten. Dies sollte wieder der Fall sein, um die Gemeinden auch für Neubürger attraktiver zu gestalten, wünschte sich Grünenwald.

Für diese Idee fanden beide Unterstützung im Gemeinderat, beim Ortsbürgermeister, dem Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen und sogar beim Umweltministerium, das die Maßnahme schließlich mit insgesamt 18.500 Euro förderte, denn die Beweidung hat als zusätzlichen Effekt positive Auswirkungen auf den Arten- und Biotopschutz.

Mittlerweile werden rund 7,5 ha Wiese, verteilt auf die vier Teilflächen „Herrenwiesen“, „Hinterer Hasselbach“, „Alte Wiesen/ Almosenwiesen“ und „Grundwiesen/ Am Möllberg“ bewirtschaftet.

Boris Wüst und Jutta Grünenwald erstellten vorab ein Konzept zur nachhaltigen Sicherung der Offenhaltung. Es sei dann eine langwierige Arbeit gewesen, alle Grundstückseigentümer zu überzeugen ihre Flächen für eine Beweidung zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus wurden „unzählige“ ehrenamtliche Arbeitsstunden erbracht. Es habe zwar Skeptiker gegeben, „aber mittlerweile wird das sehr gut angenommen“, betont Wüst.

Auf den Flächen finde eine so genannte „Gemischtbeweidung“ statt. Nach den Rindern, die das fette Gras verzehren, würden die Ziegen die Dornen und Hecken fressen, sobald die Rinder weitergezogen sind.

Die Beweidung liegt komplett in der Verantwortung der Tierhalter. Das bedeutet, der Tierhalter entscheidet wann und wie lange die Rinder und Ziegen auf der Fläche bleiben. Durch die Bereitstellung von vier Flächen ist es somit möglich, je nach Witterung und Graswuchs innerhalb der Gemarkung mit der Beweidung zu wechseln.

„Es ist uns wichtig, dass die Flächen nicht ganzjährig beweidet, aber dennoch kontinuierlich abgegrast werden, um eine erneute Verbuschung zu verhindern. „Es ist keine Wiesenmahd mehr, sondern eine Beweidung, daher ändert sich auch das Erscheinungsbild der Wiesen.

Der Beweider hat auch die Möglichkeit, die Flächen nach Bedarf zu Mulchen, um die Ausbreitung des Binsengrases, das von den Tieren eher verschmäht wird, zu unterbinden“, erklären Grünenwald und Wüst.

Beide sind sehr froh über die „stetige große Unterstützung“ durch die Ortsgemeinde und fänden es wünschenswert, wenn man langfristig die Flächen räumlich miteinander verknüpfen könne. Hier liege künftig eine große Chance in dem Projekt „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“. (carsten hofsäß)

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